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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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gebrüllt. Zum Glück haben wir das gesehen, der
Mehmet war grad da. Wir sind beide rausgerannt, da hat der Kerl von Caro
abgelassen. Ganz fertig war sie dann, völlig untypisch für Caro. So ein
sportlicher Naturbursche war das. Die Anzeige sollte bei der Polizei
aufliegen.«
    »Werden solche Attacken immer angezeigt?«
    »Ich denke ja, aber da fragst du am besten Selma. Sie hat
das Frauenhaus mitbegründet. Weißt du, ich verstand Caro«, Amélie spielte
nachdenklich mit dem Löffel, »bis zu einem gewissen Grad. Was ich in meinen
Kursen an Lebensgeschichten hör, da wird dir schlecht davon.« Amélie drehte
abwesend die Teetasse in den Händen. »Ich mach mir Vorwürfe, ich hätt mich mehr
um sie kümmern sollen.« Nachdenklich sah sie Berenike an. »Aber ich wollte mit
dem, was sie außerhalb meines Studios tut, nichts zu tun haben. Von dieser Art
Esoterik, wie Caro sie praktiziert hat, distanziere ich mich. Meinen Kundinnen
zuliebe, von denen ich lebe. Ich glaub selbst nicht an diese Dinge. Vielleicht
hätte sie Hilfe gebraucht.«
    »Geh, Amélie. Mach dir keinen Kopf. Das lässt sich nicht mehr
ändern.«
    Aber Amélie redete wie im Rausch weiter. »Caro war so bockig.
Es war schwer mit ihr. Weil sie ständig Kurstermine verschoben oder Stunden
ausfallen hat lassen. Sie wollte nicht einsehen, dass das so nicht geht. Ich
soll froh sein, dass sie als berühmte Tänzerin bei mir unterrichtet.« Amélies
Augenlid zuckte. »Durch die ganze Sache mit Mehmet hab ich einfach nicht
genügend auf Caro geachtet.«
    »Was ist eigentlich mit ihm?« Berenike kannte Amélies
schrille Lovestory. Ihretwegen hatte der türkische Animateur seinen Job in
Izmir aufgegeben und mit Amélie in Österreich Traumhochzeit gefeiert. Berenike
war natürlich eingeladen gewesen und hatte sich von den schwungvollen
Tanzrhythmen mitreißen lassen. Bald darauf hatte sich endlich die Möglichkeit
ergeben, in Amélies Studio selbst einen Kurs für orientalischen Tanz zu
belegen. Sie hatte sich gleich wohlgefühlt bei den Bewegungsabläufen. Die
Tanzlehrerin stammte wie Mehmet aus der Türkei und war eine Bekannte von ihm.
Doch nach einem Semester war der Kurs nicht mehr zustande gekommen, und bald
darauf hatte Berenike stattdessen bei Caro zu tanzen begonnen und auch dieses
Angebot genossen.
    Amélie schob jetzt die leere Schüssel von sich. »Ja, das
Essen hat mir gutgetan. Du hast recht gehabt.«
    »Möchtest du noch mehr?«
    »Danke, nein. Ich bin satt.«
    »Also, was ist mit Mehmet?«
    »Wenn ich das wüsste!« Sie wedelte mit der Hand durch die
Luft. »In letzter Zeit verschwindet mein Mann oft nach Wien, angeblich
beruflich, und um Verwandte zu besuchen, die seine Unterstützung brauchen. Er
verdient gut als Security Manager bei Koromar.«
    »Moment mal, Koromar, das hab ich neulich erst gehört.«
    »Ein Leiterplattenwerk in Ebensee.«
    »Rita arbeitet doch dort. Und Ellens Mann, oder verwechsle
ich das?«
    »Sven und Mehmet sind sogar in derselben Abteilung – und wie
Hund und Katz. Ein schwieriges Team. An der Situation ist sicher nicht mein
Mehmet schuld. Er hat die höhere Position als Teamleiter.«
    »Er ist Svens Chef?« Berenike war überrascht.
    »Ja, er hat Karriere gemacht.« Amélie grinste stolz. »Mehmet
ist fleißig und freundlich. Die neuen Eigentümer wissen das zu schätzen.«
    »Obwohl er kaum über 30 ist?«
    »Heute ist das anders, Berenike. Es geht nicht ums Alter,
sondern um das Potenzial der Mitarbeiter. Was mir mehr Kopfzerbrechen … ich
weiß, über Tote nur Gutes … Caro … also immer, wenn sie kurzfristig eine
Unterrichtsstunde abgesagt hat, ist auch Mehmet verschwunden. Monatelang hab
ich mir darüber Notizen gemacht. Schau«, sie kramte einen dicken Timeplaner
hervor, in dem alle möglichen Tage rot und gelb markiert waren. »Aber ich hab
sie nie zusammen gesehen. Sind wohl schlau gewesen.«
    »Glaubst du ernsthaft, die beiden hätten ein Verhältnis
miteinander gehabt?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Er hat ihr schöne
Augen gemacht. Caro nannte ihn schleimig und hat Witze über ihn gerissen und
über unsere Liebe. Vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver?« Amélie fuhr sich mit
gespreizten Fingern durch die zerzausten Locken. »Das zwischen Mehmet und mir
ist etwas Besonderes. Das lass ich mir von niemandem kaputt machen.« Bekräftigend
nickte sie ein paar Mal und sah dabei fast so unbeschwert wie sonst aus. »Ich
weiß, ich bin um einiges älter als er. Meinst du, dass er mich nicht

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