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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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will?«
    »Geh, Amélie …«
    Amélie zuckte mit den Schultern. »Ich werde nicht jünger. Man
bekommt Orangenhaut an den unmöglichsten Stellen.« Sie schob eine Locke hinter
die Ohren. »Dazu die grauen Haare.« Sie seufzte. »Im Moment ist er auch grad in
Wien. Für länger, hat er gesagt. Geschäftlich. Die Konzernzentrale von Koromar
befindet sich dort. Und Caro … ihr Tod … ich habe Angst, dass er …«
    »Du traust Mehmet nicht?«
    »Er ist leidenschaftlich. Sie hat ihn beleidigt und mich
auch.« Sie sah Berenike bittend an. »Du hast doch Verwandte in der Hauptstadt.
Könntest du dich nicht ein wenig umhören für mich?«
    »Was soll das bringen? Caro ist tot.«
    »Eben drum. Ich möchte meine Ruhe wiederfinden. Ich muss
wissen, wo er am Abend von Caros Ermordung war. Ob er da schon in Wien war. Ich
will Zeugen dafür. Kannst du nicht versuchen, etwas mehr über Mehmets
Aufenthalt herauszufinden? Du kennst doch so viele Leute.«
    »Mal sehen, Amélie. Meine Nichte hat zwar bald Geburtstag und
ich werd sie wahrscheinlich in Wien besuchen, aber ich versprech nichts.«
    »In Ordnung. Überleg es dir.« Amélie schlürfte den letzten
Rest Tee aus ihrer Tasse. Schüttelte sich. »Aber überleg nicht zu lange,
bitte.«
    »Möchtest du frischen Tee? Oder was anderes? Einen
Fruchtsaft? Ich hab ganz tollen naturtrüben Holunderbeerensaft.«
    »Danke, aber ich muss zurück ins Studio. Geh in Wien ins Café
Istanbul. Muss im 10. Bezirk sein. Er steigt immer dort in der Nähe ab.«
    »Auch noch Favoriten!« Berenike stöhnte. »Ich werde sehen,
was sich machen lässt.«
    Amélie erhob sich. »Was bekommst du für die Suppe und den
Tee?«
    Berenike winkte ab: »Du bist eingeladen.«
    »Ja?« Amélie sah sie überrascht an. »Danke. Und denk an Caros
Rückkehr nach Österreich und das organisierte Verbrechen. Ich hab da so ein
Gefühl.«
    »Ja, Amélie.« Geduldig verabschiedete sich Berenike von der
anderen. Schwungvoller als beim Kommen ging die Besitzerin des Hallstätter
Tanzstudios hinaus und winkte dabei Hans zu. Berenike folgte ihr vor die Tür.
Die Wolken waren Richtung Dachstein weitergezogen. Echtes Sommerwetter war aber
immer noch zu viel verlangt.
    Im Auto hob Amélie nochmals grüßend die Hand und fuhr los.
Berenike ging hinein, servierte ab. Ruhe war wieder eingekehrt, seit die
Seminargruppe weg war. Sie ließ das eigenartige Gespräch mit Amélie Revue
passieren. Man wurde nicht schlau aus ihr. Ihre Mitarbeiterin war getötet
worden, aber Amélie interessierte sich vor allem für die amourösen Bande ihres
Mannes. Sie hatte jedenfalls Grund genug, auf Caro sauer zu sein oder mehr als
das. Eifersucht gab ein hervorragendes Mordmotiv ab. Und dann Amélies
Erschrecken angesichts der Erwähnung lesbischer Liebschaften! Wenn die wüsste,
was ich früher … Berenike grinste. Einen Moment lang überschwemmte intensive
Sehnsucht nach einer Berührung, vielleicht nach der von Jonas, sie körperlich.
Doch der war weit weg und hatte sie nicht beachtet. Damn it, sie würde darüber
hinwegkommen. Sie legte eine CD ein und lauschte eine Weile den orientalischen
Trommelrhythmen. Hans folgte ihr mit den Augen, als sie in ihr kleines Büro
ging.

Sechs
Maple Tea
    »Ich war grad in der Gegend.«
    »Ach ja?«
    Jonas. Da stand er nun leibhaftig vor Berenike, der Herr
Inspektor. In cooler Lederjacke und schwarzem T-Shirt. Woher nahm der Mann nur
immer diese Lässigkeit? Mit einem Schlag wurde sich Berenike ihrer Müdigkeit
bewusst. Sie beobachtete an sich selbst, wie sich jeder einzelne Muskel gegen
eine Bewegung wehrte. Und ihr zerknittertes Hemd, sie sehnte sich nach einer
Dusche. Gedankenkarussell ad infinitum. Sie blickte auf und in die dunklen
Augen von Jonas.
    »Wenn man von der Sonne spricht …« Sie wollte ihn anlachen
und brach ab.
    Berenike bemerkte den Hauch feuchter Luft, der mit ihm
hereingeweht war. »Ich hab eben an dich …« Sie warf einen Blick aus dem
Fenster. Die Wolken lagen tief über dem grünlich schimmernden, dunklen See,
wieder einmal. Altaussee hüllte sich in neblig-graue Kleidung, gewebt aus
Unnahbarkeit. Die Feen lassen sich nicht blicken, lassen nur den an sich heran,
der sein Herz gibt, sich den Pflanzengeistern ehrerbietig nähert und die Tiere,
ob Hasen oder Katzen, freundlich grüßt wie alte Bekannte. Der Wassermann lebt
mit den paar beherzten Menschen, die sich schwimmend ins Wasser trauen.
    Jonas sah sie abwartend an. Was hatte sie sich letztes Jahr
bemüht, diesen Menschen

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