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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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hab schon alle
angerufen, niemand hat sie gesehen. Sie malt sich alles Mögliche aus mit
Mehmet. Na, ich würd mich nicht mehr so leicht auf einen Mann einlassen.«
    »Wem sagen Sie das.« Wieder fiel Berenike Jonas ein. Hätte
ihr früher jemand gesagt, sie würde mit einem Polizisten etwas anfangen … ha!
Wie ungewöhnlich für ihn, er hatte schon lang nicht angerufen. Stopp, jetzt
fing sie schon an wie er!
    »Hepsen verhielt sich schon ein Weilchen anders als sonst.
Mehmet war länger als üblich nicht hier, da hat sie sich Sorgen gemacht.«
    »Wann war diese … Pause, in der er Hepsen nicht besucht hat?«
    »Letzten Monat, ich müsste lügen, wann genau.«
    »Vielleicht gegen Ende Juli?«
    »Es könnte sein, sicher bin ich mir nicht. Hepsen wird sich
schon daran erinnern.«
    »Verflixt, aber Hepsen ist nicht da! Hat Ihre Cousine einen
Kalender, in den sie das eingetragen haben könnte?«
    »Glauben Sie, ich schnüffle ihr nach? Aber wirklich nicht.«
Gül sah abweisend aus.
    Berenike wechselte das Thema. »Wie lange sind Hepsen und
Mehmet verlobt?«
    »An die zwei Jahre.«
    Die Verlobung musste also stattgefunden haben, bevor Amélie
ihren Traummann, oder besser Alptraummann, kennengelernt hatte.
    »Hepsen ist eifersüchtig, stimmt’s?«
    »Ja, das haben Sie bemerkt, nicht wahr? Hepsen hat Mehmet
hinterherspioniert. Sie ist ihm sogar nachgefahren. Hat ihn im Salzkammergut
aufgestöbert. Er hat behauptet, er arbeite dort.«
    »Wie bitte?« Na super, eine mehr, die zum Zeitpunkt des
Mordes an Caro in der Nähe war. Statt dass man die Verdächtigen der Reihe nach
ausschließen konnte, wurden ständig mehr präsentiert.
    »Sie hat wirres Zeug geredet, dass sie Mehmet mit einer
anderen Frau gesehen hat. Wenn er sie entdeckt hat, wie sie hinter ihm
herschnüffelt – so wie ich ihn kenn, muss er das Heft fest in der Hand haben.
Und Hepsen ist temperamentvoll. Er war jedenfalls nervös, als er nach Hepsens
Reise wieder nach Wien kam.«
    »Trauen Sie ihr einen Mord zu? Ich habe Ihnen von der
getöteten Frau erzählt. Vielleicht hat sie etwas über sein Doppelleben
herausgefunden und ihn damit konfrontiert. Ich weiß, dass die Tote gern
Tacheles geredet hat.«
    »Tacheles?«
    »Die Wahrheit.«
    »Ach so. Hepsen? Nein. Doch nicht Hepsen! Sie ist jung und
ungestüm, aber … also wirklich nicht.«
    »Es könnte sein, dass Mehmet in der Ermordeten eine
Mitwisserin aus dem Weg geräumt hat, damit sein Doppelleben nicht auffliegt.
Nur die Art des Tötens – so ritualhaft – ganz schrecklich –, die passt nicht in
dieses Bild.«
    »Ritualhaft? Was meinst du damit? Entschuldige, ich habe Du
gesagt.«
    »Bleiben wir dabei, ja?«
    »Gern.«
    Berenike schilderte, wie sie Caro gefunden hatten. Diese
Schönheit in all dem Blut, der Grausamkeit. Gänsehaut kroch ihr über die Arme,
während sie erzählte.
    »Wie erschütternd.« Gül schüttelte den Kopf. »Hoffentlich tut
die Polizei alles, was sie kann.«
    Jonas, dachte Berenike. Hoffentlich kam er jetzt in seinen
Ermittlungen besser voran als vor ihrer Abreise. Schließlich ermittelte sie
wegen seiner mangelnden Erfolge.
    »Normalerweise kenn ich Mehmet als lässigen Typen. Könnte mir
auch gefallen, wenn …«
    Nein, nicht auch noch Gül!
    »Aber ich lebe viel lieber allein. Dass er jetzt so viel
getrunken hat, passt nicht zu ihm. Er hätte das normalerweise nie getan. Da war
er seiner Kultur immer treu. Er muss irgendein Problem haben, er steht unter
Druck, das spüre ich.«
    Eine Weile sagte keine was.
    »Hepsen … wenn sie mit Mehmet weitergegangen ist, du weißt
schon …«
    »Klar.« Das Wort Sex auszusprechen, war hier wohl zu viel
verlangt.
    »… dann bekommen wir ein Problem. Mein Bruder denkt sehr
traditionell. Wenn Hepsen ihre Ehre … du weißt schon.
    »Hoffen wir, dass Hepsen bald zurückkommt. Dass nicht …
noch was passiert.«
    »Ja.«
    Sie verabschiedeten sich mit freundschaftlichem Händedruck.
Berenike verschwand durch die hintere Tür. Sie trat in den Hof, wo es jetzt in
der grellen Hitze noch mehr stank. Das plötzliche weißliche Licht knallte auf
eine Tür, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Wahrscheinlich eine ehemalige
Werkstatt. Sie setzte sich auf die Stufe. Nur kurz, eine Pause! Berenike
wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dieses verdammte Kleid! Ihre Beine
schmerzten unter dem dicken Jeansstoff. Dazu die geschlossenen schwarzen
Schuhe.
    Sie ging langsam durch den hässlichen Gang Richtung Haustor.
Ganz finster war es mit einem Mal

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