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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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beweisen: Wo warst du
in der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August?«
    »Auf dem Weg nach Wien, was sonst? Wir hatten eine
Besprechung am frühen Morgen.«
    »Bist du mit dem Auto gefahren?«
    »Natürlich. Und zwar allein. Ach, Berenike, du kennst mich
doch. Du verdächtigst mich doch nicht wirklich?«
    Berenike reagierte nicht auf sein Gejammer. »Hat dich jemand
gesehen?«
    »Nein, ich bin auch nicht von der Polizei geblitzt worden,
wenn du es wissen willst. Was veranstaltest du hier für Spielchen, Berenike?«
Seine dunklen Augen zielten wie Dolche auf sie. »Hepsen dagegen …«
    »Was ist mit Hepsen?«
    »Ach.« Er machte eine wegwerfende Bewegung. »Eine Verwandte.«
    »Ja? Das glaube ich nicht.«
    »Dann glaub es nicht. Ist mir egal.« Er krümmte sich und
setzte sich wieder. »Mir ist schlecht. Muss ich jetzt sterben, Berenike?«
    Wie kindlich er mit einem Mal wirkte! Das sollte Mehmet sein,
auf den die Frauen flogen, Mehmet, der Heiratsschwindler? »Wir holen die
Rettung.«
    »Nein, nur das nicht!« In einer schnellen Bewegung hatte er
sich mitten im Hof auf den Boden gelegt. Kein Mensch war an den Fenstern zu
sehen. Er hechelte, atmete viel zu schnell.
    »So wie du keuchst, wird es besser sein …«
    »Das lass meine Sorge sein. Nur keine Rettung. Das
muss … muss man bezahlen. Bitte nicht.« Er hielt beide Hände in die Luft,
als wäre er ein Hund, der Pfötchen geben wollte.
    »Dann geh hinauf und leg dich ins Bett.«
    »Ich dachte, die frische Luft …«
    »Ich bringe dich hinauf.« Berenike streckte eine Hand aus, um
ihm aufzuhelfen.
    »Nein, lass.« Er wich ihrer Bewegung aus. »Wirst du …?«
    »… mit deiner Frau reden?«
    »Meiner Frau?« Verwirrt sah Mehmet sie an.
    »Amélie! Schon vergessen vor lauter Hepsen?«
    »Woher kennst du Hepsen?«
    »Das spielt jetzt wirklich keine Rolle.«
    »Hepsen ist so, wie eine gute Frau sein soll. Bei ihr fühle
ich mich wohl.«
    »Also willst du sie wirklich heiraten?«
    »Hepsen will mich heiraten. Wie sollte ich dieser süßen Frau
widerstehen? Nach traditionellem Recht kann ein Mann viele Frauen …«
    »Aber nicht in Österreich. Und Amélie?«
    »Ach, Amélie. Sie kehrt nur den Boss hervor.«
    »Sie hat gesagt, ihr wollt gemeinsam in die Türkei gehen.«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Ach.«
    »Ja.«
    »Angeblich wollt ihr euch dort was aufbauen.«
    »Sie verkauft ihr blödes Studio ja nicht. Dabei gäbe es tolle
Chancen in der Türkei. Mit dem Geld bekäme sie ein ganzes Hotel.« Mehmets
Unterlippe zitterte beim Sprechen, krampfhaft stützte er sich auf die
Türklinke. »Bitte erzähl ihr nichts.«
    »Du weißt, dass deine Aufenthaltsgenehmigung von Amélie
abhängt.«
    »Aber …«
    »Nix aber. Wenn sie sich scheiden lässt, wirst du
ausgewiesen. Ihr seid erst ein Jahr verheiratet. Da bekommst du noch kein
Visum, ohne Amélies Mann zu sein.«
    Er starrte sie an, sprachlos, während aus seinen Augen ein
Höllenfeuer zu schlagen begann.
    »Du wirst die Sache klären, Mehmet. Verstanden? Sonst muss
ich mit Amélie offen sprechen.«
    Er nickte, zuerst noch zaghaft. Wahrscheinlich die Wirkung
des Alkohols.
    »Und ich werde ihr alles erzählen.«
    »Alles?« Er sprang auf, fuhr in seine Jackentasche, starrte
Berenike entgeistert an.
    »Ja. Du weißt, was das bedeutet. Über Hepsen und deine
Betrügereien, und auch über die Sache mit Caro.« Der Vorhang an dem kleinen
Fenster gegenüber bewegte sich, als Berenike aufstand. »Also dann, mach das
Beste draus, Mehmet. Bis ich zurück im Salzkammergut bin, will ich, dass du
alles aufgeklärt hast!« Sie wollte dem besäuselten Türken eben die Hand geben,
als sie einen Tropfen spürte. Viele Tropfen, die rasch zu einem Schauer wurden.
Sie flüchtete ins Vorderhaus. Mehmet ihr nach. Mit einem Schrei.

Sechzehn

     

     
    Er spurtete ihr nach und … war auf einmal
verschwunden. Berenike lehnte sich an die hässliche Mauer in dem verwinkelten
Gang. Weg war er. Sie hetzte die Stiegen ein Stück hinauf, aber überall war es
still. Also wieder hinunter, aber leise. Dann Frauenschreie und ein seltsames
Lachen. Schwer zu sagen, ob es dieselbe Frau war, die vorhin geschrien hatte.
Die schlechte Luft und all das Gesagte schnürten ihr die trockene Kehle zu. Sie
hustete und trat an das offene Haustor. Es regnete in Strömen, abwartend blieb
Berenike stehen. Gedankenchaos in ihrem Kopf. Das Gespräch mit Mehmet ließ sie
nicht los, hallte immer wieder nach. Vorher die Türkinnen. Ein buntes
Durcheinander drängte sich

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