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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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wieder. Ein echtes Gewitter, das wäre schön.
Berenike fühlte sich wie betrunken von der Hitze, dazu der ganze Tee dauernd …
komisch, sie hätte es nie für möglich gehalten, dass er ihr einmal zu viel
werden konnte. In Gedanken, wie sie war, bemerkte sie den schwarzen Schatten zu
spät. Er flog auf sie zu und dann lag sie am Boden, eine Stimme über ihr, eine
Stimme, geheimnisvoll wie aus 1001 Nacht, eine Stimme wie die Rache persönlich,
eine Stimme, die …
    »Hepsen! Was willst du?« Warum nur hatte sie sich schon
wieder in so einen blöden Fall verstricken lassen! »Was ist los?«
    Da lag ein Ungeheuer auf ihr und setzte ihr eine Waffe an,
Metall, das scharf war und wehtat, unglaublich weh, und eine Stimme schrie:
»Was willst du von meinem Mehmet?«
    Es war die kleine Hepsen, die so harmlos aussah. Und aus
allen Fenstern glotzten Leute, aber keiner sagte etwas und niemand kam Berenike
zu Hilfe. Und dann sah sie das Messer, das Friseurinnenmesser, mit dem Hepsen
ihr den Nacken ausrasiert hatte, gestern erst. Ein Messer wie …

Siebzehn
Tibetischer Buttertee
    »Du bist die Mörderin!«, brüllte Berenike.
»Warst du an dem Tag in Hallstatt? Du hast Caro getötet! Gib es zu!« Sie schrie
und schrie. Dachte an das Messer, mit dem man Caro umgebracht hatte. Sah das
andere Messer, so nah an ihrer Kehle. Wie Caro, fuhr es ihr durch die Gedanken.
Dann rannte das türkische Mädchen weg, hinaus aus dem Hof und durchs Haustor.
Ihre Schritte waren noch eine Weile zu hören, doch Berenike zu langsam, bis sie
aufgestanden und losgerannt war … und das doofe Gewand, das sie trug …
    Es war vorbei, die Kleine war weg.

     
    Berenike fühlte sich alt, steinalt. Sie lehnte
sich an eine Häuserwand und atmete keuchend, wie ein Sportler, der die
Ziellinie gerade noch als Letzter geschafft hat. Das ganze Training hatte
nichts genutzt, Karate, Tanzen und Krafttraining, weiß der Teufel. Ihr Gewand
sah erbarmungswürdig aus. Dumpfer Schmerz drang aus dem Knie in ihr
Bewusstsein. Der Aufprall vorhin. Ihr Hals fühlte sich staubtrocken an. Die
Luft dampfte unter einer heißen, gelangweilten Sonne.
    Wen anrufen …? Sie tippte auf dem Handy herum. Horst, warum
nicht. Zitternd sprach sie. Auf Horst konnte man bauen, er würde in seinem Alfa
angerauscht kommen, verlässlich wie ein Pfarrer, und das, obwohl sie so
gespottet hatte über den Angeberschlitten!
    Im Auto tauschte sie ihre Schuhe gegen Flip-Flops aus, die
sie in ihrer Tasche mitgebracht hatte. Was für eine Erleichterung!
    »Fahren wir zum Wienerberg?«, schlug Berenike vor.
    »Wohin?«
    »Geh, kennst dich in deiner Heimatstadt nicht aus? Als Mundl
tätest du nie durchgehen.«
    »Hier jedenfalls war ich noch nicht oft.«
    »Eher in Döbling, was?«, stichelte Berenike.
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Ich tät gern die Füße ins Wasser halten, der Ziegelteich
dort liegt am nächsten.«
    Horst sah sie blitzend an. »Na gut, wenn du willst.« Er
parkte in der Nähe der gläsern spiegelnden Bürotürme, stieg aus, sah sich
mehrmals wachsam um. »Ist die Gegend hier wirklich ungefährlich?«
    »Was weiß ich, aber du bist doch versichert?«
    »Ja schon …«
    »Na eben.«
    In dem Erholungsgebiet mit seinen Sträuchern, Wiesen und
Teichen war trotz des Regens von vorhin einiges los. Die Wärme hatte nicht
nachgelassen. An den Büschen sah man erste Hagebutten, halb grün noch, nur
einen allerersten roten Schimmer hatten sie. Hunde plantschten im Wasser, laute
Musik erschallte, irgendein Technozeug. Dazu Jugendliche mit jeder Menge
Tätowierungen und dem gewissen herausfordernden Blick, Bierdosen in der Hand.
    An einem abgelegenen, halbwegs ruhigen Plätzchen ließen sich
Horst und Berenike nieder. Was für eine Wohltat, die heißen, geschwollenen
Beine ins Wasser zu strecken. Und durchatmen, einfach nur sitzen, atmen, sich
ablenken lassen von dem eben Erlebten. Schwimmen wollte Berenike hier nicht, an
einen Badeanzug hatte sie nicht gedacht. Fürs Nacktbaden war zu viel los. In
der Nacht vielleicht … Außerdem wusste sie nicht, ob die Wasserqualität zum
Baden reichte. Horst sah sich neugierig um.
    »Wo du jetzt stehst und staunst«, erklärte Berenike, »haben
sich einst die sogenannten Ziegelbehm, Arbeiter aus Böhmen, abgerackert, um für
die Wiener Ringstraße das nötige Baumaterial aus dem Lehm zu schlagen.«
Geplapper, nichts als Geplapper. Das musste der Schock sein.
    »Was du alles weißt. Ich kenn nur den Golfplatz …«
    »Das ist wieder

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