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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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typisch.«

     
    Später saßen sie in Wiens einzigem
Tibet-Restaurant in der Nähe der Volksoper. Ein weiterer Regenguss hatte sie
vom Wienerberg vertrieben. Wolkenungeheuer waren über die Hochhäuser
hereingebrochen, das Donnergrollen hatte mächtig gehallt. In der dampfenden,
feuchten Hitze hatte die Sicht plötzlich gegen null tendiert. Der Teich hatte
von einer Minute auf die andere feindselig gewirkt, tödlich einsam und dunkel.
Berenike hatte das kühle Nass auf der Haut genossen. Ihren heißen Wangen tat
das gut, ebenso wie den Füßen, als sie durchs weiche Gras ging. Zwischen den
Zehen drang Feuchtigkeit durch, Grashalme duckten sich sanft unter ihren
Sohlen. Und den Gedanken tat das sowieso gut, erhitzt, wie sie von der
Mörderjagd waren.
    Jetzt lümmelten Berenike und Horst in dem Lokal auf lässigen
Sofas. Noch immer mochte Berenike nicht recht an Hepsen und ihre Attacke
denken. Lieber die Bilder an den Wänden bewundern, Fotos aus dem tibetischen
Hochgebirge. Sich ganz auf das Jetzt konzentrieren. Es gab Buttertee, die
Mischung aus starkem schwarzem Tee, fetter Butter und Salz war allerdings
gewöhnungsbedürftig. Traditionell bereitete man das Getränk mit Yakbutter zu,
in Europa kam normale Butter zum Einsatz. In den 4.000 Meter hohen Bergen galt
Buttertee als unverzichtbarer Energielieferant. Früher hatten die Menschen aus
Tibet mit China Handel getrieben, indem sie chinesischen Tee gegen Pferde
eintauschten …, so friedlich ging es heute dort beileibe nicht mehr zu. Die Tea
Horse Trade Route hätte Berenike aber wirklich gern besucht.
    »Du erlebst Sachen!«, schnurrte Horst, während er ihr den
Nacken massierte.
    Sie hatte angefangen, von ihren Erkenntnissen zu berichten
und von Hepsens Überfall. »Soll ich glauben, dass diese kleine türkische Maus
Caro getötet hat? Hepsen steckt voller ungezügelter Leidenschaft, aber eine
Mörderin? Gül glaubt das nicht.«
    »Die Verwandten glauben so was nie.« Horsts Finger spielten
an Berenikes Kreuz. »Hej, entspann dich! Ich weiß, was dir jetzt guttut.« Er
reckte die Beine weit auseinander. »Du hast doch gesagt, Mehmet hat ein
Verhältnis mit dieser Caro zugegeben. Er könnte sie umgebracht haben, weil sie
ihm zu weit ging und mehr als Sex von ihm wollte?« Bei den letzten Worten
leuchtete Horsts Gesicht auf wie eine glitzernde Sternennacht. Er grinste,
rekelte sich und nahm langsam einen Schluck Tee.
    »Von Mehmet? Geh, bitte. Sie hat ihn verachtet, das hat sie
allen klar gemacht. Wie sich zeigt, zu Recht.«
    Horst fing an, ihre Schultern zu kneten. Er machte es genau
richtig, nicht zu fest und nicht zu leicht. Die Wärme seiner Berührung tat gut,
lebendig, wie sie war. Sie verscheuchte die Gedanken an dieses ewige Töten.
    »Lass los, lass alles los«, hauchte Horst auf ihre
Nackenhaut. Das war gut, das war aufregend …
    Berenike schob die Hand weg. »Ich muss nachdenken. Da ist zu
viel Chaos in Bezug auf den Mord an Caro. Es gibt zu viele Verdächtige. Mehmet,
Hepsen, ja sogar Amélie, aber das glaub ich am allerwenigsten. Adi find ich
seltsam in seiner Art, auch wenn ihn Selma als harmlos einschätzt. Aber die hat
selbst ein Glas mit Buttersäure herumgetragen und das normal gefunden. So viele
hätten ihre Gründe gehabt, Caro zu töten. Amélie will auf keinen Fall, dass sie
wegen ihrer Ehe mit Mehmet ausgelacht wird. Er hat ein Verhältnis mit Caro
zugegeben. Niemand ist frei von Eifersucht … Hepsen am allerwenigsten. Und
Mehmet auch nicht, falls Caro sein Doppelleben aufgedeckt und ihn zur Rede
gestellt hat. Ich weiß übrigens immer noch nicht, weshalb Caro so überstürzt
Amerika verlassen hat.«
    »Amerika?«
    »Ja, sie hat drüben große Erfolge als Tänzerin gefeiert, das
hat mir Amélie erzählt. Das ist die Leiterin …«
    »… des Tanzstudios, ich weiß, du hast es mir erzählt. Die
Mischpoche muss ich mir einmal ansehen. Ich könnt dich besuchen …, was meinst
du? Na, reden wir später darüber. Also haben sie alle einen Grund gehabt, Caro
aus dem Weg zu räumen.«
    Sieh an, wie er sprach, der Mann hatte unerwartet
Vorstadtslang drauf. Sein elegantes Gehabe, alles Show. Alles Schein, um zu
beeindrucken.
    »Wobei, wieso sollte Amélie das Zugpferd ihres Tanzstudios
umbringen? Das wär schön dumm.«
    »Eifersucht hat schon manche Leute zu kopflosen Aktionen
getrieben.«
    »Stimmt.«
    Horst hob die Hände und ließ sie sachte auf ihren unteren
Rücken sinken. Warm blieben sie dort liegen.
    Berenike zuckte mit den Achseln, um

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