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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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konnte die Informationen drehen und wenden, es funkte permanent, dass das, was auf dem Grill hing, eine menschliche Gestalt hatte. Das Einzige, was fehlte, war der Kopf. Er war nicht dort, wo er meiner Meinung nach hätte sein sollen. Ich ging noch einen Schritt auf das Feuerbecken zu und guckte über dessen Rand. Und da war er: Der halb zerschmolzene Ritterhelm saß schief auf dem Kopf, weil die Hirnschale aufgebrochen war, wie bei einem geplatzten Frühstücksei. Das Wort ›keck‹ flog in meinen Gedanken vorbei, die nur noch ein heilloses Durcheinander von Worten waren, die sich zu keinem sinnvollen Ganzen zusammenfügen lassen wollten.
    Die ersten Worte, die ich nach einer halben Ewigkeit herausbrachte, waren: »Herr Heibuch, sind Sie das?«
    Als wolle der verschmorte Kopf mich grüßen, fiel im selben Augenblick der Helm vom Kopf und landete scheppernd auf dem Boden. Funken stoben aus dem Feuerbecken, und ein paar kleine Flammen schossen hoch. Ich rannte schreiend aus dem Zelt, rempelte einen der Löschzwerge um, die mir mit ihren Wassereimern entgegenkamen, prallte draußen gegen das Schild des schwarzen Ritters, rutschte aus und landete zwischen den tänzelnden Hufen seines Rappen.
    »Ruhig, ho, ho ...«, sagte Roland vom roten Phönix.
    Ich krabbelte auf allen vieren unter dem Pferd hervor und schrie: »Gib mir dein Handy, sofort!«
    Er zog seine Lederhandschuhe aus, reichte mir eine Hand und grinste breit. »Ich habe gar ...«
    »Gib mir dein Handy, natürlich hast du eins!«
    »Was ist denn?«, sagte er und nestelte unter seinem Lederhemd herum.
    Hinter mir hörte ich, wie einer der Zwerge rief: »Du liebe Scheiße, was ist das denn?!«
    Endlich hatte Roland sein Telefon gefunden. Ich riss es ihm aus der Hand und wählte Winnies Nummer. Die Mailbox sprang an. Ich schrie in den Hörer: »Egal, wo du bist! Komm sofort auf den Mittelaltermarkt. Da hängt eine Leiche auf dem Ochsengrill. Vielleicht ist das mein Chef ... Winnie! Du musst sofort kommen!« Dann drehte ich mich um und übergab mich auf die Lederstiefel des edlen Roland vom roten Phönix.
    Plötzlich kam Bewegung in die Umstehenden. Aus dem Musikantenzelt strömten die Burgfräulein herbei. Ein Mann in einer dunkelbraunen Mönchskutte stellte sich mir als Klaus Grimberg, stellvertretender Marktleiter, vor und fragte nach dem Grund der Aufregung. Roland vom roten Phönix erklärte: »Die Pesthexe sagt, dass da drin ein Toter auf dem Ochsengrill ist.«
    Ich nickte zur Bestätigung. Im selben Augenblick kamen die beiden roten Zwerge aus dem Zelt und sagten unisono: »Sie hat recht, Klaus.«
    Grimberg zog die Augenbrauen hoch und schnaubte, als er das kleine Telefon in meiner Hand sah. Dann drehte er sich um und packte die Zeltplane.
    »Das würden wir an deiner Stelle lieber nicht machen«, sagte der eine Zwerg.
    »Pah«, sagte Grimberg, schlug die Plane zurück und ging ein paar Schritte hinein. Es vergingen ein paar Sekunden, bis er würgend und mit flackerndem Blick wieder hinauskam. »Die Polizei, wir müssen sofort die Polizei rufen«, keuchte er.
    Einer der roten Löschzwerge reichte mir wortlos ein sauberes Tuch und stellte den Wassereimer vor mich. Ich tauchte es ein und wischte mir damit übers Gesicht. Es half ein bisschen, zumindest konnte ich einen halben Gedanken zu fassen kriegen und rief: »Stopp! Ich, ich mach das schon mit der Polizei. Ich mach das sofort!« Ich wischte Rolands Handy an meinen Röcken ab und wählte die Nummer von Karin und Peter, Winnies Kollegen vom Polizeirevier. Karin meldete sich und ich stammelte: »Kommt sofort her ... Mittelaltermarkt ... das große Zelt in der Mitte vom ... Wir haben eine Leiche ... Was?«
    Karin fragte irgendwas, aber ich konnte es nicht verstehen, weil eins der Burgfräuleins zu kreischen anfing. Der Löschzwerg fackelte nicht lange und schüttete ihr eine Ladung Wasser ins Gesicht. Die Edeldame sank zu Boden. Sofort war es wieder ruhig. Der Wasserwerfer verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust und nickte mir zu.
    »Karin, ich hab Winnie schon auf die Mailbox gesprochen. Er ist doch auf dem Weg nach Frankfurt. Er muss sofort zurückkommen. Sofort, verstehst du? Und ihr müsst herkommen! Sofort! Was? ... Karin! Hör mir doch mal zu! Ein Mann steckt auf einem Grillspieß, an dem eigentlich ein Ochse hängen sollte, und ist gar ... Wie? Wer das ist? Vielleicht mein Chef? ... Identifizieren? ... Karin, der ist kross wie ... wie ... ja, verflixt nochmal! Was würdest du sagen, wonach das

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