Ausgeträllert (German Edition)
Kommissar? Ha! Das Einzige, was den interessiert, ist, ob sein Knackarsch auch gut in der Hose sitzt ...«, sagte Gregor.
»Da wäre ich mir mal nicht so sicher, mein Lieber.«
»Die Pesthexe hat recht«, sagte Roland mit vollem Mund. »Der Typ ist mir voll auf die Nerven gegangen mit seiner Fragerei. Über jede Sekunde wollte der Bescheid wissen ...«
»Das muss er ja wohl auch. Euch scheint es ja nicht sehr zu stören, dass da jemand umgebracht worden ist. Kommt bei euch wahrscheinlich jeden Tag vor – Tote auf dem Grill.«
»Können wir uns nicht mal über was anderes unterhalten? Jetzt so, beim Essen?«, maulte Roland.
»Meinetwegen«, antwortete ich und dachte: über Tischmanieren zum Beispiel?
»Hast du uns nur eingeladen, um uns zu beleidigen?«, sagte Gregor.
»Nein, eigentlich nicht«, gab ich zurück. »Aber ich hatte mich gefragt, woher die Presse all diese Details wusste.«
»Ehrenwort! Von uns nicht. Das war’n Witz vorhin«, sagte Gregor. »Ich hab einen Ruf zu verlieren. Und wenn ich rausfinde, wer das war, dann fliegt er eben raus.«
»Seid ihr deshalb nur sechs Zwerge?«
»Wir sind sieben. Aber meine Frau hat Urlaub, die brauchen wir erst wieder in der Märchensaison«, erklärte Gregor.
»Aha, verstehe. Okay, Themenwechsel. Wo fahrt ihr hin, wenn der Markt vorbei ist?«
»Nach Hause«, sagte Gregor.
»Und wo ist das?«
»Sauerland.«
Roland wischte sich mit dem Ärmel seines karierten Baumwollhemdes den Mund ab und nuschelte: »Jetzt sei mal nicht so einsilbig, Gregor.«
»Ich könnte die Plattensammlung auch wieder unter deinem Hintern wegziehen«, sagte ich und fühlte mich auf der Stelle nicht mehr wohl. Der Ritter hatte keine Manieren, jedenfalls nicht, solange er nicht in seiner Rüstung steckte, und der andere war garstig, wo er konnte. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt.
Raoul brachte noch eine Flasche Wein und verschwand wieder.
»Wir fahren auf unseren Hof. Die ganze Truppe wohnt da«, erklärte Roland. »Wir haben Pferde und Ziegen und Schafe, und wir haben sogar einen uralten Löwen im Gnadenbrot. Den nehmen wir aber nur mit, wenn wir als Gladiatoren auftreten.«
»Wir machen in Gladiatoren, Rittern, Cowboys und Indianern«, sagte Gregor stolz und schob mir eine kleine, bunte Broschüre über den Tisch. »Führend in ganz Europa. Wir arbeiten auch für große Filme.«
Ich blätterte darin.
»Aha? Filme ... Kann man davon leben?«
»Ganz große Filme«, sagte Gregor in beleidigtem Ton. »Du glaubst mir wohl nicht.«
»Wir waren in
Gladiator
dabei«, sagte Roland voller Stolz.
»Hab ich nicht gesehen«, sagte ich.
»Mit Russel Crowe!«
»Tut mir leid, ich steh nicht so auf Sandalenfilme.«
Die beiden guckten sich an und blieben die nächsten Minuten stumm. Ich hatte immer noch kein Essen auf dem Tisch und goss mir Wein nach. Gregor hielt mir auffordernd sein Glas hin. Als ich ihm nachgeschenkt hatte, sagte er: »Mein Vater war in
Time Bandits
dabei. Den Streifen kennst du ja wohl.«
»Ja. Toller Film. Komisch, jeder Zwerg, der irgendwo auftaucht, behauptet, dass sein Vater in
Time Bandits
dabei war ... aber egal. Dann war dein Vater auch schon klein?«
Gregor verdrehte die Augen. »Meine ganze Familie ist klein. Kannst du mal aufhören, darauf herumzureiten? Meine Fresse ...«
»Ist ja schon gut«, sagte Roland.
»Ja, ja, ja ... weißt du, mir reicht’s halt auch manchmal.«
»Versteh ich«, sagte ich. »Man hat es nicht leicht, wenn man ...«
Bevor ich wieder irgendetwas Dämliches sagen konnte, traf mich ein Fußtritt von Roland und ich hielt den Mund.
Die Minuten vergingen. Ich hatte Hunger und drehte mir eine Zigarette in der Hoffnung, dass der Trick ›Dreh dir eine Zigarette, und dann kommt garantiert der Bus‹ auch hier funktionieren würde. Tat er nicht. Also trank ich noch mehr Wein und malte mit meinem Besteck Kreise aufs Tischtuch. Schließlich fragte ich: »Wie ist Heibuch eigentlich an seinen Standplatz für das Zelt gekommen?«
»Hast du kein anderes Thema? Irgendwas? Die politische Lage in Grönland, meinetwegen. Oder red’ über, über, irgendwas ...«, platzte es aus Gregor heraus.
»Meine Güte, vermutlich ist es mein Chef, der da ermordet wurde. Da wird man doch mal fragen dürfen? Das geht auch nicht spurlos an mir vorbei. An euch offensichtlich schon.«
»Er hat mich geschmiert, ganz einfach. Das solltest du doch am besten wissen, wenn du für ihn arbeitest«, sagte Gregor mit jeder Menge Desinteresse in der
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