Ausgeträllert (German Edition)
Stimme.
»Wenn ich es wüsste, hätte ich nicht gefragt. Hat ihn auf dem Markt jemand so gehasst, dass er ihn aufgespießt hat?«
»Natürlich, das mache ich immer so mit meinen Geschäftspartnern. Ich fand es nur schade, dass er noch nicht richtig gar war«, sagte Gregor und blätterte in der Speisekarte. »Ich brauch’ was Süßes.«
Plötzlich spürte ich Rolands Hand auf meinem Oberschenkel. Vor einer halben Stunde hätte ich das noch ganz angenehm gefunden, aber jetzt fühlte es sich eher so an, als würde er meine Jeans dazu benutzten, seine fettigen Finger abzuwischen.
»Jetzt entspann dich mal. Nach dem Feuerrad hab ich frei. Die Einladung in mein Zelt steht«, säuselte er und ließ seine schwarzen Haare fliegen.
»Und nicht nur das«, sagte Gregor und grinste. »Ich nehm diese flambierten Dings ...«
Macht der das extra?, dachte ich. Grill hier, flambiert da. Mir vergeht allmählich alles. Ich wünschte, irgendjemand, den ich kannte, wäre hereingekommen, und hätte mich von den Aussichten, die dieser Abend noch bot, erlöst. Ich hätte sogar nichts dagegen gehabt, mal wieder eine Runde mit Wilma zu streiten.
Selten, aber manchmal funktioniert es doch – das stille Gebet. Denn die Tür ging auf und Winnie Blaschke, gefolgt von Karin und Peter, betrat die Kneipe. Ich winkte ihm zu und rief: »Winnie, Winnie, hier bin ich.«
Er bedachte mich mit seinem Rasiermesserblick, verschränkte die Arme vor der Brust und deutete mit einem kurzen Kopfnicken in Richtung Buffet. Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte, und zuckte die Schultern.
»Was will der denn schon wieder hier?«, sagte Roland.
»Und schon wieder rausgeputzt wie Mamis Liebling, der Kerl ... ts!«, sagte Gregor, beugte sich zu mir herüber und flüsterte: »An deiner Stelle würde ich nicht zu viel Energie auf den schönen Kommissar verwenden – der ist unter Garantie schwul.« Er warf seine Serviette auf den Haufen abgenagter Knochen auf seinem Teller und wollte sich ausschütten vor Lachen.
»Ach, ist mir noch gar nicht aufgefallen«, sagte ich.
»Dachte ich mir. Also hör auf meinen Rat: Besser, du nimmst das halbe Hirn in Ritterrüstung, wenn aus deinem Abend noch was werden soll.« Gregor wieherte und Roland wurde rot. »Gregor, das find ich jetzt nicht mehr so richtig witzig«, sagte er. In der nächsten Sekunde knipste er seinen Charme wieder an, denn Karin kam an unseren Tisch. Sie beugte sich zu mir herunter und sagte: »Maggie, kann ich dich mal kurz sprechen? Nicht hier.«
»Na, klar. Was ist los?« Ich stand auf und folgte ihr zum Buffet. Winnie machte keinerlei Anstalten, mich zu begrüßen. Stattdessen ging er stracks auf unseren Tisch zu. Peter folgte ihm und stellte sich hinter Roland. Winnie setzte sich auf meinen Stuhl.
»Was macht er da, Karin?«, fragte ich.
»Er verhaftet den Ritter«, sagte sie.
Ein paar Minuten später waren Karin und Peter mit Roland vom roten Phoenix bereits auf dem Weg ins Präsidium. Roland hatte sich, ohne Widerstand zu leisten, mitnehmen lassen.
Gregor machte sich nicht mal mehr die Mühe, den Wein in ein Glas zu schütten – er trank gleich aus der Flasche.
Winnie nahm von Raoul einen Teller voll Gemüsereis in Empfang. Meine Portion Gemüsereis, wenn ich es recht betrachtete. »Winnie? Kann ich dich was fragen?«
»Nur zu, Maggie. Ich hab fünf Minuten. Dann muss ich zurück ins Präsidium.«
Raoul kam mit dem brennenden Dessert und stellte es wortlos vor Gregor ab, der endlich seine Sprache wiederfand. »Warum nehmen Sie mir meinen Ritter weg? Was hat er denn getan?«, fragte er.
»Das weiß ich noch nicht genau«, sagte Winnie zwischen zwei Happen Reis.
»Aber du hast ihn schon mal mitgenommen? Ja?«, sagte ich. »Und du isst meinen Reis.«
»Ich hätte ihn nicht mitgenommen, wenn ich nichts vorliegen hätte. Und mehr kann ich dir nicht sagen. Du hast nicht zufällig noch ein paar Lammkoteletts bestellt?«
Ich zog ihm den Teller weg, und ging durch die Feuerschutztür in den Hausflur und von dort aus in die Küche. Keine Sekunde später hörte ich Winnies Schritte hinter mir.
»Gib mir mein Essen wieder zurück, Frau Abendroth.«
»Das ist mein Essen. Erst sagst du mir, warum du den schwarzen Ritter verhaftet hast.«
Raoul verließ fluchend die Küche.
»Hab ich dir dein Schäferstündchen verdorben?«, sagte Winnie und grinste mich an.
Ich gab ihm die Gabel zurück und holte für mich einen Löffel aus einer der Schubladen. »Um ehrlich zu sein, Winnie – wenn du es
Weitere Kostenlose Bücher