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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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denn hier?«, fragte Roland.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich. »Einen Augenblick, bin gleich wieder da.«
    Ich ging zum Stammtisch und baute mich neben Kai-Uwe auf. »Was läuft hier, Herr Hasselbrink? Willst du deinen Laden pleitegehen lassen, oder willst du, dass sich dein Koch zu Tode schuftet ... was ungefähr auf dasselbe rauskommt?«
    Er legte die Spielkarten beiseite und guckte mich von oben bis unten an. Dann sagte er: »Nur, weil du mal ein paar Tage im Catering gearbeitet hast, musst du dich nicht aufführen wie der Koch aus der Muppet Show.«
    Die Skatrunde sang: »Smörre bröd, smörre bröd, röm, pöm, pöm pöm.«
    Ich lächelte und sagte: »Sehr schön, Jungs.«
    Kai Uwe wippelte mit seinem Stuhl herum, nahm die Karten wieder auf und murmelte: »Ist noch irgendwas?«
    »Ich brauche etwas, worauf sich ein kleinwüchsiger Mensch setzen kann, um über die Tischkante gucken zu können und in menschenwürdiger Haltung sein Abendessen zu verzehren. Irgendeine Idee? Vielleicht ein Kissen aus deiner Wohnung?«
    Irgendjemand am Tisch murmelte: »Keine Arme, keine Kekse.«
    Leider ließ Kai-Uwe sich dazu hinreißen mitzulachen. Ich drehte mich auf dem Absatz um, ging zum Buffet, nahm einen Stapel Schallplatten und trug sie am Stammtisch vorbei zu unserem Platz.
    »Moment«, rief Kai-Uwe. »Das da oben ist das weiße Beatles-Album. Da quetscht keiner seinen Arsch drauf ... Maggie, bist du wahnsinnig?«
    Gregor rutschte vom Stuhl, und ich legte die Schallplatten auf die Sitzfläche. »Weißt du was? Ich finde, es sitzt sich noch besser auf dem signierten Cover von Bruce Springsteen. Meinst du nicht auch?«, schlug ich vor und platzierte
Born in the U.S.A
. obenauf.
    Roland packte Gregor unter den Achseln, hievte ihn auf den Stuhl, und so landete sein Hintern auf dem Boss. »Springsteen ist voll okay«, sagte er, sortierte seinen dunkelbraunen Nadelstreifenanzug, und stopfte sich die Serviette in den Hemdkragen.
    Raoul warf mir ein Kusshändchen zu und rief: »Geht auf Haus, Maggie.«
    »Danke. Hast du gehört, Hasselbrink? So macht man seine Gäste glücklich.« Dann wandte ich mich Roland und Gregor zu. »So, wo waren wir stehengeblieben? Gregor sagt also, ihr müsst um halb elf Feuerräder drehen?«
    »Ihm gehört die Rittertruppe. Eigentlich gehört ihm der ganze Markt. Wir sind seine Sklaven.«
    »Und was ist mit dem Typ, diesem Grimberg in seiner Mönchskutte? Ich dachte, der wäre der Marktleiter? Oder spielt der den nur?«
    Gregor nickte zustimmend, knabberte ein Lammkotelett ab, klatschte in seine kleinen Hände und sagte: »Göttlich. Einfach göttlich. So was fehlt auf meinem Markt! Warum hat sich der Maitre von dieser Kneipe eigentlich nicht beworben? Das hätte man super integrieren können.«
    »Sag das bloß nicht dem Koch. Dann gibt es hier Tote. Der Wirt hat es nämlich vermasselt.«
    »Ach? Der alte Hippie?! Es sind schon Leute für weniger gevierteilt worden.«
    »Ich wollte eigentlich noch was anderes fragen«, lenkte ich vom Thema ab.
    »Aber bitte«, sagte er. »Wenn es mich nicht zu sehr vom Essen abhält.«
    »Hast du diesen Fotografen eigentlich noch erwischt? Du weißt schon ... an dem Tag ...«
    »Nein. Der war weg. Wer war das überhaupt?«
    »Ach, niemand.« Ich prostete Roland zu. Der kippte das volle Glas auf ex. Das Fett tropfte von seinem Kinn.
    Ich schaute weg und sagte: »Und wer von euch plaudert eigentlich die Klatschspalten der Zeitung voll?«
    Beide hielten mitten in der Bewegung inne. »Wir nicht!«, kam die Antwort unisono.
    »Aber es muss doch einer sein, der dabei war. Wenn ihr es nicht wart, dann sind es die Löschzwerge ...«
    »Es heißt nicht Löschzwerge. Es heißt Markt-Feuerwehr ...«, wurde ich von Gregor unterbrochen.
    »Liliputaner, Zwerge ... Es ist mir egal, wie du die nennst. Auf jeden Fall quatschen die zu viel.«
    »Aber die Zeitungen wollen das drucken. Die sind eben sensationsgeil«, sagte er. »Und die zahlen gut – das beflügelt die Fantasie von so manchem.« Er lachte meckernd und nahm das nächste Lammkotelett in Angriff.
    »Aber die Heibuchs wollen es womöglich nicht lesen – und zwar metergroß an jedem Kiosk, an dem sie vorbeikommen«, sagte ich. »Wie viel hast du für deine Märchenstunde kassiert, Judas?«
    Gregor zuckte die Schultern. »Muss jeder sehen, wo er bleibt.«
    »Das findet die Polizei bestimmt auch. Die sind sehr daran interessiert rauszufinden, wer da plaudert.«
    »Du meinst doch nicht etwa diesen schnieken

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