Ausgeträllert (German Edition)
ist auch nur vernünftig – weil der Winnie seinen Job nämlich ziemlich gut kann. Verstehst du? Und ich kann das eben nicht. Und deshalb halte ich mich da raus.«
»Ssoo? Und warum du halte dich nisse rausse aus de Kuche? Dasse du kannst auch nix!«
Ich gab Gas und bretterte über die nächste gelb-rote Ampel, um rechtzeitig um 19 Uhr bei Elli zu sein. Dann wäre ich endlich den garstigen Koch los, Oma wäre mit der Weitergabe streng geheimer Hausrezepte beschäftigt, anstatt schwere Kartons durch Ellis Laden zu schubsen, und ich würde mir eine halbe Stunde auf dem Vibrationsbett gönnen. Und danach ... wäre ich bereit, strassbesetzte Hundehalsbänder nach Zentimetern zu ordnen und bei jedem Strickpullöverchen für den gediegenen Rasseköter, auf dem
Wau-Wau, Zicke, Mamis Liebling, Grande Dame
oder
Reißwolf
eingestickt war, in Entzücken auszubrechen.
Die üblichen Verdächtigen waren schon vollzählig im Pudelsalon versammelt. Alle schäumten – buchstäblich. Denn die Brausepudel, die Berti für die Eröffnung vom
Schickobello
hatte produzieren lassen, waren angekommen und erfreuten sich großer Beliebtheit. Bevor ich einen davon probieren konnte, wurde ich von Oma Berti zum Telefon gescheucht, weil Petra Heibuch auf meinen Anruf wartete, und das – wieder mal – schon seit ein paar Stunden. Ergeben absolvierte ich den Rapport, wobei ich unser Meeting mit Racic zu einem vollen Erfolg erklärte. Nicht zuletzt deswegen, weil es mir gelungen sei, aus dem Nichts einen Starkoch herbeizuzaubern. Petra sagte nur tonlos: »Ja. Das ist gut.« Sie sagte auch nichts anderes, als ich mich von den anderen wegdrehte und ins Telefon flüsterte: »Der Koch kostet dich gar nichts, Petra. Mach dir keine Sorgen.«
»Bis morgen, Maggie«, kam es durch den Hörer.
»Moment, wie geht es denn Dennis?«, rief ich. Aber sie hatte schon aufgelegt. Ich starrte den Hörer an – einen Koch für drei Tage und auch noch ganz umsonst?! – und Petra Heibuch weiß nichts anderes dazu zu sagen als
Bis morgen
?!
»Zufrieden jetzt?«, sagte ich und drehte mich um.
Aber da war niemand mehr. Berti und Mia hatten sich schon mit Raoul in meine Wohnung begeben, und Matti und Elli waren im Hinterzimmer des Pudelsalons dabei, die Kartons auszupacken. Ich legte das Telefon weg, schob mir einen Brausepudel in den Mund und steckte mir auch noch eine Zigarette an. Matti kam mit einem Schwung Hundepullover und Regenmäntel auf dem Arm in den Verkaufsraum und drapierte sie sorgfältig auf bunte Plastikbügel. Aus dem Hinterzimmer hörte ich Ellis Entzückensschreie. »Oh guck ma ... ganz rosa ... Frauchens Liebling ... mit einem Krönchen obendrauf!«
»Was erstaunt dich daran? Du hast die doch entworfen«, rief ich.
»Jaaaa«, kam es von nebenan, »aber die sehen noch viel besser aus als auf dem Papier. Das ist wie Weihnachten!«
»Sag mal, was ist das für ein Geschmack?«, rief ich und spuckte den Rest der Brause in einen Abfallkorb.
»Es gibt Banane, Erdbeer und Leberwurst. Leberwurst ist gewöhnungsbedürftig. Ich glaub, die lassen wir weg.«
»Das glaub ich auch.«
Ich nahm mir die bunten, strassbesetzten Hundeleinen vor und hängte sie auf die Wandhaken. »Achtundvierzig Euro für so dünnes Köter-Bling-Bling? Die Leute sind doch total verrückt. Wer zahlt denn so was?«
Matti öffnete den nächsten Karton, hielt ein Steppmäntelchen im Burberrymuster hoch und sagte: »Achtundneunzig Euro. Hm.«
»Wenn Winnie einen Hund hätte, könnte er mit ihm im Partnerlook gehen«, rief Elli aus dem Hinterzimmer.
»Pudel sind hervorragende Jagdhunde. Und sehr intelligent«, stellte Matti fest.
»Ich weiß nicht, wie sich so ein hochtoupierter Vierbeiner auf Verbrecherjagd machen würde. Den nimmt doch keiner ernst«, sagte ich.
»Maggie Abendroth, du hast doch von gar nix eine Ahnung«, kam es von Elli, die eben einen Stapel exklusiver Hundekörbe hereinschob. An diesem Abend trug sie zu ihrer Arbeitshose ein pinkfarbenes XXXXL-T-Shirt, auf dem in silberner Glitzerschrift das Wort:
Pudelpower
aufgedruckt war. Elli schnäuzte sich die Nase und wischte sich die Augen.
»Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Matti.
»Ach, nix«, sagte sie. »Ich hab nur, also die Dosen ... und der Rudi hatte so viele gute Ideen ... das T-Shirt, das ist auch von ihm ... und jetzt ...«
Ich hielt es für angebracht, die Geschichte mit dem Knipser zum Besten zu geben. Die hatte schließlich eine sehr gute Schlusspointe, wie ich fand, und es war nichts dagegen
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