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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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einzuwenden, meinen Einsatz in der Sache hervorzuheben.
    Anfangs machte Elli auch große Augen und nickte. Herr Matti sortierte währenddessen die Hundeausstattung weiter. Ich fand, er hätte der Story ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken können. Als ich endlich zum Grand Finale kam, also an die Stelle, wo ich ohne Rücksicht auf mein Selbstwertgefühl gesagt hatte
Was soll ich denn noch tun ...
und so weiter, flocht ich eine Kunstpause ein.
    »Was hat er geantwortet?«, fragte Elli.
    »Tja, das, was Männer eigentlich nur in schlechten Filmen antworten: Er forderte mich zu einem Quickie auf. Und jetzt bist du dran, Frau Ruschkowsky.«
    »Ja, und?«, fragte sie. »Hast du?«
    »Nein! Natürlich nicht!«
    »Warum denn nicht?«
    Ich schnappte kurz nach Luft. »Ts! Also, weil ... Weil du das viel besser kannst. Man sollte diese Spezialaufträge den Profis überlassen. Und du predigst doch immer das Gesetz des liegenden Gewerbes: Ohne Schein kein’ rein.«
    Elli setzte ihre aktive Masse in Bewegung und kam auf mich zu. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: »Willst du mich verarschen, Maggie Abendroth? Du hast die Lösung vor deiner Nase und zierst dich wie’ne Jungfrau? Hast du mir nie zugehört, wenn ich dir was erklärt hab? Für zwei Minuten Schnabel auf, kannste von einem Mann alles haben. Alles!«
    »Komm mal wieder runter!«
    »Ja, was hast du denn dann gemacht?«, fragte sie mit schriller Stimme.
    »Ich hab ihm genau dahin getreten, wo er es gern hat. Seine Kronjuwelen scheppern bestimmt immer noch.«
    »Oh mein Gott ... Rudi is’ verloren«, stöhnte Elli und schlug die Hände vors Gesicht. »Nur, weil du ...«
    »Hallo-o! Ich weiß, dass du ein paar Dinge etwas lockerer angehst als ich, aber du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dem Knipser ein Schäferstündchen schenke, damit Rudi aus dem Knast kommt. Da heiligt der Zweck die Mittel noch lange nicht. Mach mir nie wieder solche Vorschläge. Okay? Ich geb’ ja schon alles ... na ja, fast alles ... Es gibt Grenzen, kapiert?«
    Ich hatte den Eindruck, dass Ellis Kopf im Begriff war, auf die doppelte Größe anzuschwellen, und hielt nach einer Möglichkeit Ausschau, vor ihrem Wutanfall in Deckung zu gehen.
    »Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mit ihm gesprochen hätte«, meldete sich Matti zu Wort.
    Natürlich! Alles wäre besser, schneller, höher, weiter, wenn nur ich meine Finger nicht in die Angelegenheiten anderer Leute stecken würde. Ich warf meine feinsäuberlich nach Zentimetern sortierten Hundeleinen achtlos in eine Kiste zurück und blaffte Matti an: »Also ich glaube, Sie haben da was falsch verstanden. Der Knipser steht auf Frauen.«
    Mattis tiefblaue Augen blitzten auf. Dann brach er in wildes Gelächter aus, und ich wusste nicht, vor wem ich mehr Angst haben sollte: vor Ellis Wut oder Mattis spontanem Heiterkeitsausbruch. Er lachte und lachte und ihm liefen die Tränen die Wangen hinunter. Und schließlich lachte Elli mit.
    Ich konnte die beiden immer noch gackern hören, als ich schon draußen stand und meine Zigarette auf dem Bordstein austrat. Ich lief ohne rechtes Ziel vor Augen die Straße entlang. Nur weg von der irren Bagage. Wenn hier einer über mich lacht, dann nur ich!
    Wo war meine innere Stimme, wenn ich sie mal dringend brauchte? Ich notiere mal eben deinen neuen Aschenputtel-Highscore, kam es aus den tiefsten Tiefen meines Inneren.
    Wo stehe ich?
    Du bist kurz davor, die Fünfhundert voll zu machen. Superleistung!
    Vor der Litfaßsäule am Imbuschplatz verlangsamte ich meine Schritte. Irgendjemand hatte der Nachtigall mit dickem Filzstift eine Brille ins Gesicht gemalt. Sie erinnerte mich an jemanden – mir fiel bloß nicht ein, an wen. Ich holte meinen Kugelschreiber aus der Tasche und malte ihr das Doppelkinn wieder dorthin, wo der Knipser es wegretuschiert hatte. Wem sah sie denn bloß ähnlich?
    Ich trug sehr schwer an meinem Aschenputtelkonto, als ich eine Stunde später wieder nach Hause kam. Das Gewicht drückte mich geradezu mit der Nase auf den Asphalt. Das Schaufenster vom
Schickobello
dagegen sah schon recht ordentlich dekoriert und aufgeräumt aus. Das Firmenschild hing draußen über der Eingangstür, und sogar die Beleuchtung funktionierte. Im Ladenlokal war niemand mehr. Ich rief nach Elli, bekam aber keine Antwort und ging in meine Wohnung. Kaum hatte ich meine Küche betreten, wurde ich von finsteren Blicken aus vier Augenpaaren regelrecht an die Wand genagelt.
    »Wo ist

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