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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Matti?«, fragte ich das Erstbeste, das mir in den Sinn kam.
    »Nich’ mehr da«, sagte Oma Berti. »Und wo warss du?«
    »Echt, wir ackern uns hier durch die Rezepte ... du könntest ruhig mal ein bisschen Einsatz zeigen. Es ist schließlich dein Job«, sagte Mia.
    »Ja, was denn nun?«, gab ich nicht eben freundlich zurück. »Hundeleinen auspacken, Hundemäntelchen sortieren, die zehnmal mehr kosten als mein T-Shirt, den Knipser bequatschen, und, und, und ... Wisst ihr, wenn ich vier Arme hätte, würde ich in Indien im Tempel stehen und man würde mir täglich Blumen opfern. Oder?«
    Elli guckte Berti mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte: »Kann es sein, dat dem Prinzesschen der Heiligenschein zu eng wird?«
    Mia kicherte.
    »Wie ich sehe, ist eure Moral ungetrübt. Ich brauche eine Pause.«
    Ich ging ins Schlafzimmer und warf mich aufs Massagebett. Vielleicht würde ich beim Aufwachen jemand anderer sein. In einer anderen Stadt, mit einem anderen Namen, mit einem anderen Job, meinetwegen Gehirnchirurgin fürs Erste. Alles hätte ich sein wollen nur nicht Maggie Abendroth, deren Freunde sich über sie lustig machten. Sie konnten doch nicht jetzt schon wissen, was Seidel vor einer halben Stunde zu mir gesagt hatte?
    »Frau Abendroth, ich weiß nicht, warum Sie mir das alles erzählen, und was es mit Rudi Rolinski zu tun haben sollte. Das klingt alles nach einer sehr versponnen Folge irgendeiner amerikanischen Serie. Ich weiß sehr genau, dass ich noch bei Verstand bin, was ich von Ihrem Geisteszustand nicht glaubhaft versichern könnte. Und jetzt bitte ich Sie, zu gehen. Und ich vergesse das Ganze am besten auf der Stelle.« Das hatte er vorhin zu mir gesagt, als ich ihm Informationen über die Machenschaften von Dimi und Stojko im Austausch zu Rudi Rolinski in Aussicht gestellt hatte.
    »Dat Essen is fertich ...«
    Ich fuhr von der Matratze hoch. Oma Berti, einen Holzlöffel in der rechten Hand, stand neben dem Bett.
    »Essen? Was gibt es denn?«, fragte ich.
    »Saure Nierchen ... dat passte ja wie Arsch auf Eimer. Da konnte der Herr Chefkoch ma gleich gucken, wie dat geht. So, und gezz ma fix rüberkommen, sonz wird dat kalt. Und der Winnie is’ auch gleich da. Der will wat mir dir besprechen. Dringend.«
    Es hätte nur halb so bedrohlich geklungen, wenn sie mal für eine Sekunde den Holzlöffel ruhig gehalten hätte.
    Saure Nierchen und Winnie Blaschke. Ich wusste grad nicht, was schlimmer war, und ließ mich wieder in die Kissen zurückfallen.
    »Wat is? Bisse beleidigt, weil’e widda mal den Helden gespielt has und keiner applaudiert?«
    »Nein, ich hasse saure Nierchen. Und ich hasse sowieso im Augenblick den Geruch und den Anblick von Fleisch in jeder Darreichungsform. Du verstehst? Sag Raoul, er soll die Einkaufsliste schreiben, und wir treffen uns morgen um sieben Uhr bei Heibuch. Die Adresse hat er ja. Er soll vorm Büro auf mich warten. Und mach bitte das Fenster auf, damit der Geruch von den Nierchen weggeht.«
    »Sach’ma, geht et noch? Du schmeißt uns raus? Ich helf dir, und du willz weiter anne Matratze horchen?« Der Holzlöffel tanzte noch wilder in der Luft herum.
    »Berti, bei allen Heiligen der Innereienküche dieser Welt: Warum dieses blöde Catering an mir hängen geblieben ist, weiß der Geier. Ich weiß es nämlich nicht. Und was meine Bemühungen für Rudi betrifft: Findest du es wirklich so zum Lachen, dass ich dem Knipser ... du weißt schon ...«
    »Oh, dat Frollein Kräutchen-rühr-mich-nich-an. Wir haben darüber gelacht, dat du geglaubt has, der Matti hätte vorgehabt, dem einen ... du weiss’schon wat ...«
    »Ich hab keine Ahnung von finnischem Humor. Ich hab schon die Filme der Leningrad Cowboys nicht verstanden. Aber ist mir sowieso egal, Berti. Ich bin einfach fertig. Mir reicht’s.«
    »Du bis irgendwie komisch«, sagte sie.
    »Ach, noch komischer als sonst? Könnte es daran liegen, dass ich vor ein paar Tagen eine gegrillte Leiche zum Frühstück hatte?«
    Berti kniff die Augen zusammen und sagte: »Na gut. Die Nierchen musse ja nich’ essen, wenn dir dat Probleme macht.«

Kapitel 15
    Die Nierchen blieben mir erspart, aber ich musste mir anhören, was Winnie zu sagen hatte, egal, ob es mir Probleme machte. Er saß schon im Wohnzimmer auf der kleinen Couch. Berti machte die Küchentür hinter sich zu. Ich war alarmiert – Winnie wollte keine Zeugen.
    Um das Unvermeidliche noch ein paar Minuten hinauszuzögern, ging ich zum Kaminsims und schaute in jede einzelne

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