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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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seinen kleinen Koffer hervor. Er ließ die Schlösser aufschnappen und öffnete den Deckel. Im Koffer lag fein säuberlich sortiert und hochglanzpoliert das persönliche Messerset des Katalanen.
    »Wow!«, entfuhr es mir. »Die sehen super aus.«
    Ich wollte in den Koffer greifen, um eines der Meisterwerke der Messerschmiedekunst näher in Augenschein zu nehmen, aber Raoul haute mir auf die Finger.
    »Pfote weg.« Er legte seine Hände auf die Messer. »Er kann esse siche noch aussuche, womit ich ihm kasstriere, dieesse ... Kretin. Dasse isse japanisse Handarbeit... sssssssst! Collons adèu!«
    »Vergiss es. Wir haben zu tun. Das Problem muss ich anders lösen.«
    Er ließ den Deckel wieder zufallen. »Ssade. Alle friss gessliffen ...«
    »Für den Knipser reicht auch ein schartiges Pittermesser. Tut auch viel mehr weh.«
    Raoul lachte. »Und jetsse ssu die wirkliche Probleme diesse Welt. Wasse isse ...« Er faltete das Blatt Papier auseinander, das wir von Racic bekommen hatten, und las: »isse ... Pannhasse und Ssstielmusse?«
    »Panhas und Stielmus. Panhas ist irgendwie ... Blutpudding mit Grieß, nee, Graupen, glaube ich ... Buchweizen?«
    »Süsse Gessmack?«
    »Nein. Herzhaft. Und Stielmus ist ... ist eben Stielmus. So’n Gemüse mit grünen Blättern und langen Stielen.«
    »Molta merde... und wie machte man Sseisseerhaufen?« Raoul zeigte mit dem Finger auf ein Wort auf der Liste.
    »Scheiterhaufen heißt das, oder auch Armer Ritter. Ist lecker, aber ich weiß nicht, wie man das alles macht. Ich dachte, du bist der Koch.«
    Raoul grummelte: »Blutepuddink? Iss fahre ssuruck nach Hausse.«
    »Nee, ich weiß, wohin wir fahren!«, rief ich aus, glücklich über die beste Eingebung, die ich vermutlich in den letzten zehn Jahren gehabt hatte. »Wenn hier einer helfen kann, dann Oma Berti. Warum bin ich nicht eher drauf gekommen? Wie spät ist es?«
    »Halbe ssiebe. Gleiss de Hassebinke machte Kneipe auf und gibt nix ssu esse. Hah!« Er verschränkte die Arme vor seiner Brust.
    »Vergiss jetzt mal das Café Madrid ... müsste es nicht eigentlich Café Barcelona heißen? Ich meine ... jetzt fällt es mir erst mal auf. Madrid liegt doch gar nicht in Katalonien.«
    »Jaaaaaaa!«, rief Raoul aus. »Siiiiiiiiiiiiiiii. Endlich!« Er nahm meine rechte Hand und küsste sie. »Gràcias!«
    Ich zog sie schnell wieder weg. Würde ich die nächsten drei Tage mit dem durchgeknallten Katalanen ohne nennenswerte Schäden überstehen können? Bevor er mir auch noch um den Hals fallen konnte, sagte ich: »Wir fahren zu mir. Nee, zu Elli eigentlich. Berti wird auch gleich da sein, und Matti und Mia bestimmt auch. Und Berti und Mia können alles kochen, was es im Ruhrgebiet so gibt. Alles wird gut.«
    Ich startete den Wagen und fuhr los.
    »Dass iss glaube nicht«, sagte Raoul plötzlich.
    Ich beobachtete den Verkehr auf dem Stadionring und wartete auf eine Lücke, in die ich mich einfädeln konnte.
    »Hier hasse du deine Blutepuddink.« Raoul hatte den roten Ordner aufgeschlagen. Ein paar Blätter in der Mitte waren blutverschmiert und klebten zusammen.
    »Und wenn das Blut isse von Gunni?«
    »Was? Wieso von Günni?«
    »Weil iss das sseine Mappe?«
    »Ja, das ist seine Mappe. Das Blut ist bestimmt aus der Metzgerei. Was denkst du denn? Von Günter Heibuch, der aufgespießt durch Racic’ Büro torkelt? Also ... Quark! Das ist von irgendeinem Schwein oder was auch immer. Der hat seine Zettel und Mappen überall hingelegt. Mal ist Leberwurst dran und mal ein Schnitzel.«
    Raoul klappte die Mappe zusammen und warf sie in den Fußraum. Dann starrte er auf die Straße.
    »Ich habe sie übrigens grad gesehen«, versuchte ich, seine Laune wieder aufzubessern.
    »Hm.«
    »Die Nachtigall.«
    »Hm.«
    »Es ist besser, du nimmst dir ein Plakat mit nach Hause. So gut wie auf dem Plakat hat die nie ausgesehen und wird sie auch nie aussehen. Man kann ja über den Knipser sagen, was man will ... aber die Fotos ...?«
    »Und wenn dasse Blut isse von die Günni?«
    Ich hatte endlich eine Lücke gefunden und gab Gas. An der nächsten Ampel musste ich schon wieder bremsen.
    »Deine Seffe is tot ... jemand hatte ermordet ... da isse Blut an seine Mappe ... und du? Denksse an Kalkulassion und Kochressepte«, maulte er. »Du ssoltesse nachdenke ... wer hatte de Gunni gegrillt.«
    »Nein, danke. Das will ich nicht und das brauch ich nicht. Weil ... Winnie das macht. Und er bringt mich um, wenn ich mich noch mal irgendwo und irgendwie einmische. Und das

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