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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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warum tat es das? Liebte ich ihn denn immer noch? Das konnte nicht sein. Nach allem, was passiert war, durfte das einfach nicht der Grund sein. Und nach allen Regeln der Küchenpsychologie war es das auch nicht. Du kannst das Spiel nicht gewinnen. Also ist deine einzige Rettung: Spiel das Spiel nicht mehr mit.
    Ich drehte mich um. Auf der anderen Straßenseite stand eine Frau, die sich vorgenommen hatte, ein neues Leben anzufangen und die sich dazu ausgerechnet in Rudi Rolinski verlieben musste.
    »Elli!«, rief ich. »Elli, warte. Du darfst das nicht tun. Bitte, komm zurück.«
    Die Ampel wurde grün. Elli stand da, ihre Pudeltasche unter dem Arm.
    Das rote Männchen leuchtete auf. »Und warum nicht?«
    »Weil es nicht funktioniert. Deine Aktion hat nicht mehr Hirn als Rudis Aktion, die Reifen zu klauen. Lass bitte den Unsinn.«
    Das grüne Männchen leuchtete auf, aber Elli zögerte. Dann, als die Ampel wieder auf Rot sprang, marschierte sie hoch erhobenen Hauptes über die Straße. Ein Autofahrer hupte. Elli zeigte ihm ihr Hinterteil und wackelte aufreizend vor seinen Scheinwerfern damit herum. Mir kam es so vor, als bräuchte sie vierzig Ampelphasen, um endlich auf der anderen Straßenseite anzukommen.
    »Willst du eine Wurst?«, sagte ich. »Ich geb’ einen aus.«
    »Nee«, antwortete Elli. »Mir is’ der Appetit vergangen.«
    Das war der Moment, wo ich wirklich anfing, mich zu fürchten. ›Elli hat keinen Appetit‹ ist ungefähr so gefährlich wie: ›Olaf hat Husten‹.

Kapitel 16
    Pünktlich um 7 Uhr marschierten Raoul und ich in Gudruns Büro, um unsere Arbeit aufzunehmen. Ich fühlte mich matt und ausgelaugt. Bis drei Uhr in der Früh hatte ich Elli beim Einräumen im
Schickobello
geholfen, hatte gefühlte 180 Mal
Swordfish Trombones
von Tom Waits gehört und war schließlich halb taub ins Bett gefallen. Da half mir auch der Gedanke nicht, dass ich Elli vor einem großen Fehler bewahrt hatte. Nach allem, was man so hörte, sollen sich gute Werke nachhaltig positiv auswirken – merken konnte ich allerdings davon noch nichts.
    Als Gudrun den Blick von ihrem Computerbildschirm hob und in die schwarzen Augen von Raoul blickte, fing ihr linkes Augenlid an zu zucken. Er begrüßte sie überschwänglich und stellte sich formvollendet auf Katalanisch vor, um dann nahtlos in sein putziges Deutsch zu verfallen. Gleich macht er noch einen Kniefall vor ihr, und Gudrun wird überzeugt sein, einen spanischen Grande vor sich zu haben, dachte ich. Den Kniefall brauchte es gar nicht, denn als sie endlich begriff, dass nicht ich, sondern der Aushilfs-Banderas das Regiment für die Schiffsparty übernehmen würde, fiel sie vor Begeisterung beinahe in Ohnmacht und hauchte: »Wenn Sie noch ein Kochbuch mit Ruhrgebietsrezepten brauchen, ich habe zwei zu Hause.«
    Raoul lächelte sie an und sagte: »Iss habe alless, kein Problem.«
    »Ja, dann«, sagte Gudrun mit einem Trällern in der Stimme, »kann ich Ihnen ja die Küche zeigen.«
    »Um eure Flirterei mal kurz zu unterbrechen, Gudrun – ich brauche Geld für den Einkauf und den Ausweis für den Großmarkt, und die Küche zeige ich ihm. Du hast bestimmt jede Menge anderen Kram zu tun«, sagte ich.
    Der Knall, mit dem ihre rosa Seifenblase zerplatzte, war wahrscheinlich bis Dortmund zu hören.
    »Wie viel Geld brauchst du denn?«, fragte sie mit genervtem Unterton.
    »Siehst du, wenn ich die Kalkulation hätte, dann wüsste ich das. Lass mich mal im Computer gucken, vielleicht hat Günni da was abgespeichert.«
    »Nein«, sagte sie bestimmt, und war kurz davor, sich schützend über ihren Rechner zu werfen. »Ich hab schon alles durchgeguckt, hab ich doch gesagt.« Sie setzte ihre Brille auf die Nase und schob ein paar Blätter auf ihrem Schreibtisch hin und her. Dann zog sie ein Blatt Papier unter der Schreibtischunterlage hervor. »Aber das hier ist heute morgen im Fax gewesen. Ich darf dir das eigentlich gar nicht zeigen ...«
    »Und warum tust du es dann?«
    »Ja, ich weiß nicht ... das ist der Vertrag mit Racic-Entertainment. Ist seltsamerweise heute erst bestätigt worden. Ich weiß es auch nicht. Ich dachte, das wäre schon längst passiert.«
    Jetzt war ich an der Reihe, ziemlich sparsam dreinzuschauen. Sie schob mir das Blatt hin. Vor mir lag ein Cateringvertrag über die Summe von 11.250 Euro plus Mehrwertsteuer, zahlbar sofort und ohne Abzüge an
Heibuch Catering
.
    Wie konnte das jetzt sein? Ich hatte doch mit eigenen Augen den Vertrag gesehen, den Günni

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