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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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wäre es doch kein Wunder, wenn die Firma pleitegeht«, sagte ich. Das Image des geschäftstüchtigen Hans Dampf in allen Gassen, das Günni Heibuch vor sich her getragen hatte, bekam soeben noch ein paar Risse mehr.
    »Ich muss das Petra sagen. Oder? Wir machen die ganze Arbeit für null Geld?«
    »Sieht so aus.«
    »Die Chefin fällt tot um, wenn sie das erfährt.«
    »Von dir nicht!«, wurde ich von Winnie ermahnt. »Vergiss nicht, du weißt davon nichts. Du hast diese Mappe nie gesehen. Wenn einer mit ihr darüber spricht, dann ich.«
    »Das ist doch alles mehr als seltsam, Winnie.«
    »Na ja, am Anfang ist es das immer. Man muss das ganze Bild sehen.«
    Was ich ja nicht kann, wie alle Welt mittlerweile weiß, dachte ich und blies ein paar Rauchkringel in die Luft.
    »Ich muss noch mal auf deinen Ex zurückkommen«, sagte Winnie.
    »Ich dachte, damit wären wir schon durch. Wolltest du nicht grad ganz dringend gehen?«
    »Ein paar Minuten hab ich noch«, sagte er und lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Erzähl mal.«
    »Da gibt es nix zu erzählen. Es war peinlich, und das reicht.«
    »Elli hat berichtet, du hättest nicht genug Einsatz gezeigt«, sagte Winnie und grinste.
    »Was soll ich denn machen? Verflucht noch mal!«
    »Den Dingen ihren Lauf lassen. Doktor Herzig wird bald da sein – dem fällt bestimmt was ein. Ich hab jedenfalls erst mal den Chip aus der Kamera einkassiert – also mit den Fotos, die der Knipser auf dem Markt gemacht hat. Freude sieht anders aus, kann ich dir sagen.«
    »Und das, meinst du, hilft Rudi weiter?«
    »Nicht direkt. Ich dachte, du freust dich, dass ich deinen Ex ein bisschen ärgere. Und was Rudi weiterhelfen würde, wäre eine Amnesie aller Beteiligten, wenn du mich fragst.«
    »Wo kriegen wir die jetzt so schnell her?«
    »Du bist hier die Drehbuchautorin und für hanebüchene Ideen zuständig. Ich werfe diese Mappe heute Abend noch im Labor ab. Du machst mit Raoul ein Supercatering. Oma hat dem Adepten die komplette Weihe auf die Ruhrgebietsküche gegeben. Ihr macht das schon.«
    Winnie stand auf und streckte sich. Dabei rutschte sein Hemd aus der Hose und gab den Blick auf sein tadelloses Sixpack frei.
    Ich starrte aus dem Fenster.
    »Alles okay?«, fragte Winnie.
    »Nee. Ich hab heute ein Händchen dafür, mich alle Nase lang komplett zum Affen zu machen. Das ist anstrengend.«
    »Dann nimm dir morgen eine Auszeit und mach zur Abwechslung mal was Vernünftiges.« Winnie ging hinaus, und kaum war die Wohnungstür ins Schloss gefallen, kam Elli ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch.
    »Du musst das jetzt mal lassen«, sagte sie ohne Vorwarnung.
    »Du machst alles nur noch schlimmer, wenn du dich immer einmischst.«
    »Ach, plötzlich!?«
    Wie aufs Stichwort steckte Raoul den Kopf durch die Tür und winkte mit einem großen Packen beschriebener Zettel. »Adèu, bisse morgen um ssieben.«
    »Okay, Raoul. Hast du schon die Einkaufszettel geschrieben?«
    »Sicher hat er dat«, krähte Oma Berti dazwischen. »Wir gehn gezz. Komm, Mia.«
    Die Wohnungstür fiel zu. Ein paar Minuten später hörte man den Motor von Oma Bertis Mercedes aufheulen. Elli blieb auf dem Sofa sitzen.
    »Kann ich noch was für dich tun?«, fragte ich und gähnte demonstrativ.
    »Nee. Ich bleib hier einfach noch’n bisschen sitzen und guck in’n Garten, damit mein Schätzken nicht so alleine is’.«
    »Bitte, wenn du willst.«
    »Ich wollte eigentlich noch vor dem Wochenende den Laden aufmachen. Aber wo der Rudi nicht da is’, komm ich nich’ so schnell voran. Wird wohl Montag oder Mitte nächster Woche werden. Und ich brauch Ersatz für die Jaqueline. Die Doofnuss.« Elli seufzte, stand vom Sofa auf und stellte sich ans Fenster. Ein leises Klirren kündigte die Ankunft der nächsten Bahn an, die wenige Sekunden später vorbeirauschte.
    »Warum kaufst du dir denn keinen neuen Hund?«, fragte ich.
    »Weil das eben nich’ das Schätzken wäre. Das wär’ doch ungerecht dem neuen Hund gegenüber, oder? So lange man trauert, is’ eben kein Platz für was Neues. Ein neuer Hund wäre jetzt nur Lückenbüßer. Müsstest du doch am besten verstehen.«
    »Wieso? Ich hab doch gar keinen Hund.«
    »Du bist doch mit deinem Ex noch lange nicht fertig, sonst würdest du doch Matti endlich mal eine Chance geben. Ich hab drüber nachgedacht. Ich finde dat ganz gut, dass du auf seine Avancen nich’ drauf eingehst. Wäre ja auch ungerecht. Der Matti taugt nich’ für’n Lückenbüßer. Der is’n Supertyp.

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