Ausgeträllert (German Edition)
kauen wäre nicht schlecht. Und sieh zu, dass das Prinzesschen auch’ne Knifte isst.«
»Geht’s dir gut?«, fragte Winnie.
»Ja, ja. Ich hab zu tun«, sagte sie und schloss die Küchentür hinter sich. Ich holte Besteck aus der Schublade.
»Nimm eine Schnitte«, sagte Winnie und legte eine auf meinen Teller.
»Ich hab keinen Hunger.«
»Ich muss dir was erzählen, und wenn ich es dir erzählt habe, dann hast du schon gar keinen Hunger mehr. Bitte.« Er hielt mir die Butter unter die Nase. Ich schob seine Hand weg. »Nee, jetzt lass doch mal.«
»Du gefällst mir gar nicht«, sagte Winnie. »Ich bin dafür, dass du ins Krankenhaus fährst und dich gründlich untersuchen lässt. Der Arzt, der gestern da war, hat zwar bis auf dein Veilchen und ein paar Prellungen nix festgestellt, aber ich glaube, du solltest mit einem Psychologen sprechen.«
Ich konnte mich nur noch verschwommen an den Arzt erinnern, der meinen Kopf abgetastet hatte, und daran, dass ich partout nicht ins Krankenhaus gewollt hatte. »Und was soll ich mit dem besprechen?«
»Ich bitte dich! Fang keine Diskussion an. Hier«, er schob mir einen Zettel mit einer Telefonnummer über den Tisch. »Der ist gut. Geh hin.«
Ich las den Namen. »Gerrit van Sandt?! Ist der echt?«
»Seine Freunde nennen ihn Gretchen .
»Ich nenne ihn jetzt schon Pimp van Grachten.«
»Das dürfte ihn amüsieren. Was ich eigentlich sagen wollte: Du kannst ihm vertrauen.«
»Weil du ihn Gretchen nennst?«
»Weil er mein Scheidungsgrund war.«
»Oh, mit anderen Worten, er hat auf dich gewirkt wie Köln. Beim Ankommen haben alle Jungs die Beckerfaust in der Tasche und wenn sie nach drei Tagen wieder wegfahren, geben sie die aufgeregte Amphore. Wird er jetzt auch dein Trauzeuge?«
Winnie grinste. »Kann sein, kann nicht sein.«
Ich steckte den Zettel ein und beugte mich über den Tisch. »Na gut, du willst nicht drüber reden. Also, Themenwechsel. Was gibt es noch Schlimmeres zu berichten, als dass Dimi und Stojko den Heibuch gegrillt haben?«
Winnie kaute an seinem Marmeladenbrot, legte noch einen Schluck Kaffee nach und guckte mich mit seinen grünen Augen an, dass ich auf der Stelle nervös wurde.
»Hm ... Die Aussage von Dimi. Bis dato habe ich keine Veranlassung, an seiner Darstellung der Ereignisse in der Tatnacht zu zweifeln. Nach Dennis Heibuch läuft eine Großfahndung.«
»Was hat Dennis damit zu tun?! Die beiden haben mir gestern doch stolz erzählt, sie hätten Günni gegrillt.«
»Das haben sie auch. Das hat Dimi alles zugegeben. Aber das war’s auch schon. Günter Heibuch soll aber bereits tot gewesen sein, als die beiden ins Zelt kamen.«
Ich stellte unsanft meine Kaffeetasse auf dem Tisch ab. »Und Dennis soll seinen Vater ermordet haben? Hat Dimi das behauptet?«
»Ja. Dimi und Stojko sind auf den Mittelaltermarkt gegangen, weil sie mit Günter Heibuch noch mal über ihren Rausschmiss reden wollten, und ja, sie waren sauer und wollten ein bisschen Krawall schlagen, weil sie eine Abfindung haben wollten. Wie Dimi ausgesagt hat, hatten die beiden schon reichlich Naschwerk in der Birne – ungefähr das gesamte polytoxikomanische Arsenal einer Diskonacht. Und daher waren sie so richtig in Fahrt für ein klärendes Gespräch mit ihrem Ex-Chef. Als sie ins Zelt kommen, kniet Dennis Heibuch neben der Leiche seines Vaters. Und dann hat Dennis erklärt, er habe sich mit seinem Vater gestritten und es sei zu Handgreiflichkeiten gekommen. Das Übliche halt, irgendwie ein tragischer Unfall. Dennis soll wohl ziemlich durcheinander gewesen sein. Und die beiden, sehr geschäftstüchtig, haben ihm angeboten, die Leiche verschwinden zu lassen. Sozusagen als Angebot – unter Freunden und Geschäftspartnern.«
»Und darauf soll Dennis Heibuch eingegangen sein?«
»So hat Dimi es erzählt.«
»Und um was ging es bei dem Streit zwischen Vater und Sohn?«
»Es hatte auf jeden Fall mit Geld zu tun. So genau wusste Dimi das nicht.«
»Hm, dazu passt dieser blöde Sponsoringvertrag mit Racic. Könnte der damit zu tun haben? Günni hatte bestimmt noch mehr solcher Geschäftsideen ...«
»Racic sagt, er kennt diesen Sponsoring-Vertrag nicht. Er hat ihn nie gesehen.«
»Der lügt doch. Gestern hat er tatsächlich einen ordentlichen Vertrag gefaxt. Reichlich spät.«
»Wir haben alles bei ihm durchsucht und nichts gefunden. Kein Duplikat von der Sponsoring-Vereinbarung oder so was. Wer weiß, woher der kam. Racic kann ich nichts anhängen deswegen, solange ich
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