Ausgeträumt
Waffe aus der Hand. Ich rieb mir den Schweiß aus den Augen.
Jeannie stand da und lächelte mich an. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich etwas in ihrem Mund. Die Kugel. Sie hatte sie zwischen den Zähnen. Sie kam an den Schreibtisch und spuckte die Kugel in meinen Aschenbecher.
»Baby«, sagte ich, »mit dem Trick könnten wir ne Menge Geld machen! Wir könnten uns zusammentun! Wir könnten reich sein! Überleg doch mal!«
»Ich denk nicht im Traum daran, Belane. Ich mißbrauche meine Fähigkeiten nicht.«
Ich trank noch einen Schluck. Diese Jeannie war ein echtes Problem.
»Also«, sagte sie, »ob du willst oder nicht – du wirst für unsere Sache arbeiten, die Sache von Zoros. Unser Plan für die Kolonisierung der Erde steht noch nicht endgültig fest. Du wirst von Fall zu Fall von uns kontaktiert und bekommst deine Anweisungen.«
»Sag mal, Jeannie, könnt ihr für die verfluchte Geschichte nicht ’n andern finden?«
Sie lächelte.
»Belane, du bist auserwählt! «
Ein roter Lichtblitz, und weg war sie.
31
Ich rief bei Grovers an. Er meldete sich.
»Wie gehn die Geschäfte, Grovers?«
»Ich kann nicht klagen«, sagte er. »Wir kennen keine
Rezession.«
»Der Fall Jeannie Nitro ist erledigt. Die macht Ihnen keinen
Kummer mehr. Ich schick Ihnen dann die Abschlußrechnung.« »Die Abschlußrechnung? Wollen Sie mich ausnehmen?« »Grovers, ich hab Ihnen diese außerirdische Braut vom Hals
geschafft, also werden Sie jetzt auch bezahlen.«
»Ja, ja, ist gut. Wie haben Sie’s denn gemacht?«
»Berufsgeheimnis, Grover.«
»Mhm. Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein.«
»Nicht nur wahrscheinlich. Und zahlen Sie Ihre Rechnung,
wenn Sie nicht in einem von Ihren Fichtensärgen landen wollen. Oder haben Sie lieber Nußbaum?«
»Hm. Schwer zu sagen …«
Ich seufzte und legte auf.
Ich legte die Füße auf den Tisch. Es ging voran. Jetzt mußte
ich nur noch Cindy Bass drankriegen und den Red Sparrow dingfest machen. Natürlich, Jeannie Nitro war jetzt mein Problem. Ich war mein eigener Klient. Aber Celine und Grovers waren abgehakt. Ich fühlte mich allmählich wie ein richtiger Profi. Doch ehe ich mich entspannen konnte, kam mir Lady Death wieder in den Sinn. Die war immer noch da. Das Telefon läutete, und als ich abnahm, war sie dran.
»Ich bin immer noch da, Belane.«
»Warum machst du nicht mal Urlaub, Baby.«
»Geht nicht. Meine Arbeit macht mir zuviel Spaß.« »Kann ich dich mal was fragen?«
»Klar.«
»Beackerst du bloß die Erde?«
»Wie soll das gemeint sein?«
»Na, ich meine, erledigst du zum Beispiel auch äh …
Außerirdische?«
»Na sicher. Außerirdische, Würmer, Hunde, Fliegen, Löwen,
Spinnen … was du willst.«
»Gut zu wissen.«
»Was ist gut zu wissen?«
»Daß du auch Außerirdische abräumst.«
»Belane, du langweilst mich.«
»Da bin ich aber froh, Baby.«
»Hör zu, ich hab zu tun …«
»Beantworte mir nur noch eine Frage.«
»Vielleicht. Und zwar?«
»Wie killst du einen Außerirdischen?«
»Gar kein Problem.«
»Mit einer Kugel gehts nicht. Also was nimmst du dann?« »Berufsgeheimnis, Belane.«
»Mir kannst du’s ruhig sagen, Baby. Über meine Lippen
kommt kein Wort.«
»Dicker«, sagte sie, ehe sie auflegte, »es könnte sein, daß ich
dafür sorge. «
Ich schob das Telefon weg und legte wieder die Füße hoch.
Herrgott, da waren sechs Außerirdische zugange und wollten
mich für ihre Sache einspannen. Vielleicht sollte ich die Polizei
verständigen. Ja, sicher, und was hätte ich davon? Nein, ich mußte allein damit fertig werden. Aber das sah nach harter Arbeit aus. Vielleicht erst mal auf Eis legen. Ich griff nach der Flasche und nippte an meinem Wodka. Schließlich gab es ja auch noch zwei leichtere Fälle. Ich beschloß, eine Münze zu
werfen – Kopf für Red Sparrow, Zahl für Cindy Bass. Zahl. Ich schmunzelte. Lehnte mich zurück. Malte mir aus,
wie ich Cindy festnageln würde.
32
Zur Feier meiner Fortschritte als vermutlich größter Detektiv von L.A. schloß ich das Büro ab und nahm den Fahrstuhl nach unten. Auf der Straße probierte ich es mit Richtung Süden und kam zum Sunset Boulevard. Das Problem mit Sunset ist, daß es da in meiner Gegend kaum eine Bar gibt. Schließlich fand ich eine, die halbwegs Klasse hatte. Da ich nicht auf einem Barhocker balancieren wollte, setzte ich mich in eine Nische. Die Bedienung rückte an. Sie trug einen Mini und Stöckelschuhe und unter ihrer durchsichtigen Bluse einen ausgestopften BH. Alles war ihr zu eng – ihr Outfit, die
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