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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Action!
Ich will Beweise! Ich will diese Sache erledigt haben, und zwar mit einem Knaller!«
»Innerhalb von sieben Tagen, Jack.«
»Sie haben sechs.«
»Sechs Tage, Jack.«
Schweigen am anderen Ende. Schließlich sagte er wieder was: »Also gut. Ich muß in einer Stunde zum Flughafen.
Habe an der Ostküste was Geschäftliches zu erledigen. In sechs Tagen bin ich zurück.«
»Bis dahin ist alles geritzt, Baby,«
»Sagen Sie nicht Baby zu mir! Was soll denn der Scheiß?« »Nur so ne Angewohnheit …«
»Sehn Sie zu, daß Sie den Schlamassel bereinigen, oder wir sehen uns in der Hölle wieder, Motherfucker!«
»Reden Sie mit mir, Jack?«
Die Leitung war tot. Er hatte aufgelegt, der Affenarsch. Na ja. Wurde Zeit, daß ich in Aktion trat …

34
    So, das war ich nun und parkte am Straßenrand, fünfzig Meter von Jacks Haus, in dessen Einfahrt Cindys roter Mercedes stand. Es war Abend, nein, es war schon Nacht, etwa acht Uhr. Mein sechster Sinn sagte mir, daß ich diesmal richtig lag. Diesmal würde es passieren. Es lag so ein gewisser Hauch in der Luft. Ich drückte meine Zigarre aus, griff zum Autotelefon und wählte die Durchsage mit den Ergebnissen des neunten Rennens. Verloren. Wieder einmal. Wie ermüdend doch das Leben war. Ich fühlte mich niedergeschmettert und kaputt. Meine Füße taten weh. Cindy saß jetzt wahrscheinlich vor dem Fernseher und sah sich irgendwas Doofes an. Bestimmt hatte sie ihre warmen Beine übereinander und lachte über etwas Plattes und Geistloses. Ich mußte an Jeannie Nitro und ihre fünf außerirdischen Kumpane denken, die mich einspannen wollten. Aber für so was war ich nicht zu haben. Ich mußte diese Bande sprengen. Es mußte einen Weg geben. Vielleicht würde mir der Red Sparrow die Lösung vorsingen – falls ich ihn finden konnte. War ich verrückt? Passierte das alles wirklich?
    Ich griff wieder zum Telefon und tippte die Nummer von John Barton ein. Er meldete sich.
»John, hier ist Belane. Ich hab Schwierigkeiten mit dem Red Sparrow. Vielleicht besser, Sie nehmen sich einen anderen.«
»Nein, Belane, ich hab Vertrauen in Sie. Sie schaffen das.«
»Meinen Sie wirklich?«
»Ich hab nicht den geringsten Zweifel.«
»Na ja, dann bleib ich weiter dran.«
»Gut.«
»Ich sag Bescheid, wenn ich was hab.«
»Tun Sie das. Gute Nacht.«
Er legte auf. Netter Kerl.
Ich brannte mir die Zigarre wieder an und hätte sie fast ausgespuckt, denn in diesem Augenblick kam Cindy aus dem Haus. Sie ging zu ihrem Wagen und stieg ein. Baby, Baby, jetzt führ mich mal hin.
Sie ließ den Motor an, schaltete die Scheinwerfer ein und setzte rückwärts aus der Einfahrt. Dann fuhr sie in nördlicher Richtung davon, und ich folgte ihr einen halben Block zurück. Sie bog in die Durchgangsstraße ein – den Pacific Coast Highway, um genau zu sein – und fuhr jetzt nach Süden. Ich war etwa drei Wagenlängen hinter ihr. Sie fuhr über eine Kreuzung, und als ich hinkam, sprang die Ampel auf Rot. Ich mußte durch. Es wurde knapp, aber es ging ohne Zusammenstoß ab. Hinter mir hörte ich wütendes Hupen, und jemand schrie: »Blöde Sau!« Wie einfallslos. Bald war ich wieder drei Längen hinter ihr. Sie fuhr auf der rechten Spur, verlangsamte das Tempo und bog in die Einfahrt eines Motels ein. Honeydunes Motel. Reizend. Sie hielt vor dem Apartment Nr. 9. Ich hielt vor Nr. 7, schaltete die Scheinwerfer aus und wartete ab.
Sie stieg aus, ging den Pfad rauf und klopfte an die Tür. Die Tür ging auf, und ein Typ stand da. Ah, jetzt hab ich dich, Cindy!
Der Kerl stand im Licht, so daß ich ihn unter die Lupe nehmen konnte. Er sah gut aus. Ich meine, nicht für mich, aber ganz bestimmt für sie. Er war jung, hatte ein glattes ausdrucksloses Gesicht, schmale Augenbrauen und ne Menge Haar. Es sah so aus, als hätte er es hinten zu einem kleinen Ringelschwanz geflochten. Man kennt ja die Sorte. Richtiges Arschloch. Sie umarmten sich, und es gab ein Küßchen. Ich hörte Cindy lachen. Dann ging sie rein, und die Tür fiel ins Schloß.
Ich griff mir die Videokamera und ging zur Rezeption. Niemand da. Ein kleiner Schreibtisch mit einer Rufglocke. Ich patschte mit der flachen Hand darauf. Pinggg. Nichts tat sich. Ich drosch sechsmal hintereinander drauf.
Jetzt kam jemand. Ein alter Knacker. Barfuß, in einem langen Nachthemd und mit einer Zipfelmütze auf dem Kopf.
»Aha«, sagte ich, »schon fertig für die Heia, hm?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was geht Sie das an?«
»Nichts für ungut, Sir. Ich brauche ein

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