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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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läufts, Eddie?«
»Ich bin nicht Eddie«, gab ich zurück.
»Du siehst aus wie Eddie.«
»Interessiert mich ’n Scheißdreck, ob ich wie Eddie ausseh oder nicht«, sagte ich.
»Suchst du vielleicht Ärger?«
»Yeah«, sagte ich. »Willst du welchen machen?«
Der Barkeeper brachte meinen Drink, nahm sich etwas von dem Geld, das ich auf der Bar liegen hatte, und sagte: »Ich hör Sie reden, und ich denk mir mein Teil.«
»Wer hat dir gesagt, daß du denken kannst?«
»Ich brauch Sie nicht zu bedienen«, sagte er.
»Wenn du das Geld nicht willst, behalt ichs.«
»Ich will’s nicht so dringend …«
»Dann sag mal, wie dringend …«
» Gib ihm nichts mehr! « schrie der Typ am Ende der Bar.
»Noch ein Wort von dir, und du hast meinen Fuß im Arsch. Ich sorg dafür, daß sie dir roten Schaum aus den Backen saugen! Mit’m Gummischlauch!«
Der Typ setzte bloß ein dünnes Lächeln auf. Der Barmann stand noch immer da.
»Schau her«, sagte ich, »ich komm hier rein und will ’n stillen, friedlichen Drink zischen, und sofort kommt mir jeder mit’m Haufen Scheiß! Übrigens, hast du den Red Sparrow gesehen?«
»Den Red Sparrow? Was’n das?«
»Wenn du ihn siehst, weißt du’s. Ach was, vergiß es …«
Ich trank aus und ging. Auf der Straße war es erträglicher. Ich latschte vor mich hin. Etwas mußte nachgeben, und das würde nicht ich sein. Ich zählte die Vollidioten, die mir begegneten. Nach zweieinhalb Minuten war ich bei fünfzig und verzog mich in die nächste Kneipe.
Ich setzte mich auf einen Hocker am Tresen. Der Barkeeper kam her.
»Tag. Eddie«, sagte er.
»Ich bin nicht Eddie.«
»Ich bin Eddie«, sagte er.
»Mach mich ja nicht an, du«, eröffnete ich ihm.
»Nee, das machen Sie mal selber …«
»Hör mal, ich bin ein friedfertiger Mensch. Ziemlich normal. Ich schnüffle nicht an fremden Achselhöhlen und zieh mir auch keine Damenunterwäsche an. Aber wo ich auch hinkomme, überall krieg ich dumme Sprüche zu hören, und man läßt mir keine Ruhe. Wie kommt das?«
»Ich denk mir, daß Sie’s irgendwie herausfordern.«
»Tja, Eddie, dann stell mal das Denken ein und sieh zu, daß du mir ’n doppelten Wodka-Tonic machst, mit’m Fitzelchen Limone drin.«
»Limone ham wir nicht.«
»Doch. Ich seh sie von hier.«
»Die ist nicht für Sie.«
»So? Für wen denn? Elizabeth Taylor? Also, wenn du heut nicht innem Krankenhausbett übernachten willst, dann rück die Limone raus, und tu mir ’n Stück in den Drink. Pronto.«
»Yeah? Was woll’n Sie denn gegen mich machen? Oder ham Sie ne Truppe, die Ihnen hilft?«
»Junge, noch eine pampige Antwort, und du kriegst keine Luft mehr.«
Er sah mich an und überlegte, ob er die Herausforderung annehmen sollte. Dann blinzelte er, tat das Vernünftige und mixte meinen Drink. Ich sah ihm auf die Finger. Keine Tricks. Er stellte mir das Glas hin.
»War doch bloß Spaß, Mister. Verstehn Sie keinen Spaß?«
»Kommt drauf an, wie er serviert wird.«
Eddie ging wieder ans Ende der Bar.
Ich hob mein Glas und trank es aus. Zog einen Schein aus der Tasche, nahm das Stück Limone und quetschte es drauf. Dann wickelte ich den Schein darum und flippte das ganze zum Barkeeper runter. Es blieb vor ihm liegen, und er starrte es an. Ich stand langsam auf, rollte mit dem Kopf, um meine Nackenmuskeln zu lockern, und ging raus. Ich beschloß, in mein Büro zu gehen. Es gab Arbeit für mich. Ich hatte blaue Augen, und niemand liebte mich. Außer mir selbst. Ich schlappte vor mich hin und summte meine Lieblingsmelodie aus »Carmen«. Ich schloß die Tür zu meinem Büro auf, und als ich reinging, sah ich Jeannie Nitro auf dem Schreibtisch sitzen. Sie hatte die Beine übereinander und ließ ihre Stöckelschuhe wippen.
    »Belane«, sagte sie lächelnd. »Wie gehts, du besoffener Jammerlappen?«
    Sie sah fabelhaft aus. Es war leicht zu sehen, weshalb Grovers in der Bredouille war. Was machte es schon, daß sie eine Außerirdische war? So wie sie aussah, wünschte man sich mehr von der Sorte. Aber Grovers war mein Klient. Ich mußte ihm die da vom Hals schaffen, sie ausknipsen und aus dem Verkehr ziehen. Ich kam nie zum Verschnaufen. Ich strampelte mich dauernd für andere ab. Ich kurvte hinter den Schreibtisch, ließ mich auf den Drehstuhl plumpsen, warf meinen Derby auf den Hutständer, brannte mir eine Zigarre an und seufzte. Jeannie blieb, wo sie war, und wippte mit den Beinen.
    »Um deine Frage zu beantworten, Jeannie: Es geht mir ganz passabel.«
»Ich will einen Deal mit dir machen,

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