Ausgeträumt
Belane.«
»Ich hör mir lieber ne Sonate von Scarlatti an.«
»Wie lang hast du schon keine Frau mehr im Bett gehabt?«
»Wen kümmert das?«
»Dich sollte es kümmern.«
»Und wenn nicht?«
»Und wenn doch?«
»Bietest du dich etwa an, Jeannie?«
»Vielleicht.«
»Was heißt vielleicht? Entweder ja oder nein.«
»Es würde zum Deal gehören.«
»Und der wäre?«
Sie rutschte vom Schreibtisch und ging auf meinem Teppichboden auf und ab. Sah verdammt gut aus.
»Belane«, sagte sie, ohne ihre Wanderung zu unterbrechen, »ich gehöre zur Vorhut einer Invasion aus dem All. Wir werden uns die Erde klemmen.«
»Warum?«
»Ich bin vom Planeten Zoros. Wir leiden an Übervölkerung. Deshalb brauchen wir die Erde.«
»Na, warum kommt ihr dann nicht einfach? Ihr seid von Menschen nicht zu unterscheiden. Da würde keinem was auffallen.«
Jeannie blieb stehen und drehte sich zu mir um.
»Wir sehen nicht so aus, Belane. Was du siehst ist eine Täuschung.«
Sie kam zurück und setzte sich wieder auf den Schreibtisch.
»Wie seht ihr denn wirklich aus?« fragte ich.
»So …«
Es gab einen roten Lichtblitz, und dann sah ich auf meiner Schreibtischplatte dieses … Ding. Es sah aus wie eine Schlange von durchschnittlicher Länge, aber es hatte Borsten und in der Mitte einen runden feuchten Klump mit einem Auge. Der Kopf hatte keine Augen, nur ein schmales Maul. Sah wahrhaft gräßlich aus, das Ding. Ich packte das Telefon, hob es hoch und knallte es runter. Daneben. Das Ding war über den Rand geglitten und schlängelte sich jetzt über den Teppichboden. Ich sprang auf, stürzte ihm nach und wollte es zertreten. Da zuckte wieder ein roter Blitz, und Jeannie stand mitten im Zimmer.
»Du hast versucht, mich umzubringen!« sagte sie. »Bist du lebensmüde? Mach mich nicht wütend, oder ich knips dich aus!« Ihre Augen funkelten.
»Ja, ja, schon gut, Baby. Hab nur ein bißchen durchgedreht. Entschuldige.«
»Na schön, vergessen wirs. Also, wir sind eine Vorausabteilung und sollen die Erde für unsere überschüssige Bevölkerung erkunden. Aber wir finden, daß es nur vernünftig wäre, ein paar von euch Menschen für unsere Sache einzuspannen. Dich, zum Beispiel.«
»Warum mich?«
»Du bist der ideale Typ – leichtgläubig, egozentrisch und charakterlos.«
»Und Grovers? Warum der? Warum das mit den Leichen? Was für eine Rolle hat der?«
Jeannie lachte. »Gar keine. Wir sind nur bei ihm gelandet. Ich hab mich ein bißchen für ihn erwärmt. Nur ein kleiner Flirt. Ein Zeitvertreib …«
»Und ich? Bist du auf mich auch scharf, Baby?«
»Du bist brauchbar für unsere Sache.«
Sie kam ganz nah. Ich war wie in Trance. Ihr Körper drückte sich an meinen. Wir umarmten uns. Unsere Lippen fanden sich. Ihre Zunge glitt in meinen Mund. Sie war heiß und ringelte sich wie eine kleine Schlange.
Ich stieß sie weg. »Nein«, sagte ich, »tut mir leid, ich kann nicht!«
Sie musterte mich. »Was ist denn, Belane? Fühlst du dich zu alt?«
»Nein, das ist es nicht, Baby …«
»Was denn?«
»Ich will dich nicht kränken …«
»Sag schon, Belane …«
»Na ja, es könnte ja sein, daß du dich wieder in dieses häßliche Ding verwandelst, mit dem Klump in der Mitte und dem einen Auge …«
»Du mistiger Fettsack! Zoronianer sind schön! «
»Hab ja gewußt, daß du’s nicht verstehen wirst …«
Ich ging hinter den Schreibtisch zurück, setzte mich, zog die Schublade auf, holte den Wodka raus und goß mir einen hinter die Binde.
»Mit was seid ihr denn gelandet?« fragte ich.
»Raumgleiter.«
»Raumgleiter, hm? Und wieviele seid ihr?«
»Sechs.«
»Tja, ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann, Baby …«
»Du wirst mir helfen, Belane.«
»Und wenn nicht?«
»Bist du tot.«
»Herrgott, erst Lady Death und jetzt du. Ihr Weiber habt nichts als Todesdrohungen für mich. Na, vielleicht hab ich da auch noch mitzureden …!«
Ich griff in die Schublade und holte die Luger raus. Ich entsicherte die Knarre und richtete sie auf sie.
»Dich werd ich rauf bis nach Zoros pusten, Baby.«
»Na los, drück doch ab!«
»Was??«
»Ich hab gesagt: Drück ab, Belane!«
»Denkst du vielleicht, ich tu’s nicht?«
Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach.
»Denkst du, ich tu’s nicht?« sagte ich noch einmal. Jeannie grinste mich nur an. »Verdammt, drück doch ab!«
Mein Gesicht war inzwischen schweißnaß.
»Sweetheart, sei so gut und geh freiwillig zurück nach Zoros …«
»NEIN!«
Ich drückte ab. Es gab eine Detonation, und der Rückschlag riß mir fast die
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