Ausgeweidet (German Edition)
und er möchte très chic sein, wenn er mit Maria dort auftaucht.
17.
Mittwoch früher Abend Altstadt. Christian auf der Heide und Florian Schmidt haben ihren Dienstwagen am Carlsplatz in einer Parkbucht abgestellt und schlendern Richtung Wallstraße. Die Tische bei San Leo stehen noch draußen, auch wenn hier niemand mehr zum Essen Platz nimmt. Dafür ist das Restaurant im Inneren schon gut besucht, wie ein Blick durch die Fenster zu erkennen gibt. Sie setzen sich an den letzten Tisch ganz links vor dem Eingang zum Italiener, bestellen eine Flasche Wasser, zwei Milchkaffee und bezahlen auch gleich.
Der Ober mustert sie von oben herab und kann sich die Bemerkung nicht verkneifen, dass dies eines der besten Restaurants der Stadt und keine Kneipe mit Außenterrasse sei. Die Bemerkung verstimmt den Oberkommissar, was ihn ärgert. Aber es entspricht seiner Erfahrung. Manch eine Verkäuferin auf der Kö und manch eine Bedienung im Nobel-Restaurant hält sich für etwas Besseres als ihre Kundschaft. Auch wenn es Ausnahmen sind – sie prägen das Image der Stadt. Doch es ist ein idealer Platz, um das Haus von Schneider unauffällig zu beobachten.
Schon bald ist sein Ärger verflogen, da Florian Christian nach allen Regeln der Kunst auszufragen beginnt. Ob das Team immer so arbeiten würde, ob er auch das Gefühl habe, dass sie feststeckten?
»Nein, nein. Schau mal, wir sind erst fünf Tage dran, da kann man noch nicht mit soliden Resultaten aufwarten. Ich möchte nicht wissen, wie viele Spuren die Kollegen der Kriminaltechnik noch nicht bearbeitet, geschweige denn ausgewertet haben.«
»Aber Clemens machte einen frustrierten Eindruck.«
»Der ist einfach nur ungeduldig.«
Florian Schmidt gibt sich mit der Antwort von Christian auf der Heide nicht zufrieden. Über die Wissbegierde seines jüngeren Kollegen muss der ebenfalls noch recht junge Oberkommissar schmunzeln, als dieser zu bedenken gibt, dass tatsächlich neunzig bis fünfundneunzig Prozent aller Tötungsdelikte in sehr kurzer Zeit aufgeklärt werden, oft bereits am selben Tag.
»Was heißt in kürzester Zeit? Glaub mir, wir liegen mit unseren Ermittlungen bisher in einem guten Zeitrahmen. Übrigens, die Fälle, die mit Glück noch am selben Tag gelöst werden, sind meistens Beziehungstaten, da haben Täter und Opfer eine enge Beziehung zueinander.«
»Und in unserem Fall?«
»Tja, das ist die Schwierigkeit. Natürlich wird es eine wie auch immer geartete Verbindung geben, doch die haben wir bisher noch nicht gefunden.«
Petit Salon. Clemens von Bühlow und Maria Esser steigen die knarrende, alte Holztreppe nach oben. Obwohl sie angespannt sind, können sie sich der anheimelnden Atmosphäre, die sie im Treppenhaus umgibt, nicht entziehen. Beide wissen, dass die ersten Minuten über den Erfolg des heutigen Abends entscheiden und ob es ihnen gelingt, die Ressentiments der Stammgäste aufzulösen. Zuvor hat Clemens Maria zu Hause abgeholt. Als sie zu ihm in den Wagen stieg, traute er seinen Augen nicht: dezent geschminkt, in Pumps und im kleinen Schwarzen, das ihre schlanke Figur geschickt umspielt. Die dunkelblonden, schulterlangen Haare elegant nach oben gesteckt, ist nicht einmal mehr ein Hauch von Burschikosität an Maria zu entdecken. Clemens konnte sich ein ehrlich gemeintes Kompliment nicht verkneifen, und Maria lächelte amüsiert.
Im Petit Salon tummeln sich die Stammgäste an der Bar, manche haben sich schon am Buffet bedient und sitzen an den kleinen Tischen im Zuschauerraum, wie jeden Mittwochabend. Auf der Bühne spielt ein Pianist am großen, schwarzen Flügel. Es herrscht eine entspannte Stimmung, doch als die beiden eintreffen, ändert sie sich sofort. Die zuvor angeregten Unterhaltungen verstummen, und alle blicken die beiden argwöhnisch an. Pascal rettet die Situation, ergreift das Mikrofon, begrüßt seine Freunde und stellt ihnen Clemens von Bühlow und Maria Esser offiziell vor. Charmant findet er die richtigen Worte und betont, es ginge nur darum, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Für die Kommissare ist das auch keine alltägliche Situation, und so gehen sie erst einmal an die Bar. Die ganze Front hinter dem Tresen nimmt ein gediegenes dunkles Regal ein, das eine enorme Auswahl an Spirituosen beherbergt. Die Flaschen, hinter denen sich Spiegel befinden, sind in farbiges Licht getaucht. Alles funkelt und glänzt. Allein dieser Anblick könnte einen schon berauschen. Hinter der Bar mixen drei ausnehmend gut aussehende junge Männer
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