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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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sich.« Clemens lächelt. »Macht es euch in der Altstadt gemütlich und habt ein Auge auf Schneider. Im Klartext: undercover auf Streife. Hat der Schneider eigentlich ein Auto? Hendrik, frag mal nach. Wenn dem so ist, bereitet euch auf eine Spritztour vor.« Die Kollegen verlassen Hendriks Büro, nur Clemens und Maria stehen noch unschlüssig zusammen.
    Von Bühlow schaut in sein Notizbuch. So viele Befragungen, so viele Verdachtsmomente, und doch geht es nur langsam voran. Da kommt ihm eine Idee. »Maria, gestern war ein Kollege von uns bei Kreutz, in Rente, aber immer noch an unserer Arbeit interessiert. Jürgen Beyer heißt er. Er kennt Senta Hartmann, sagte Kreutz. Vielleicht weiß er etwas, das uns weiterhilft. Wir sollten ihm einen Besuch abstatten.«
    »Gute Idee, ich besorge seine Adresse.«
    Jürgen Beyer wohnt in einem kleinen Reihenhaus in Heerdt, das Anfang des 20. Jahrhunderts als Teil einer Arbeitersiedlung entstanden ist. Die Zeile der roten Backsteinhäuser ist gut erhalten, die Vorgärten liebevoll bepflanzt, nur ein Haus macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Die Fensterläden bräuchten dringend einen neuen Anstrich, der Vorgarten ist eine wilde Wiese, und die Dachschindeln dürften dem nächsten kräftigen Sturm nicht mehr standhalten.
    Nachdem Clemens geklingelt hat, dauert es eine Weile, bevor Jürgen Beyer die Tür öffnet. Er erkennt den Hauptkommissar sofort wieder und bittet beide herein. Auch das Innere des Hauses ist verwahrlost. Das Laminat ist brüchig, die Wände haben lange keinen neuen Anstrich mehr bekommen, und die Möbel wirken abgenutzt. Mit ausgestrecktem Arm bittet er sie voranzugehen. Im Wohnzimmer setzen sie sich auf das Sofa. Der Ex-Kollege verschwindet in der Küche, kommt rasch zurück und drückt ungefragt jedem einen Becher Kaffee in die Hand. Dann nimmt er ihnen gegenüber auf einem Sessel Platz.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie wissen, an welchem Fall wir arbeiten?«, beginnt Clemens das Gespräch.
    »Ja, der Tote vom Grafenberger Wald.«
    »Otto Kreutz hat uns gesagt, dass Sie Frau Hartmann kennen und im Petit Salon Gast sind. Wir würden gerne mehr über dieses Umfeld und die anderen Gäste erfahren«, erklärt Maria.
    »Viel kann ich Ihnen da nicht berichten. Ich gehe fast zu jedem Liederabend von Frau Hartmann. Ich bin ganz begeistert von ihr. Das Drumherum interessiert mich nicht. Sie könnte auf einem Güterbahnhof singen, dann wäre ich auch da. Kontakt habe ich zu niemandem und verlasse nach dem Konzert immer gleich den Salon.«
    »Gibt es etwas, das Ihnen aufgefallen ist und mit Senta Hartmann in Zusammenhang gebracht werden kann?«
    »Nein, nichts.«
    »Haben Sie den Ex-Mann von Frau Hartmann mal kennengelernt?«, fragt Clemens nach.
    »Nein. Ich kenne sie ja nicht persönlich und habe erst jetzt erfahren, dass sie früher mit Jacques Briest verheiratet war.«
    »Haben Sie denn den Missbrauchsprozess nicht verfolgt?« Clemens ist irritiert.
    »Nein. Hat mich nicht wirklich interessiert. Ich weiß nur, was in den Tageszeitungen gestanden hat.«
    Die drei unterhalten sich noch eine Weile. Clemens gewinnt den Eindruck, dass Jürgen Beyer nur aus Höflichkeit Fragen über die aktuelle Situation im Polizeipräsidium stellt und seinen Besuch möglichst schnell wieder loswerden will. Rasch verabschieden sie sich.
    »Das hat nicht viel gebracht.«
    »Nein. Nicht wirklich. Nur die traurige Erkenntnis, dass der ehemalige Kollege einen verwahrlosten Eindruck macht.«
    »Hast du deshalb den Kaffee nicht angerührt? Der war gar nicht schlecht.«
    »Vielleicht war deine Tasse ja sauber, an meiner klebte noch die eingetrocknete Milch von anno dazumal.«
    Zurück im Präsidium macht Clemens einen Abstecher zu Steinbeißer. Der sitzt an seinem Schreibtisch und kämpft gegen einen Berg von Unterlagen an.
    »Wie läuft es bei dir?«
    »Schlecht. Nichts, aber auch rein gar nichts. Das private Umfeld von Hausmann haben wir intensiv unter die Lupe genommen, keine Geliebte, kein Ehekrach, keine finanziellen Sorgen. Scheint ein solider Geschäftsmann zu sein, der sich im Rahmen der Legalität bewegt, und doch: Irgendetwas muss da sein.«
    »Wie war er denn unterwegs?«
    »Audi S5 Coupé Quattro, auffälliger Schlitten, aber den haben wir auch noch nicht gefunden.«
    Clemens bedankt sich für die Auskunft und fährt nach Hause. Er hat das unbestimmte Gefühl, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt. Doch jetzt steht erst mal der Abend im Petit Salon an,

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