Ausgeweidet (German Edition)
Der Täter scheint sich immer wieder abgestützt zu haben.«
»Habt ihr sonst noch etwas, was uns weiterhelfen könnte?«
Die Ungeduld des Hauptkommissars hebt nicht gerade Armin Schoellers Laune. Er kann es nicht ausstehen, wenn er immer wieder unterbrochen wird. Gegen Fragen hat er nichts einzuwenden, aber bitte erst nach seinem Vortrag. Betont ruhig, andere würden sagen, betont langsam, fährt er fort.
»Wir konnten Partikel von Körperflüssigkeit sicherstellen. Dem Täter muss der Schweiß nur so heruntergetropft sein. Und so konnten wir mithilfe der DNA-Analyse den ›genetischen Fingerabdruck‹ feststellen.«
»Und, habt ihr die DNA schon mit der kriminaltechnischen Datenbank abgeglichen?«, fragt Clemens sichtlich genervt.
»Ja, Herr Hauptkommissar. Aber die Tatort-DNA weist weder eine exakte Übereinstimmung mit einer archivierten DNA auf, noch konnten wir ein annähernd ähnliches DNA-Material in der Datenbank aufspüren.«
»Wäre ja auch zu einfach gewesen«, seufzt Maria.
»Wir haben noch weitere Spuren gefunden. Ein Ölfleck auf der Burgallee, der noch recht frisch ist, Schleifspuren von der Treppe bis zu der Stelle, wo Kirchfeld gehangen hat.« Schoeller blickt zu Dr. Hummel hinüber.
»Der Tote weist Schürfwunden auf, die daher rühren, dass der Täter ihn hinter sich hergezogen hat. Die Wunden sind mit Lehm und Sand verunreinigt.«
»Der Boden in der Kaiserpfalz besteht aus Lehm und Sand. Hier gibt es Übereinstimmungen, die jedoch noch verifiziert werden müssen.«
Schoeller schaut auf seine Uhr.
»Das wäre es jetzt, nur noch zwei Aspekte. Das Seil ist nichts Besonderes, ein Abschleppseil, das in jedem Baumarkt zu kaufen ist. Das Einzige, was wirklich anders ist: Der Fundort ist nicht der Tatort. Er muss woanders erschossen worden sein. Auch die Verstümmelungen haben an einem anderen Ort stattgefunden.«
»Es könnte also sein, dass der Mörder wirklich vorgefahren ist, die Leiche aus dem Wagen gehoben und bis zum Ende der kleinen Treppe in die Kaiserpfalz getragen hat. Das restliche Stück des Weges hat er ihn hinter sich hergezogen«, überlegt Clemens.
»Nach den Spuren zu urteilen, ja«, bestätigt Schoeller.
»Was lässt sich zu der Kleidung des Toten sagen?«, will Maria wissen.
»Auf der Jacke des Toten haben wir sein eingetrocknetes Blut gefunden. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt dies von der Kopfwunde. Ansonsten sind die Kleidungsstücke nicht beschmutzt, aber die Ergebnisse der labortechnischen Untersuchungen stehen noch aus.«
»Das würde bedeuten, der Täter hat die Leiche nackt transportiert«, führt Clemens seine Gedanken aus.
»Ja, so sieht es im Augenblick aus.«
Nachdem Schoeller geendet hat, ergreift Dr. Hummel das Wort.
»Ich kann nicht wirklich mit etwas Neuem aufwarten. Gleiche Handschrift, wieder ein Jagdmesser, zu hundert Prozent das gleiche wie bei Briest, wieder die Zange, wieder die Verstümmelung des Einschusskanals, alles identisch. Nur zwei Abweichungen: Kirchfeld wurde nicht aufgebrochen und er ist aus relativ kurzer Distanz erschossen worden. Das verraten uns die Schmauchspuren und die Einschusswunde.«
»Von welcher Distanz können wir ausgehen?«, fragt Maria.
»Weniger als vier Meter. Und er wurde von hinten erschossen. So wie es aussieht, ist unser Täter etwas kleiner als der Tote, schätzungsweise 1,75 Meter.«
»Und das Kaliber?«
»Könnte die gleiche Waffe wie bei dem Mord im Grafenberger Wald sein, zumindest wirkt die Kopfwunde fast identisch, sieht man davon ab, dass die Entfernung geringer und der Winkel ein anderer war.«
»Wann ist der Mord Ihrer Einschätzung nach geschehen?«
»Der Tatzeitpunkt ist noch schwieriger zu bestimmen als beim letzten Mal, da wir nicht wissen, unter welchen klimatischen Bedingungen der Tote zwischengelagert wurde, bevor er dann in der Kaiserpfalz gelandet ist. Auf jeden Fall ist er bereits am Freitag zu Tode gekommen. Wie ich schon sagte, später Nachmittag, früher Abend.«
Hendrik meldet sich zu Wort. »Ich habe mich erkundigt. Die Gerichtsverhandlung von Kirchfeld ging bis fünfzehn Uhr, da war er noch putzmunter. Bis auf seinen Anwalt hatte er keinen nennenswerten Kontakt, aber ich recherchiere weiter.«
»Und was ist mit der Handyortung?«, will Clemens wissen.
»Das Handy ist immer noch ausgeschaltet. Die Kollegen vom Landesamt für Zentrale Polizeidienste sitzen noch an der Funkzellenauswertung, um das Bewegungsprofil zu erstellen. Aber das dauert.«
Es entsteht eine kurze Pause,
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