Ausgewichtelt
geht es Tante Fahl? Tut ihr die Pfote noch weh?«
»Wouu-u-uu! Es geht ihr schon besser, und unser kleiner Schwarzschopf hat gerade neue Eckzähne bekommen.«
»Das ist ja toll. Aber wer läuft dahinten am Korvatunturi um diese Zeit Ski? Doch wohl nicht etwa einer von Staalos Trollen?«
»Hoffentlich nicht! Warte mal, ich horche genauer hin. Ach ja, dem Geräusch der Skier nach ist es nur der Weihnachtsmann. Vom Staalo hat man zum Glück schon lange nichts mehr gehört.«
»Wouu! Der soll nur ruhig auf seinem Berg bleiben, mitsamt seinen Trollen. Aber reden wir ein andermal weiter, ich muss jetzt unseren Bau putzen!«
Der Weihnachtsmann amüsierte sich über den Putzeifer der Wölfe, und er war zufrieden mit den Nachrichten, die er gehört hatte. Der Staalo schien weit weg; zwischen seinem Berg und dem Korvatunturi lagen viele Fjells und zahllose weite Moore. Vielleicht ließ er den Weihnachtsmann von nun an tatsächlich in Ruhe.
Als der Weihnachtsmann gerade ein großes, zugefrorenes Moor überquerte, bemerkte er das Polarlicht, das nach langer Zeit wieder einmal am Himmel erschien. Es begann als grüner Dunst irgendwo im All und entfaltete sich dann zu einem bauschigen Vorhang aus Licht, der aufflammte und glühte. Im schönsten Moment kam ein roter Glanz hinzu. Der Weihnachtsmann blieb stehen und bewunderte das Schauspiel. Der Stein auf seiner Brust bebte leicht, und der Weihnachtsmann spürte, wie sein Herz vor Sehnsucht und Freude anschwoll. Das Polarlicht tanzte noch eine Weile am Himmel und entschwand. Der Skiausflug geriet dem Weihnachtsmann allerdings ein wenig zu lang, und er kroch erst in den frühen Morgenstunden erschöpft ins Bett. Deshalb war er schlecht gelaunt, als die Krähe ihn am Morgen mit ihrem hungrigen Krächzen weckte. Er wärmte das Essen vom Vortag auf und stellte es der Krähe und dem Wichtel hin, ohne auch nur guten Morgen zu wünschen. Die beiden saßen verwundert am Tisch und sahen sich furchtsam an. Die Unterlippe des Wichtels zitterte; er konnte ganz und gar nicht verstehen, warum der Weihnachtsmann so wütend war.
Der Weihnachtsmann setzte sich mit finsterer Miene an den Tisch und löffelte seinen Brei. Er schaute zum Fenster hinaus und sah, dass es nach der sternklaren Nacht nun wieder heftig schneite. Also würde er den Pfad vor dem Haus freischaufeln müssen, und dazu hatte er überhaupt keine Lust. Während er Schnee schippte, würde Kyksi fragend und plappernd um ihn herumflattern. Das hatte ihm immer Freude bereitet, doch heute schien ihm auch diese Aussicht ermüdend. Warum musste der Winter so lang sein, und warum schneite es dauernd? Wenn doch immer Sommer wäre, dann brauchte man kein Kaminholz ins Haus zu tragen und keinen Schnee zu schippen.
Der Weihnachtsmann zog den Mantel an und setzte die Mütze auf, aber seine Handschuhe fand er nicht. Er guckte unter die Bank, klopfte die Manteltaschen ab und schaute sogar in den Kochtopf, doch die Handschuhe waren und blieben verschwunden. Er wollte gerade die Krähe um Hilfe bitten, als er seine Fäustlinge auf der Bank entdeckte, unter dem Hinterteil des Wichtels.
»Musstest du dich ausgerechnet dahin setzen? Du hockst in aller Seelenruhe auf meinen Handschuhen, nach denen ich überall suche! Hast du keinen besseren Platz gefunden?«
Wie entsetzlich! Dem Wichtel stiegen Tränen in die Augen. Die Krähe sah den Weihnachtsmann vorwurfsvoll an. Der schämte sich plötzlich. Warum in aller Welt hatte er den kleinen Wichtel so wütend angefahren? Onni konnte doch nichts dafür, dass es schneite und er müde war.
Onni schniefte und wischte sich die Tränen ab.
»Ich kann mir einen besseren Platz suchen«, sagte er mit belegter Stimme. »Sicher komme ich jetzt wieder in der Darre zurecht, der Winter ist ja fast vorbei. Die anderen kommen schließlich auch zurecht, die vergessenen Darrenwichtel, Saunawichtel, Stallwichtel und all die anderen, aus denen sich keiner mehr etwas macht. Warum soll es mir besser ergehen?«
»Welche anderen Darrenwichtel?«, fragte der Weihnachtsmann verwundert.
»Alle meine Vettern und Kusinen ersten und zweiten Grades und deren Vettern und Kusinen. Es gibt viele vergessene Wichtel. Ihretwegen war ich so bedrückt, auch wenn ich versucht habe, es nicht zu zeigen.«
Plötzlich heulte der Wichtel laut auf. Oje, dachte der Weihnachtsmann. Das war es also, worüber Onni sich so gegrämt hatte, das Schicksal der anderen vergessenen Wichtel. Er hatte diesen Kummer zu lange ganz allein mit sich
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