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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Havaste
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herumgetragen.
    »Entschuldige, Onni. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen, nur weil ich schlechte Laune hatte. Bitte geh nicht zurück in deine kalte Darre. Ohne dich wäre ich doch verloren. Du brauchst auch nicht immer heiter und lustig zu sein. Jeder darf sich grämen, aber wenn der Kummer zu groß wird, sollte man gemeinsam mit den anderen überlegen, ob man vielleicht etwas tun kann. Dann ist einem gleich leichter ums Herz. Du darfst traurig sein, ab und zu auch schlecht gelaunt, solange du nur nicht tobsüchtig wirst. Wenn du kannst, dann verzeih mir meine bösen Worte. Und vielleicht erzählst du mir mehr von den anderen vergessenen Wichteln.«
    Das tat Onni. Seine Menschen waren nicht die einzigen, die fortgezogen waren und ihre Darren und Rauchsaunas aufgegeben hatten. Die Stallwichtel machten sich allmählich Sorgen, weil es immer weniger Pferde gab. Auch die Mühlenwichtel schienen nach und nach in Vergessenheit zu geraten, erst recht die Schmiedewichtel, von denen nur noch wenige gebraucht wurden, um die Feuer in den letzten Schmieden zu hüten. Onni wusste nicht ganz genau, wie viele seiner Vettern und Vettersvettern sich mutterseelenallein nach neuen Aufgaben und nach Gesellschaft sehnten.
    Der Weihnachtsmann malte sich aus, wie die kleinen Wichtel in ihren Darren, Ställen und Saunas vergeblich warteten, wie sie abmagerten und blass wurden, weil sie nichts zu tun hatten. Wenn sie doch eine neue Beschäftigung fänden und wieder rund und fröhlich würden wie sein kleiner Weihnachtswichtel.
    »Kraak, kümmert sich denn keiner mehr um mich? Will mich niemand trösten? Ich habe auf einmal einen fürchterlichen Schnupfen bekommen!«
    Der Weihnachtsmann nahm die tränenüberströmte, schniefende Krähe auf den Schoß und klopfte dem kleinen Wichtel aufmunternd auf die Schulter. Der Wichtel seufzte, legte Kaminholz nach und starrte apathisch in die Flammen.
    Onnis Geschichte ging allen nahe. Selbst Kyksis Flugkunststücke hellten die Stimmung nicht auf. Nach einer Weile begann Onni, kleine Vögel aus Holzspänen zu schnitzen, die Krähe übte sich nachdenklich im Zehenwackeln, Kyksi flatterte ums Haus, und der Weihnachtsmann blätterte in seinem großen Buch. So viele Kinder hofften auf Besuch vom Weihnachtsmann, und er wollte jedem von ihnen wenigstens ein kleines Geschenk mitbringen. Aber er hatte nicht genug Gaben, und Onni, so flink und geschickt er auch war, würde es nicht schaffen, so viele Geschenke zu basteln. Also musste der Weihnachtsmann das Buch beiseitelegen und mithelfen.
    Er nahm eine Nadel und versuchte, den Faden durch das Öhr zu ziehen. Verglichen mit Onni war er ein langsamer Näher. Er wusste, dass er sich viel besser darauf verstand, die Wünsche der Kinder zu hören und aufzuschreiben, als darauf, Spielzeug zu basteln. Wenn er doch jemanden hätte, der ihm dabei half.
    Da hatte er plötzlich die Lösung! Er brauchte Hilfe bei der Anfertigung der Geschenke und bei der Hausarbeit, und gleichzeitig gab es müßige Wichtel, deren einziger Wunsch es war, nicht länger untätig zu sein.
    »Juchhu!«, antwortete der Wichtel auf den Vorschlag des Weihnachtsmannes. »Was bist du doch für ein feiner Kerl!«
    Die Krähe war derselben Meinung.

Kapitel 8
    A m nächsten Tag standen alle früh auf. Die nächtliche Dunkelheit begann gerade erst, dem zauberhaften blauen Schimmer des lappischen Wintermorgens zu weichen, als der Wichtel bereits den Frühstücksbrei kochte. Der Weihnachtsmann gab Kyksi ihre Körner und schärfte ihr ein, beim Haus zu bleiben und aufzupassen. Dann packte er Fladenbrot als Proviant in seinen Rucksack und stopfte noch einen Reserveschal dazu. Der Ranzen schaukelte fröhlich auf seinem Rücken, als er sich die Skier anschnallte. Die lange Reise begann.
    Die Krähe hatte die schwerste Aufgabe. Sie musste zu allen Wichteln in der näheren Umgebung fliegen, denn jeder von ihnen sollte all seinen Vettern und Vettersvettern eine wichtige Nachricht übermitteln.
    »Kraak, kraak! Habt ihr wirklich alles richtig verstanden? Der Weihnachtsmann hat mich die Botschaft ganz oft aufsagen lassen. Ein für alle Mal ein wenig zu oft, wenn du mich fragst.«
    »Ich wiederhole einfach mal, was du gesagt hast«, antwortete die Stallwichtelin, bei der die Krähe gelandet war. »Jeder Wichtel, der ohne Beschäftigung ist, wird als Weihnachtswichtel in das Haus des Weihnachtsmannes am Korvatunturi eingeladen. Brei, Arbeit und fröhliche Gesellschaft garantiert.«
    »Genau. Ein für alle

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