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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Havaste
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Leckermaul. Dann essen wir eben Pilze.«
    »Solange wir keine Fichtenspitzen mampfen müssen«, nölte Otto und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Danke, liebe Wichtel. Keine Fichtenspitzen, in dem Punkt bin ich eurer Meinung, aber wir pflücken viele Beeren und hoffen, dass wir durch irgendein Wunder doch noch genug Brei für den ganzen Winter haben.«
    »Ja! Davon könnte ich jeden Tag essen«, sagte Otto glücklich lächelnd.
    Und so begann man im Haus am Korvatunturi, Rindengefäße herzustellen. Von den Birkenstämmen wurden lange Streifen der duftenden Rinde abgerissen, aus denen Körbe geflochten wurden, die im Sommer die reifen Beeren aufnehmen sollten.
    Eines Nachts erwachte der Weihnachtsmann von einem Poltern an der Tür. Die Wichtel schliefen fest. Der Weihnachtsmann stand auf, öffnete die Tür vorsichtig einen Spaltbreit und sah die Krähe benommen auf der Schwelle sitzen.
    »Krähe! Bist du gegen die Tür geflogen? Herzlich willkommen, es ist schön, dich zu sehen! Komm rein, ich sehe mal nach, ob ich etwas zu essen für dich habe. Komm du auch eine Weile mit ins Haus, Kyksi.«
    Kyksi flatterte verschlafen unter der Traufe hervor, setzte sich auf den Tisch, schmiegte sich glücklich lächelnd an ihren großen Bruder und schlief gleich wieder ein.
    »Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, habe ich nicht mehr ordentlich gegessen«, klagte die Krähe. »Jetzt bin ich ausgebüxt. Da werde ich was zu hören kriegen, wenn ich zurückkomme. Mein Leben ist ganz schön turbulent geworden!«
    Gierig schlang die Krähe den kalten Brei in sich hinein. Der Weihnachtsmann verkniff sich eine Bemerkung über ihre Tischmanieren. Er musterte sie schweigend. Sie hatte tatsächlich abgenommen, aber nicht zu viel. Ihre Federn glänzten, und der Schnabel schimmerte wie frisch geölt.
    »Du siehst gut aus«, stellte er fest.
    »Tja, kann schon sein. Das sagt meine Frau auch immer«, erwiderte die Krähe scheinbar beiläufig.
    »Deine Frau? Du hast die fremde Krähe also gefunden?«
    »Ja!« Nun wurde die Krähe wieder so lebhaft wie früher. »Sie ist so wunderbar! Sie hat eine wunderschöne Stimme und herrlich stechende Augen, einen prächtigen Hakenschnabel und scharfe Klauen! Ich bin so gern mit ihr zusammen, auch wenn sie ein bisschen aufbrausend und herrisch ist. Vielleicht wird sie ja weicher, wenn die Eier ausgebrütet sind.«
    »Ihr habt schon ein Gelege?«
    »Drei Eier! Aus den ersten beiden hört man schon ein ziemliches Kratzen, also haben wir in ein paar Tagen wohl hungrige Mäuler zu stopfen. Dann geht der Trubel so richtig los, ui-jui.«
    »Deine Frau ist also zum Brüten im Nest geblieben?«
    »Ja. Bisher habe immer ich auf den Eiern gehockt, ich war schon ganz ausgehungert.«
    Die Krähe verschlang den Rest der Mahlzeit und hüpfte rasch zum Weihnachtsmann, um sich den Nacken kraulen zu lassen. Der Weihnachtsmann amüsierte sich über ihre Eile.
    »Ich kann nicht lange bleiben, sonst regt meine Frau sich auf. Ich wollte dir nur sagen, dass alles bestens läuft, und natürlich nachsehen, wie es meiner kleinen Schwester geht.«
    »Hier ist alles in Ordnung, und Kyksi prahlt genau wie früher mit ihren künftigen Heldentaten. Fein, dass du gekommen bist. Ich hatte mich schon gefragt, wie es dir wohl ergangen ist. Komm einmal wieder, wenn du kannst.«
    »Gern, aber es kann eine Weile dauern. Meine Frau ist ziemlich feurig, und sie sieht es nicht gern, dass ich sie allein lasse.«
    Damit flog die Krähe davon und ließ den Weihnachtsmann so verblüfft zurück wie beim vorigen Mal. Sie hatte also die fremde Krähe gefunden, die hinter den Wäldern gekrächzt hatte. Und nun waren bereits drei Eier auszubrüten, und der Krähenjunge wurde von seiner herrischen Gefährtin herumkommandiert. Der Weihnachtsmann musste lachen. So gefügig hatte er seine Krähe noch nie erlebt!
    Ein Monat verging, dann ein großer Teil des nächsten. An den Birken erschienen zarte hellgrüne Blätter, und die Grasbüschel schossen in die Höhe. Der Frühsommer zauberte hübsche rosa Blüten ins Blaubeerkraut, unter denen grüne rohe Beeren hervordrängten, um in der Sonne zu reifen. Der Weihnachtsmann genoss den sommerlichen Geruch und das Licht der Sonne, die von frühmorgens bis spät in die Nacht schien. Nicht einmal die überall surrenden Mücken und Bremsen schmälerten seine Freude. Warum sollte er sich über die Mücken ärgern? Ohne sie hätten die zahllosen Vögel, die im Sommer aus dem Süden nach Lappland kamen, keine Nahrung

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