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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Havaste
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gefunden. Sie jagten hektisch nach Insekten, um ihre Jungen zu füttern, die mit weit aufgerissenen Schnäbeln in ihren Nestern saßen und piepsend den Sommer priesen.
    Mitunter hörte der Weihnachtsmann in der Ferne das fröhliche Krächzen von Krähen, konnte aber auf die Distanz nicht hören, was gesagt wurde. Kyksi flog eines Tages weit hinter den Wald und berichtete bei der Rückkehr, alle drei Jungen ihres großen Bruders seien tadellos geschlüpft, und auch das kleinste habe schon gelernt, sich zu behaupten, wenn das Futter verteilt wurde. Die Krähe und ihre Gefährtin haben es eilig, überlegte der Weihnachtsmann. Aber wenn die Beeren und Pilze reifen, beginnt auch für die Wichtel eine arbeitsreiche Zeit.

Kapitel 12
    D ie Kleinriesin humpelte beiseite, setzte sich auf den Höhlenboden und verzog das Gesicht. Ihr Fuß tat weh, doch zum Glück schien der Schmerz rasch abzuklingen.
    »Hast du dir schlimm wehgetan?«
    Der Kleinriesin lag eine wütende Antwort auf der Zunge, doch der massige Höhlentroll, der vor ihr stand, schien aufrichtig besorgt zu sein. Plötzlich wurde ihr ganz warm ums Herz. Es war eine Ewigkeit her, seit sich das letzte Mal jemand Sorgen um sie gemacht hatte. Vor langer Zeit hatte ihre Mutter liebevoll gefragt, ob sie sich schlimm wehgetan hatte, als sie sich in einer Felsspalte den Zeh gequetscht hatte. Dann hatte die Riesenmutter auf den Zeh gepustet, und der Schmerz war verschwunden. Lachend hatte die Mutter die Haare zwischen den Ohrbüscheln der kleinen Kleinriesin gezaust. Sie erinnerte sich immer noch daran, wie fröhlich damals alles gewesen war.
    »Nun sag doch, ist es schlimm?«
    Der große Höhlentroll wiederholte seine Frage, aber die Kleinriesin brachte keinen Ton heraus, so gut ihr das Mitleid des fremden Trolls auch tat. Ein langnasiger Dunkeltroll trat hinzu. Beide Trolle beugten sich zu der Kleinriesin hinunter.
    »Kannst du den Fuß bewegen? Ich wollte dich nicht so fest schubsen. Entschuldige bitte. Diese Kampfübungen sind so unangenehm, und es kommt immer wieder zu Unfällen.«
    »Ja, es wird von Tag zu Tag schlimmer, weil der Staalo uns befiehlt, immer mehr Kraft einzusetzen. Viele haben sich schon verletzt«, seufzte der Dunkeltroll.
    »Soll ich dir aufhelfen?«
    Die Kleinriesin stand rasch auf. Das Mitleid des Trolls tat ihr gut, aber seine Hilfe brauchte sie dann doch nicht.
    »Nein danke, es geht schon wieder.«
    »Du, sei mir nicht böse. Ich habe nichts gegen dich, der Staalo befiehlt mir immer, gegen dich zu kämpfen, weil ich für einen Höhlentroll so groß und massig bin. Die Dunkeltrolle kommen nicht gegen dich an, denn ihr Kleinriesen seid so stark. Und da es hier keine anderen Riesen gibt, musst du mit mir kämpfen.«
    Die Kleinriesin schniefte. Es tat weh, dass so ein massiger Höhlentroll die größte Ähnlichkeit mit ihr hatte. In der großen Trollschar des Staalo war kein zweiter Riese. Sie war auch hier die einzige, einsam und ohne ihresgleichen. Hätte sie doch nie ihre Schnauze aus der Höhle gesteckt. Wäre sie doch so klug gewesen, dem süß lockenden Geruch zu widerstehen.
    Die Trolle sahen sich an und nickten in wortlosem Einvernehmen. Sie verstanden die Traurigkeit der Kleinriesin, denn sie selbst waren ja auf die gleiche Weise in den Bann des Staalo geraten. Sie alle sehnten sich immer noch zurück in ihre eigenen Höhlen.
    »Gräm dich nicht zu sehr, Kleinriesin. Dieser Kummer, das Heimweh nach der eigenen Höhle, lebt im Herzen jedes Trolls. Aber keiner von uns kann hier weg. Ich habe es Anfang des Sommers selbst versucht und bin trotz größter Anstrengung nur bis zum Fuß des Zauberbergs gekommen. Dann hat der Zauberspruch des Staalo meine Füße gezwungen, kehrtzumachen und zurück zu diesem widerlich süßen Geruch zu laufen, der aus der im Innern des Berges brodelnden Brühe aufsteigt. Ich kann nicht fliehen, sosehr ich es mir auch wünsche. Keiner von uns kann hier weg.«
    »Und die Kleintrolle und Dunkeltrolle, die bis zum Berg Korvatunturi gehen? Warum laufen die nicht weg?«
    »Dorthin schickt der Staalo nur diejenigen, die sich ihm damals aus freiem Willen angeschlossen haben. Viele Trolle glaubten, der Staalo würde ihnen das Leben erleichtern, und seine Kraft imponierte ihnen. Viele lassen sich gern Befehle erteilen, weil sie nicht wagen, selbst Entscheidungen zu treffen. Der Staalo hat ihre Bindung an ihn durch einen Zauberspruch verstärkt. Diese Trolle gehorchen ihm unter allen Umständen.«
    »Und die Lage wird immer

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