Ausgewichtelt
schlimmer«, fügte der Dunkeltroll traurig hinzu.
»Ja. Die Kräfte des Staalo sind gewachsen, und er ist wütender als je zuvor. Leider haben die Kleintrolle ihm erzählt, dass das Zauber-Ren jetzt stolzer Vater ist. Der Rentierbock mit dem goldenen Geweih, der mächtige Zauberkräfte besitzt und der dem Staalo weggenommen wurde, hat in diesem Frühjahr drei Kälber bekommen. Alle drei entwickeln offenbar auch magische Kräfte.«
»Der Staalo hat sein Zauber-Ren wohl sehr gerngehabt?«
»Er war ihm wohl auf seine eigene, seltsame Art zugetan. Allerdings war er ein anspruchsvoller und strenger Herr und hat das Tier oft wüst mit der Peitsche angetrieben. Aber trotz seiner harten Hand hat er doch gelegentlich das silbern schimmernde Fell gestreichelt. Kein anderes Wesen hat es je geschafft, den Staalo weichherzig zu machen, aber wenn er sein Rentier ansah, hatte er manchmal einen fast liebevollen Blick.«
»Ich glaube, bis zur Geburt der Kälber hat der Staalo geglaubt, das Rentier würde auf den Zauberberg zurückkehren. Nun weiß er, dass es nie mehr zu ihm zurückkommt. Und selbst ein Herz aus Stein empfindet es bestimmt als schmerzhaft, wenn die eigenen Gefühle nicht im Mindesten erwidert werden.«
Der Höhlentroll zuckte mit den Schultern und wechselte einen wissenden Blick mit dem Dunkeltroll.
»Der Hass im Herzen des Staalo scheint dadurch noch glühender geworden zu sein«, meinte der Höhlentroll nach langem Schweigen. »Deshalb lässt er uns so hart üben. Ich habe den Eindruck, dass von nichts anderem mehr die Rede ist als von dem bevorstehenden Kampf.«
»Für uns Trolle ist das alles sehr schwer. Wir taugen doch eigentlich nicht zum Kämpfen, das ist gegen unsere Natur. Ich weiß nicht, wie viele Trolle immer noch nicht richtig zuschlagen können, obwohl wir nun schon viele Monde üben.«
»Ich fürchte, der Staalo hat noch irgendetwas in der Hinterhand. Etwas, von dem er glaubt, dass es die Trolle zu wilden Kämpfern macht.«
Sie betrachteten die übenden Trolle, die größtenteils lustlos und schlapp miteinander kämpften. Wenn sie hätten wählen dürfen, hätten sie lieber in irgendeiner dunklen Höhle Schutz gesucht.
Tief im Innern des Berges starrte der Staalo mit gerunzelter Stirn auf sein Gebräu. Die Brühe blubberte, und wenn die Bläschen platzten, stieg grünlicher Rauch auf. Aus der Ferne war das Stampfen der widerwillig übenden Trolle zu hören. Der Staalo spürte, wie die Wut in ihm aufkochte. Er dachte an sein prachtvolles Rentier mit dem goldenen Geweih, erinnerte sich genau an jede nächtliche Schlittenfahrt, die er mit ihm unternommen hatte, an das Stampfen der glänzenden Hufe und an das Keuchen des Rentierbocks, der seine ganze Kraft einsetzte. Der Staalo erinnerte sich, wie die vom Lauf ermüdeten Muskeln des Tiers gezittert hatten, wenn er ihm die Hand auf den Rücken gelegt hatte. Diese Erinnerung erschien ihm besonders schmerzhaft, da er nun wusste, dass sich der Rentierbock mit seinen Kälbern in Sampos Obhut begeben hatte. Der Staalo schüttelte brummend den Kopf und zählte die Gegenstände seiner heißen Wut der Reihe nach auf. Er schüttelte die hoch erhobene Faust und schwor:
»Ich werde es euch allen zeigen! Am Polarlicht räche ich mich, weil es mich verschmäht hat. Ich raube seinem Liebling die Zauberkraft und zerstöre den Weihnachtsmann und seinen lächerlichen Blödsinn, den er Weihnachtszauber nennt. Sampo Lappalainen vernichte ich, weil er mir mein Zauber-Ren gestohlen hat, und das Tier will ich jetzt auch nicht mehr verschonen. Soll auch der Rentierbock mit seinem goldenen Geweih untergehen, es ist mir egal. Er soll seine Kräfte verlieren und bitter bereuen, dass er sich von einem Fremden hat berühren lassen. Ich werde es euch zeigen, hört ihr? Es wird nie mehr Weihnachten geben!«
Kapitel 13
D er Weihnachtsmann schlief schlecht. Merkwürdige Albträume weckten ihn mitten in der Nacht. Er stand auf und trank im fahlen Licht der Nacht Heidekraut-Tee, aber selbst die Kräuter schienen nicht zu helfen. Am Morgen tauschten die Wichtel besorgte Blicke, als sie die dunklen Schatten unter den Augen des Weihnachtsmannes bemerkten.
Der Morgen dämpfte jedoch die nächtlichen Sorgen, und als es Mittag wurde, stapfte der Weihnachtsmann bereits zufrieden lächelnd mit einem Birkenkorb durch den Wald. Die ersten Steinpilze waren aufgetaucht. Er nahm einen der Pilze in die Hand und befühlte den lederartigen, festen rötlichen Hut. Dann schnupperte er: Der
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