Ausgewichtelt
doch den ganzen Sommer nichts von sich hören lassen. Sogar die Kleintrolle haben uns in letzter Zeit in Ruhe gelassen.«
»Die Schnee-Eule, die ein paarmal bis zum Berg des Staalo geflogen ist, hat mir schon vor einer Weile etwas erzählt, das bedrohlich klang.«
»So weit ist sie geflogen? Und was hat sie dort gesehen?«
»Dass der Staalo seine Bannzauber übt.«
»Und du hast mir nichts davon gesagt!«
»Ich wollte dich nicht beunruhigen, du hattest so viele andere Sorgen. Deshalb wollte ich zuerst selbst herausfinden, was am Zauberberg eigentlich vor sich geht.«
»Du warst dort?«, entsetzte sich der Weihnachtsmann.
»Ja. Ich habe das Sommerfest der Wichtel ausgelassen, bin zum Zauber-Ren gegangen und habe es um Hilfe gebeten. Es kennt ja den Weg zum Staalo. Das Zauber-Ren war über den Bericht der Schnee-Eule genauso besorgt wie ich und bot mir an, mich hinzubringen. Das war ein Ritt! Wenn mich der Gedanke an den Staalo nicht so gequält hätte, hätte ich sicher den ganzen Weg über gejauchzt, so toll lief das Zauber-Ren. Seine Hufe schlugen Funken, als es über die Fjells trabte.«
»Aber, Onni, war es denn nicht gefährlich, zum Staalo zu gehen?«
»Doch, und beinahe wäre es mir schlecht ergangen. Weil das Zauber-Ren Angst hatte, seinem früheren Herrn zu nahe zu kommen, hat es mich in der Nähe des Berges abgesetzt und dort auf mich gewartet. Ich habe mich leise angeschlichen und den Staalo vor seiner Höhle gesehen. Er sah stark und schrecklich aus, und die Trolle zitterten unter seinem Blick. Selbst die Riesin konnte dem Staalo nichts anhaben.«
»Die Riesin? Eine richtige Riesin war auch da?«
»Ja, aber zum Glück nur eine, und zwar aus der Familie der Kleinriesen. Trotzdem war sie gigantisch, doppelt so groß wie die Dunkeltrolle und die gewöhnlichen Höhlentrolle. Am Zauberberg wimmelt es von Trollen.«
»Wie hat der Staalo sie wohl für sich gewonnen? Trolle wollen doch keinem gehorchen.«
»Das ist die allerschlimmste Nachricht. Ich habe gesehen, dass der Staalo gelernt hat, sie mit seinem Blick zu bannen, und drinnen im Berg brodelt irgendein Zaubertrank, von dem ein seltsam süßlicher, lockender Geruch ausgeht, gefährlich und faszinierend zugleich. Die Trolle stehen in Staalos Bann, und beinahe hätte es auch mich erwischt.«
»Ach, Onni, in welche Gefahr du dich gebracht hast! Was ist passiert?«
»Ich bin näher herangeschlichen und habe gesehen, wie der Staalo einen neuen Troll verzauberte. Es war ein Höhlentroll, der sich heftig wehrte. Der Staalo hat ihm seine großen Pranken auf die Schultern gelegt, ihn mit seinen schwarz blitzenden Augen angesehen und mit tiefer Stimme irgendetwas gesagt. Der Troll wurde von einer Sekunde zur anderen völlig willenlos, er starrte den Staalo nur noch an und nickte. Da habe ich einen Schreck gekriegt, bin auf einen knisternden Zweig getreten, und der Staalo hat mich gesehen. Er hat mir seine Trolle auf den Hals gejagt, und ich bin weggerannt. Ich bin geflitzt, so schnell ich nur konnte, aber ohne das Zauber-Ren säße ich jetzt in der Höhle des Staalo und wäre verhext. Die Trolle waren verdammt schnell.«
»Wie gut, dass das Zauber-Ren dabei war.«
»Ich bin ihm ewig dankbar. Es hatte den Lärm der Trolle gehört, die mir auf den Fersen waren, und ist mir sofort zu Hilfe geeilt. Es ist zu mir gelaufen und hat den Kopf gesenkt, sodass ich mich an seinem goldenen Geweih festhalten konnte. Ein Kopfschwung, und ich saß auf seinem Rücken. Dann ist es nach Hause geprescht und hat die Trolle im Nu abgehängt. Der Staalo hat uns wütend nachgebrüllt, und das Zauber-Ren hat seine Ohren fest angelegt, um das wilde Gebrüll nicht zu hören.«
»Was für ein Glück, dass du davongekommen bist! Und es ist gut, dass wir jetzt wissen, was auf dem Berg geschieht. Der Staalo will also mit seinen Trollen in den Kampf ziehen. Der Mann, dem sein Angriff gilt, kann einem leidtun.«
»Du kannst einem leidtun, Weihnachtsmann. Dich will der Staalo angreifen.«
Der Weihnachtsmann schluckte. Gerade jetzt, da alles so gut lief: Der Speicher war gefüllt mit Spielzeug für Weihnachten, die Hausmutter sorgte mit ihrem Zauberkessel für den Brei, und die Kälber des Zauber-Rens wuchsen heran. Musste der Staalo ausgerechnet jetzt alles verderben?
»Das Schlimmste ist, dass der Staalo von deinem Polarlichtstein weiß. Er hat mir nachgerufen, er würde ihn dir wegnehmen und den ganzen Weihnachtszauber zerstören.«
Erschrocken fasste der Weihnachtsmann nach
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