Ausgewichtelt
Streit.«
»Ja, ja, das versprechen wir. Gibt’s da was zu fressen?«
»Gut möglich. Vergesst nicht, danke zu sagen, wenn er euch etwas anbietet.«
»He, Papa, ich sehe ein großes dickes Wesen, das eine seltsame Suppe kocht. Ist das dein Weihnachtsmann?«
»Iiih, die Suppe stinkt, Papa! Davon fress ich aber nichts.«
»Haltet die Schnäbel, Jungs! Warum habe ich euch bloß mitgenommen …«
Der Weihnachtsmann gab sich Mühe, ernst zu bleiben, als sein Krähenfreund am Bach entlang auf ihn zuflog. Hinter ihm flatterten drei Krähenjunge, die kicherten und einander Grimassen schnitten, sobald ihr Vater sie aus den Augen ließ.
»Herzlich willkommen! Wie schön, dich wiederzusehen, Krähe. Und so prachtvolle Junge hast du!«
»Na ja, für ihr Alter sind sie recht groß, und sie können schon besser fliegen als viele Gleichaltrige. Nur der Kleinste stellt sich noch ein bisschen ungeschickt an«, antwortete die Krähe mit gespielter Bescheidenheit und ließ sich mit den Jungen auf einem Ast nieder. Der Kleinste schwankte, flatterte wild mit den Flügeln und gewann das Gleichgewicht schließlich wieder.
Die Vogeljungen spähten neugierig zum Weihnachtsmann hinüber und kicherten.
»Isst du die schreckliche Suppe ganz allein auf?«, erkundigte sich der Molligste von ihnen.
Nun starrten alle drei den Weihnachtsmann aus ihren glänzenden schwarzen Augen an und legten die Köpfe exakt im selben Winkel schräg.
»Das ist keine Suppe, das sind schmutzige Kleider«, erklärte der Weihnachtsmann.
Die Vogeljungen lachten schallend, und der Jüngste fiel prompt vom Ast.
»Hast du das gehört, Papa, er hat einen ganzen Topf Schmutzwäsche gekocht!«
Verlegen scheuchte der Krähenvater seine Jungen fort. Bald hüpften sie am Ufer herum und richteten in kürzester Zeit allerhand Schaden an. Sie pickten die Angelwürmer des Weihnachtsmannes aus der Dose, zupften von den Birkenquasten, die zum Trocknen hinter der Sauna lagen, im Nu sämtliche Blätter ab und verzierten das Handtuch, das an der Tür hing, mit ihren schmutzigen Krallen.
»Deine Jungen sind ganz schön aktiv«, sagte der Weihnachtsmann ratlos.
»Aufgeweckte Burschen, nicht wahr?«, gab die Krähe zurück, so stolz, dass der Weihnachtsmann beschloss, das Thema zu wechseln, um keinen Streit über das Benehmen der Jungen vom Zaun zu brechen.
»Und wie geht es deiner Frau, Krähe?«
»Scharfzüngig ist sie, ein für alle Mal. Sie hält die Jungen fest im Zaum. Und mich auch, ehrlich gesagt. Wir sind heimlich hergekommen, weil sie von meinem Winterleben hier gar nichts hält. Sie selbst hat auch allerhand zu tun, ja, das hat sie.«
»So, so, deine Frau unternimmt also viel.«
»Ja, sie ist nämlich in den Norden gekommen, um festzustellen, ob noch mehr Krähen den Sommer hier verbringen könnten. Warum nicht? Mir soll es recht sein. Die Hauptsache ist doch, dass sie meine Frau geworden ist.«
»Wollt ihr noch mehr Junge haben?«
Die Krähe brachte es fertig, gleichzeitig verschämt und glücklich dreinzuschauen.
»Ja, der Vertrag läuft bis zum Lebensende.«
»Herzlichen Glückwunsch!«
»Danke. Ich bin glücklich, ein für alle Mal. Umso mehr, als sie den Winter im Süden verbringen und nur im Sommer zum Nisten herkommen will. Stell dir vor, jeden Winter bin ich eine freie Krähe! Auweia, das hätte ich nicht laut sagen dürfen, ein für alle Mal nicht. Du erzählst meiner Frau doch nichts davon?«
»Warum sollte ich. Ich finde, das ist ein gutes Arrangement: Im Sommer zieht ihr beide eure Jungen groß, und im Winter kommst du zu mir, um dich auszuruhen.«
»Ja, und um zu futtern. Apropos: Hättest du vielleicht ein wenig Brei? Meine Jungen brauchen Futter. Vor allem der Kleinste frisst neuerdings Unmengen, er scheint immer hungrig zu sein.«
»Ja, aber die Wäschesuppe fresse ich trotzdem nicht, Papa!«
Der Weihnachtsmann holte einen Teller mit übrig gebliebenem Brei aus dem Haus und stellte ihn auf die Erde. Während die Jungen fraßen, unterhielt sich ihr Vater kurz mit Kyksi, die sich riesig freute, ihren großen Bruder nach so langer Zeit wiederzusehen.
Die Jungen jubelten über das viele Futter, doch ihre Tischmanieren waren einfach unmöglich. Sie klacksten und kleckerten schlimmer, als ihr Vater es je getan hatte; der Dickste stand sogar auf dem Teller, die Beine tief im Brei. Nachdem sie aufgegessen hatten, rülpsten sie im Chor, kicherten und flogen dann auf einen Stein, um sich notdürftig das Gefieder zu richten.
»Kinder, habt
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