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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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können.
    Und nun? Nun standen wir wie Schafe hinter einem Gitterzaun und wußten nicht, wie wir ihn durchbrechen sollten.
    »Ein Glück, daß wir auch noch andere Qualitäten haben«, hat te der Zwerg düster gemeint. »Erinnere dich an deine Grundausbildung, Langer. Früher ging es ja auch ohne übersinnliche Wahrnehmungen.«
    Das hatte ich nicht vergessen. Vielleicht war es aber gut gewesen, daß mich Hannibal daran erinnert hatte.
    Wissen Sie, man gewöhnt sich zu schnell an andere Gegebenheiten, besonders an solche, die so unauffällig und dennoch präzise nutzbar gemacht werden können.
    Die Hochdruckpforte im vorderen Turmteil war als Kugelschott ausgebildet. Ich erfaßte die beiden oberen Haltegriffe und schwang mich hindurch.
    »Klasse«, sagte jemand anerkennend. Es war die Stimme des Kommandanten. Ich erkannte sie wieder. »Willkommen an Bord der TATO, Sir. Der Durchschwung war exzellent.«
    Allerdings – exzellent war er gewesen, aber auch zu routiniert, um nicht verräterisch zu wirken. Das hatte der Sprecher augenblicklich festgestellt.
    »Blödmann!« dachte Hannibal so intensiv, daß ich den Telepathieimpuls fast schmerzhaft spürte.
    Ich reagierte sofort.
    »Die Spezialkonstruktionen meines verehrungswürdigen Mei sters, Professor Toterlay, waren grundsätzlich mit ähnlichen Kugelschotten ausgestattet. Sie sind der Kommandant?«
    Ein Mann trat ins Licht der Lampen. Er war mittelgroß, etwas über dreißig Jahre alt und von drahtiger Gestalt.
    Mir wurde fast übel! Wenn er mich erkannte, hatte unser letz tes Stündlein geschlagen.
    Sein gebräuntes, verwegenes Seeräubergesicht war unverkennbar.
    »Nero der Große«, wie man ihn genannt hatte, war eindeutig der fähigste U-Bootkommandant der US-Navy gewesen. Ich hatte zusammen mit ihm einen Einsatz gefahren. Während dieses Unternehmens waren wir uns menschlich näher gekommen. Mein wahres Gesicht hatte er natürlich nie gesehen und meine echte Stimme nie gehört.
    Er kannte aber meinen Körperbau und verschiedenartige Reaktionen.
    Fregattenkapitän a. D. Nero Gerald Nofeney hatte wegen seiner zahllosen Frauengeschichten und seiner extremen Verschwendungssucht zu viel Geld benötigt. Als man ihm nichts mehr lieh, hatte er kurzerhand die mächtigen Superkreuzer der Navy als Transportmittel für Rauschgifte benutzt – so lange, bis ihm die Navy-Abwehr auf die Schliche gekommen war.
    Das war vor etwa eineinhalb Jahren gewesen. Ein Kriegsgericht hatte ihn zu fünfzehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ehe er aber zum Mond gebracht werden konnte, hatten ihn unbekannte Helfershelfer aus der Haft befreit. Dabei hatte es vier Tote gegeben. Man war in der Wahl der Mittel nicht wählerisch gewesen.
    Von dem Tage an war Nero G. Nofeney spurlos verschwunden gewesen. Ich wußte nun, wo er gelandet war. Das konnte noch heiter werden!
    Er tippte mit drei Fingern an seine weiße Dienstmütze. Tatsächlich – das war eine echte Mütze der Navy. Darauf schien er nicht verzichten zu wollen. Der Goldrand über dem Augenschild verkündete von seinem ehemals hohen Rang.
    »Nero Nofeney, Sir«, stellte er sich vor. Seine Zähne blitzten. Die schwarzen Augen schienen im Licht zu leuchten. »Kennen wir uns, Sir? Ich meine, Sie haben mich so intensiv betrachtet …«
    »Ich habe Ihre schöne Mütze bewundert, Kommandant«, entgegnete ich reserviert. Meine Haltung wirkte abweisend. »Wo befinde ich mich hier eigentlich? Auf einem getarnten Boot der US-Navy?«
    Meine Hand schwebte über der Strahlwaffe.
    Er riß theatralisch die Augen auf, schlug die Hände zusammen und schaute nach oben, wo irgendwo weit über uns der Himmel sein mußte. Das war seine Art. So hatte er Kameraden auf seine Seite gezogen und Vorgesetzte zum Schmunzeln verleitet. Er hatte immer als großer Junge gegolten.
    »Um Himmels willen, Sir, lassen Sie nur Ihre Waffe stecken. Die Mütze ist ein Erinnerungsstück an vergangene Zeiten.«
    »Ich verstehe nicht, Mr. Nofeney.«
    »Ich war einmal Kommandant und Flottillenchef der Navy, zugegeben«, lachte er.
    »Ah! Und dann haben Sie wohl die Kriegskasse gestohlen, wie?«
    »Wenn das so einfach wäre, hätte ich das getan«, lachte er er neut. »Es wäre risikoloser gewesen. Nochmals willkommen, Sir. Stören Sie sich bitte nicht an meiner Mütze. Das geht vollkommen klar. Ich möchte Sie gern schnellstens in ärztlicher Ob hut sehen. Ich weiß wie es ist, wenn man durch Kalipatronen at men muß. Aber Sie sollen ja sogar darauf verzichtet haben. Klasse,

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