Ausgezählt
war mit peinlicher GWA-Genauigkeit konstruiert worden. Niemand konnte ahnen, daß ich Professor Marcus Owen Toterlay dargestellt hatte. Demnach konnte niemand besser als ich wissen, was Toterlay in den letzten Monaten seines Daseins getan hatte. In der Beziehung konnte ich jede Frage beantworten. – Es galt abzuwarten.
Hannibal erwachte aus seiner Konzentrationsphase. Er wirkte erschöpft. »Alles klar«, gab er telepathisch durch. »Die Herkunft des Jagdkreuzers wird geklärt. Einfach ist das nicht, denn seit der Jahrhundertwende hat es in fünf lateinamerikanischen Ländern zweiunddreißig Diktatoren gegeben, die ihren Völkern ausnahmslos nur Gutes versprochen, ihnen aber tatsächlich eine Hölle aus Gewalt und Unfreiheit beschert hatten. Die meisten von ihnen sind von anderen Diktatoren bei der jeweiligen Machtübernahme erschossen oder anderweitig beseitigt worden. Einer von diesen Herren dürfte den Kreuzer entweder in letzter Sekunde zur Flucht benutzt oder schon während seiner Amtszeit gegen harte Währungseinheiten verkauft haben. Das finden unsere Experten aber heraus. Vorsicht, wir sind drinnen.«
Ich hörte das Klacken einschnappender Magnethalterungen. Gleich darauf schlossen sich die mächtigen, nach außen gewölbten Hochdruckschotte. Ein tosender Preßluftstrom drückte das Wasser aus der Schleuse, bis nur noch Rinnsale zu sehen waren. Erst danach wurde die im Kreuzer vorhandene Atemluft eingeblasen und der Druckausgleich hergestellt. So einfach war das – wenn man die technischen Mittel dazu besaß!
Vor uns glitt ein anderes Kugelschott auf. Heller Lichtschein fiel in die Schleusenkammer. Ich wußte, daß es sich um ein druckfestes Turmluk handelte, obwohl die Typboote der TRADE-Klasse niemals solche Einrichtungen besessen hatten.
Die TATO war also umgebaut worden. Der Oberdeckbunker für das Beiboot erlaubte einige Rückschlüsse auf den Verwendungszweck. Wahrscheinlich kam es häufig vor, daß Personen oder Güter tief unter der Wasseroberfläche von oder an Bord gebracht wurden. In der Hinsicht war die TATO hervorragend ausgerüstet.
Wenn man aber in der Lage gewesen war, die Grundkonstruktion eines immerhin beachtlich großen Bootes derart zu verändern, dann mußte man über eine gute Werft und Fachpersonal verfügen. Es war durchaus nicht einfach, einen ausreichend großen Hochdruckhangar mit direktem Zugang zu den unteren Turmregionen nachträglich einzubauen. Das mußte Hand und Fuß haben, oder es gab bei spätestens tausend Meter Tiefe Bruch.
Von der Warte aus betrachtet, konnten Hannibals düstere Pro phezeiungen richtig sein. Vielleicht hatte man die gesamte Maschinenanlage tatsächlich erneuert, in erster Linie natürlich den energiespendenden Reaktor.
Wenn das aber ein marsianisches Gerät war, dann besaß es garantiert eine so ungeheure Kapazität, daß man sich praktisch alles erlauben konnte.
Nun – das würden wir feststellen. Das schwor ich mir in dem Augenblick.
4.
Es war 18:15 Uhr am 27. August 2011.
Zwischen Hannibal und mir bestand das stillschweigende Übereinkommen, uns auf keinen Fall von den Waffen, vor allem nicht von den marsianischen Schutzschirm-Projektoren zu trennen.
Das hatten wir bereits dem Trust-Milliardär Abel Gabriel Gmobala abgeschlagen, ohne zu dem Zeitpunkt zu ahnen, daß er eine nur nach außen glitzernde Erscheinung war.
Die Ereignisse während der vergangenen Tage waren normalerweise auch nicht dazu angetan, einen von Natur aus überheblichen »Übermenschen« zugänglicher zu machen und ihn zu überzeugen, daß man an Bord eines U-Bootes keine marsianischen Atomwaffen und Schirmprojektoren braucht.
Ich hoffte in der Hinsicht auf das psychologische Einfühlungsvermögen meiner noch unbekannten Gegner.
Während wir das Rettungsboot verlassen hatten, waren wir erneut versucht gewesen, den Bewußtseinsinhalt der in der Nähe weilenden Personen zu ergründen. Hannibal hatte es noch schneller aufgegeben als ich.
Hier war jedermann parastabilisiert. Unsere beste Ermittlungswaffe versagte erneut, denn Telepathen werden nun einmal zu ganz normalen Menschen, wenn sich ihre auserkorenen Opfer nicht belauschen lassen.
Ich hatte ein humorloses Grinsen nicht verbergen können. Schöne Helden waren wir – die beiden Wundermänner der GWA, die von den Chefs der anderen Geheimdienste wie die Pest gefürchtet wurden. Was hatten wir alles wagen und bedenken müssen, nur um als tot zu gelten; um wirklich unauffällig arbeiten zu
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