Ausgezählt
Sir!«
Das Wort »Klasse« war schon immer sein Lieblingsausdruck gewesen. Ich hörte darüber hinweg. In Neros Gegenwart durften mir keine weiteren Fehler unterlaufen.
»Einverstanden. Besitzen Sie eine Bordklinik?«
»Klein, aber fein. Ich möchte Sie gern gesund abliefern. Darf ich bitten!«
»Bist du wahnsinnig geworden?« meldete sich der Zwerg. »Das ist doch ein Test mit allen Schikanen. Wir tragen Biomasken. Wenn sie einen Mediziner mit guten biochirurgischen Kenntnissen an Bord haben, dann sind wir reif wie faule Pflaumen. Ziehe deine Zusage zurück.«
»Ich denke nicht daran. Der Test kommt so oder so. Darauf sind wir vorbereitet. Die Herren interessieren sich nur am Rande für unsere Gesundheit. Irgendwo wird eine Detektorhaube stehen. Wehre dich nicht dagegen. Man will unseren Intelligenzquotienten feststellen, das ist alles. Benimm dich, Kleiner.«
»Wenn ich in der Hölle lande, reserviere ich dir den heißesten Platz. Darauf kannst du dich verlassen, du Leuteschinder. Ich bin ein verunglücktes Aufzuchtexemplar. Soll ich wütend werden und um mich schlagen, oder nur mürrisch aus dem Kragen linsen?«
»Linsen Sie, Herr Major, linsen Sie. Wenn die Haube nicht über deinen Kürbisschädel paßt, kommen sie ohnehin in Verlegenheit.«
Hannibal unterbrach den telepathischen Kontakt. Er ließ sich nur ungern an seinen monströsen Kopf erinnern.
Zwei andere Männer salutierten flüchtig. Sie waren zurückhaltend, aber wachsam.
Nero schritt vor uns auf die Rolltreppe zu. Sie führte durch zwei weitere Druckabteilungen nach unten zur Zentrale, dem Nervenzentrum des Bootes.
Nero bewegte sich immer noch geschmeidig wie eine Raubkatze. Er war ein gefährlicher Gegner und überdies ein Könner.
Hatte er nicht behauptet, seine TATO könnte nicht geortet werden? Nun, wenn er der Auffassung war, dann hatten wir in der Tat keine Chance, das Boot meßtechnisch auszumachen. Der ehemalige Geheimnisträger wußte genau, was die Navy aufbieten konnte und was nicht. Allerdings kannte er nicht die Möglichkeiten der GWA, vor allem nicht unsere neuesten Erkenntnisse über marsianische Techniken.
Er blieb dennoch ein Faktor, den es zu beachten galt. Allein die Tatsache, daß er die in der Wasserwüste auf Grund liegende Forschungsstation schon beim ersten Ortungslauf gefunden hatte, zeugte von seinen Qualitäten. Wahrscheinlich war er in den Reihen unserer Gegner ein wichtiger, wenn nicht gar führender Mann.
»In technischer Hinsicht, ja!« meinte Hannibal, der wieder einmal mitgehört hatte. »Man wird sicherlich auf ihn hören, aber nur in seinem Fachbereich. Dieser Bruder Leichtfuß dürfte kaum Gelegenheit erhalten haben, wirklich wichtige Dinge entscheidend zu beeinflussen. Die Leute wissen schließlich auch, woher er kommt und warum er verurteilt wurde. Man hat ihn wegen seines Könnens als U-Bootmann aus dem Gefängnis geholt, aber nicht wegen seines schönen Gesichts. Oder bist du anderer Meinung?«
Ich antwortete nicht. Die geringste Geistesabwesenheit konnte jetzt gefährlich werden. Kurzgespräche wie dieses erforderten zwar nicht die typische Konzentrationsphase, aber ein scharfer Beobachter konnte doch am Glanz der Augen ablesen, daß man nicht »ganz da« war.
Ich sah mich aufmerksam um. Das sollte man ruhig bemerken.
Schon der erste Eindruck bestätigte Hannibals Vermutung, die mittlerweile zur Gewißheit geworden war.
Die ehemals von den Russen installierten Ortungsgeräte, die in der Zentrale und den durch Panzerglasscheiben abgetrennten Ne benräumen aufgebaut waren, unterschieden sich erheblich von den längst veralteten Anlagen.
Wohin ich auch blickte – die Apparaturen aus dem Nachlaß der Marsianer waren überall zu sehen. Dazwischen standen modernste Elektroniken und Positroniken irdischen Ursprungs.
»Zufrieden?« wollte Nero wissen.
»Ja«, entgegnete ich wortkarg. »Wissen Sie auch warum, Kommandant?«
Er runzelte die Stirn und wiegte den Kopf. Das war ebenfalls eine seiner einstudierten Gesten.
»Nicht ganz, Sir. Ich nehme aber an, daß Toterlay-Schüler daran gewöhnt sind.«
»Das ist selbstverständlich«, fertigte ich ihn ab.
Unter meinem Blick erstarrte sein Lächeln. Unmut glomm in seinen Augen auf. Das war mir recht. Den von Nero eingeleiteten Ton der Vertraulichkeit wollte ich von vornherein unterbinden – und das sollte er auch spüren!
»Dann verstehe ich Sie wahrscheinlich nicht ganz.«
»Allerdings nicht, Mr. Nofeney. Ihre Auftraggeber haben es bisher an der
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