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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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worden. Konnten wir denn überhaupt auf einen solchen Mann schießen?
    Habe ich Ihnen schon geraten, niemals ein GWA-Schatten zu werden? Ich glaube – ja. Ich rate Ihnen nochmals davon ab. Sie können in grenzenlose Gewissenskonflikte kommen. Sie sind oftmals schlimmer als direkte Gefahren durch bewaffnete Straftäter. Wie wir denen zu begegnen hatten, das wußten wir genau.
    Wir befanden uns erneut auf dem Marsch zur »Oberwelt«.
    Die MEMORY CALTHUR besaß einen stählernen, jedoch biegsamen Schleusentunnel von etwa zwei Meter Durchmesser. Er war wie ein überdimensionaler Schlauch, der infolge seiner Materialgestaltung den Wasserdruck in einhundertzweiundfünfzig Meter Tiefe einwandfrei aufnahm.
    Man mußte eine große Turmschleuse passieren, den Tunnel etwa hundert Meter weit im leicht ansteigenden Winkel durchschreiten, ehe man eine weitere Schleuse erreichte.
    Diese war jedoch bereits im Inlandfels der antarktischen Küste eingebaut worden. Von dort führte ein großer Aufzug durch das Gestein nach oben, bis schließlich die Eisdecke begann. Dann konnte man aussteigen und war in der »Ortungszentrale Inland« angekommen.
    Der Verbindungsweg zum Untersee-Schiff war ideal und geni al. Wer das konstruiert und anschließend gebaut hatte, war ein Kön ner auf seinem Gebiet gewesen.
    Er hatte zwei äußerst wichtige Faktoren gleichzeitig erfüllt.
    Einmal brauchte man keinen aufwendigen Transport mittels kleiner U-Boote zu einem Festlandhafen, und andererseits konnte sich die gewaltige MEMORY CALTHUR im Falle einer akuten Gefahrensituation leicht von dem Verbindungsschlauch losrei ßen, um die Flucht zu ergreifen.
    Das System war einwandfrei durchdacht, allerdings mehr auf das Sicherheitsbedürfnis der achthundert Bootsinsassen ausgelegt als auf das jener Personen, die sich knapp unter den Grenzen des Festlandeises im natürlichen Felsgestein verbargen.
    Das wußte man auch! Ich hatte es aus einigen Andeutungen herausgehört. Man nahm es als unumgängliche Tatsache hin, denn die Begründungen waren fundiert; aber nur nach außen hin!
    Leute wie Sadonelli oder Kojastnakow hätten keine Sekunde gezögert, die dreihundert Wissenschaftler im Außenlager aufzugeben. Wahrscheinlich hätten sie die Verlorenen sogar in die Luft gesprengt, um unerwünschte Aussagen zu vermeiden. Maßnahmen dieser Art hatten wir häufig erlebt.
    Wir glitten mit dem großen Aufzugkorb nach oben. An dieser Stelle der Küste war das Inlandeis nur fünfzig Meter stark. Der gewachsene Fels begann also schon hundert Meter über dem küstennahen Liegeplatz des Untersee-Tankers.
    Ich schaute prüfend nach oben. Außer Valerie Kojastnakow, der uns seit zwei Tagen nicht mehr von der Seite wich, waren nur noch zwei Männer des Regeldiensts und fünf Wissenschaftler anwesend. Eine der Personen war eine Frau. Wir kannten sie gut.
    Es handelte sich um die Fachärztin für Kinderheilkunde, Dr. Miria Flabtone. Nach Kojastnakows gewaltsamer Machtübernahme befleißigte sie sich ausgesuchter Höflichkeit. Meine Fragen beantwortete sie schnell, möglichst lückenlos und auch im erkennbaren Bemühen, aufrichtig zu sein. Das Erscheinen des Mars-Raumschiffs hatte sie ebenso geschockt wie fast alle Personen innerhalb der neuen Sekte des Wahren Calthur.
    Für mich war und blieb sie eine Verbrecherin.
    Hannibal meldete sich mit einem Telepathieimpuls.
    »Kiny hat angerufen. Schlechte Nachrichten, Langer. General Palore Mnakoro, Chef der Afrikanischen Zentralabwehr, hat Blödsinn gemacht. Ein zweites Mal, wie ich denke.«
    »Was ist los?«
    »Er konnte anscheinend seinen instinktiven Haß gegen den Trustgewaltigen, Abel Gabriel Gmobala, nicht länger zügeln. Verwunderlich ist das wirklich nicht, denn dieser Bursche hat die jungen afrikanischen Nationen schwer geschädigt.«
    »Was los ist, will ich wissen!«
    »Okay, ich rede ja schon. Nein, ich denke, du lausiger Pedant. Bei dir muß immer alles haargenau stimmen, nicht wahr? Palore hat Gmobala kurzerhand verhaften lassen. Bei einer Durchsuchung der Gmobalaschen Luxusvilla hat der afrikanische Geheimdienst sieben als vermißt gemeldete Kleinkinder in sehr bedenklichem Zustand gefunden. Da ist der General über sämtliche Hürden seiner Selbstbeherrschung gesprungen, hat dem Trustchef das Nasenbein demoliert, die Kinder befreit und anschließend die ganze Bande verhaftet. Sie sitzen jetzt in stillgelegten Goldbergwerken tausend Meter unter der Erde, wo die AZAB einige relativ ausbruchsichere Haftanstalten eingebaut

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