Ausgezählt
leichenblasses Gesicht und andererseits die überrascht aufgerissenen Augen der übrigen An wesenden.
Das war aber noch lange nicht das Schlimmste!
Viel aufschlußreicher war der schrille Schrei eines Unbekann ten, der sich anscheinend in der Nähe von Dr. Navarro befand, also in der sogenannten Ortungszentrale Inland.
»Ich habe es gewußt, ich wußte es immer!« vernahmen wir. »Es war nicht mein Fehler. Jetzt ist die Ursache klar! Todesschläfer dürfen nicht per Transmitter befördert werden. Das verändert deren Kodeprogramm. Apoll, ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen. Ich wußte es – ich wußte es – ihr Narren. Ihr verdammten Narren!«
Die Techniker der Unterwasserzentrale schalteten die Tonverbindung ab. Kojastnakow wischte sich mit einem Taschentuch über die schweißnassen Wangen.
»Wer war das, Valerie?« erkundigte ich mich.
Der ehemalige Abwehrchef transpirierte noch stärker, ehe er sachlich erklärte:
»Professor Dr. Dr. Anton Riebsam, bekannt durch den Riebsam-Effekt, von dem Sie ja schon gehört haben. Nero Nofeney war so frei, Sie zu unterrichten. Riebsam stand auf Sadonellis Abschußliste. Nun stellt sich heraus, daß er der geniale Wissenschaftler ist, als der er immer gegolten hat. Er ist Biochemiker und Biogenetiker. Er hat stets behauptet, das vom Mond gekommene Bakterienmaterial wäre schadhaft. Seine ersten Versuche verliefen nämlich mit einer wesentlich geringeren Versagerquote. Damals erhielten wir die Todesschläferkulturen noch von den Neo-Calthurs der Mondbasis. Dann traf bei uns die Energiekonserve ein, die Professor Toterlay ausgeliefert hatte.«
»Sadonelli muß darüber informiert gewesen sein«, sagte ich so laut, daß es jedermann hören konnte. Es würde sich wie ein Lauffeuer herumsprechen. »Sadonelli war zu der Zeit auf dem Mond. Toterlay hatte die Chefin der Neo-Calthurs, die junge Frau namens Moroina, eindringlich vor einem Transport durch einen Mar stransmitter gewarnt. Sadonelli muß das gewußt haben. Er hat Sie und alle hier Anwesenden betrogen.«
Valerie begann wieder buddhahaft zu lächeln. Er hatte bemerkt, daß ich seine Untat gewissermaßen legitimieren wollte. Und genau so wurde es von den Zuhörern auch aufgenommen. Damit war Kojastnakow als neuer Herrscher endgültig anerkannt.
»Dreckbande«, gab Hannibal telepathisch durch. »Kiny teilte soeben mit, daß man den Liegeort des U-Bootes eingepeilt hat. Die Außenstation ebenfalls. Unsere Jagdboote sind schon auf dem Marsch; die Luftlandetruppen warten auf den Startbefehl. Und worauf wartest du eigentlich noch?«
»Auf die handfeste Gewißheit, wie ich die kranken und verstümmelten Menschen sowie die entführten Versuchsobjekte, ich meine die Kleinkinder, vor den Kampfmaßnahmen in Sicherheit bringen kann. Oder kannst du mir schon verraten, wie die Ortungszentrale Inland mit all ihren Nebenräumen aussieht und was darin geschieht? Professor Riebsam dürfte dort ebenfalls zu finden sein. Gib durch, Kleiner, daß sich hier vorerst kein Jagdkreuzer der Navy sehen lassen soll. Und paß auf Kojastnakow auf! Er gefällt mir plötzlich überhaupt nicht mehr. Manchen Leuten steigt die Macht zu Kopf.«
»Dem nicht, dafür ist er zu eiskalt.«
»Diktatoren kann man nie trauen. Kojastnakows Wunschträu me wurden uns klar, als er seine Regierung auf einen Schlag beseitigen wollte. Er hat uns und unsere Fähigkeiten benutzt, um an Sadonelli endlich herankommen zu können. Ich habe aus gutem Grund mitgespielt. Nun aber ist der Dicke mit noch größerer Vorsicht zu genießen. Es wird nämlich nicht lange dauern, bis er in Sadonellis Fußstapfen tritt. Dann wird er an unseren aufgestockten Freunden aus Toterlays Schule ebenfalls zu zweifeln beginnen. Männer, die endlich an die Macht gekommen sind, pflegen nun einmal derart extrem zu handeln und zu denken. Also Vorsicht, Kleiner! Laß dir nicht noch einmal die Waffe und den Projektor abnehmen. Ab sofort decken wir uns gegenseitig ab.«
9.
Im U-Tanker selbst hielten sich nur etwa achthundert Personen auf. Sie stammten fast ausschließlich aus den Reihen der ehemaligen Wissenschaftspriester des Sehenden Calthur.
Im Boot wurde ausschließlich experimentiert. Hier waren auch alle erbeuteten Marsgeräte eingebaut worden.
Die Impfaktionen zur gesteuerten Veränderung des Erbkodes wurden ebenfalls im Boot vorgenommen, aber den Erfolg der Maßnahmen wartete man dort nicht ab!
Bei der Gelegenheit hatten wir ebenfalls erfahren, daß Valerie
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