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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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eine weitere Frage, die ebenfalls der Klärung bedurfte.
    Waren die sogenannten Wissenschaftler des Wahren Calthur die letzten Übeltäter aus dem ehemaligen Riesenclan der Sehenden Calthurs, oder gab es irgendwo auf dieser Welt noch eine zweite Splittergruppe? Es wäre für uns katastrophal gewesen, nur die südpolaren Verbrecher unschädlich zu machen und andere ungeschoren davonkommen zu lassen. Das mußten wir herausfinden.
    Relings letzte Anregung, durchgegeben von Kiny Edwards, war daher unangebracht. Der Alte hatte gemeint, es wäre jetzt doch wohl eine Kleinigkeit, Valerie Kojastnakow mit den Marsstrahlern aufzulösen, damit den führenden Kopf zu beseitigen und anschließend unsere einsatzbereiten Truppen »an den Mann« zu bringen.
    Das hatte ich abgelehnt. Soweit waren wir noch nicht. Ich wollte Riebsam sehen und sprechen.
     
     

10.
     
    Hannibal und ich hatten unsere Schutzschirmprojektoren vorjustiert und auf Sofort-Anlauf geschaltet. Die rotuniformierten Diener des Regeldiensts hatten uns noch nie gefallen. Jene, die plötzlich in großer Anzahl auftauchten, waren überwiegend mit marsianischen Strahlwaffen ausgerüstet. Es handelte sich um schwere, dickläufige Ausführungen, die beim massierten Einsatz auch einem Schutzschirmträger gefährlich werden konnten.
    Unsere telepathischen Fähigkeiten konnten nach wie vor nur intern eingesetzt werden. Hier schien jedermann para-immunisiert zu sein.
    Wir vernahmen lediglich einige Impulse verhaltensgestörter Menschen. Gestern waren es noch wesentlich mehr gewesen. Mir war, als hätte man den größten Teil der Kranken abtransportiert.
    »Oder umgebracht«, gab Hannibal durch. Er war sehr erregt. »Es ist kaum noch etwas zu hören? Gestern konnte ich mindestens zweihundert denkende Gehirne ausmachen. Jetzt sind es ungefähr nur noch zehn. Was ist da geschehen? Sind wir etwa daran schuld? Hat man die Opfer beseitigt, damit wir sie nicht untersuchen können?«
    Ich schwieg bestürzt, hoffte jedoch, daß Hannibals Vermutung abwegig war. Man konnte doch nicht zweihundert und mehr Menschen eliminieren, nur um Dinge zu verbergen, die uns ohnehin bekannt waren. Und wenn es geschehen war – wer hatte dazu den Befehl gegeben? Valerie Kojastnakow?
    Ich musterte ihn eingehend. Er spürte es sofort. Seine Psi-Gaben befähigten ihn, heftige Gefühlsschwankungen auf paramechanischer Ebene auszumachen. Dafür reichten seine aufgestockten Extrasinne aus.
    »Sie haben Probleme, junger Freund, nicht wahr? Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Die roten Uniformen stören meinen Schönheitssinn, Sir«, antwortete ich automatenhaft. »Warum mißtrauen Sie uns? Die ses Stadium sollte doch vorüber sein.«
    Unfaßbar – Kojastnakow weinte schon wieder! Sein markantes Kinn spannte sich, als er anklagend gegen die Felsdecke sah und die Hände gegeneinanderschlug.
    »Nein, sagen Sie nicht das nicht«, jammerte er. »Ich wollte nur das Gute und Wahre. Hier gibt es gefährliche Kranke. Manche verhalten sich wie wilde Tiere. Ich muß Sie doch beschützen lassen, mein Freund. Das ist bestimmt kein Argwohn. Wie können Sie mich so mißverstehen?«
    Ich mußte mich beherrschen, um diesen scheinheiligen Verbrecher nicht zu ohrfeigen.
    »Vergessen Sie es bitte«, unterbrach ich sein Lamento. »Ihre Argumente leuchten mir ein. Können wir nun gehen? Riebsam sollte sofort damit aufhören, die transmittergeschädigten Todesschläfer-Kulturen weiterhin zu verwenden. Das führt zu nichts. Sie vergeuden kostbares Material.«
    »Ein wahres Wort«, beteuerte er überschwenglich. »Dann laßt uns gehen.«
    Ein mechanischer Aufzug brachte uns in die nächsthöhere Etage. Meiner Schätzung nach mußten wir uns nun dicht unter der gewachsenen Bodenkruste befinden. Darüber lastete das Inlandeis.
    Als die Tür aufglitt, spürte ich einen warmen Luftzug. Hier hatte man für eine gute Beheizung gesorgt.
    Wir wurden von dem schwarzbärtigen Mann erwartet, den ich bereits auf dem Bildschirm gesehen hatte. Hinter ihm standen drei schwerbewaffnete Wächter mit marsianischen Lähmungsstrahlern. In den Gürteltaschen trugen sie großkalibrige Armeepistolen mit Doppelmagazinen. Die Neunmillimeter-Tokarew schien in diesem Fuchsbau bevorzugt geführt zu werden.
    »Dr. Navarro«, stellte sich der Mann vor. »Ich bin für die interne Sicherheit des Personals und die Luftraumüberwachung verantwortlich. Professor Riebsam erwartet Sie, Sir. Darf ich bitten.«
    Wir schritten einen langen Gang hinunter. Rechts und links

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