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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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passierte die Hofeinfahrt, ohne das Taxi zu sehen. Am Ende der Straße wendete er und parkte in der ersten freien Lücke.
    Er hatte kaum geschlafen. Als Ersatz für das zerschnittene Kissen hatte er sich Handtücher unter den Kopf gelegt. Bei jedem Geräusch hatte er überprüft, ob die Pistole mit dem Schalldämpfer noch im Bettrahmen steckte.
    Zum Frühstück hatte Bruno Yogi-Tee trinken müssen. Beutel mit ayurvedischer Gewürzmischung zur Stabilisierung des Doshas. Der Einbrecher hatte das gesamte Kaffeepulver in den Ausguss geschüttet.
    Bruno steckte die Pistole in den Hosenbund und stieg aus dem Saab. Er überprüfte, ob das Hemd die Waffe wirklich verdeckte. Seine Beine zitterten noch vom Lauftraining. Zehn Kilometer entlang des Rheins – der Kampf rückte immer näher.
    An der Einfahrt riskierte er einen Blick. Die Werkstatt eines Glasers. Stellplätze für die Mieter. Ganz hinten der cremefarbene Benz.
    Bruno schlenderte zurück und wartete im Auto. Er behielt das Tor zum Hof im Blick.
    Jeden Moment müsste Hannah sich melden. Bruno wartete auf den Bericht über die Party. Es war falsch, dass er das Mädchen benutzte. Es war ein Fehler gewesen, dass sie ihren Freund Sascha eingespannt hatte. Eigentlich konnte das alles nur schief gehen.
    Mehrmals überprüfte Bruno das Handy. Der Akku war geladen. Kein Funkloch. Hannahs Anruf war allmählich überfällig.
    Bruno war müde und erschöpft. Ein paar Mal nickte er ein.
    Um sechzehn Uhr glitt das Taxi aus der Hofeinfahrt. Bruno startete und klemmte sich dahinter.
    Lauffer hatte es eilig. Der Junge drängelte. Mit siebzig Stundenkilometern bei Dunkelgelb über die Kreuzung. Bruno hielt an, um nicht aufzufallen. An der übernächsten Ampel stand er wieder hinter dem Taxi.
    Es war ähnlich wie am Vortag. Der Taxifahrer lieferte aus. Die Route beschrieb einen Bogen über Grafenberg im Osten hinauf nach Kaiserswerth. Der Junge steckte Umschläge in Briefkästen. Andere Anlaufstellen als gestern – Bruno notierte Zeiten und Adressen.
    Der Benz sauste weiter. Bruno blieb dran.
    Als er beim Abbiegen in den Spiegel blickte, war es ihm, als hätte er den silberfarbenen Focus, der hinter ihm fuhr, schon einmal gesehen. In der Emmastraße, wo Bruno auf das Narbengesicht gewartet hatte.
    Er sagte sich, dass es viele Autos dieser Sorte gab. Er konzentrierte sich auf das Taxi.
    Lauffer war zu beschäftigt, um auf den nachfolgenden Verkehr zu achten. Der Junge hatte das Handy am Ohr. Bruno brachte den Motor seiner Karre auf Touren, um nicht abgehängt zu werden.
    Über die Theodor-Heuss-Brücke nach Niederkassel im Westen. Immer wieder kontrollierte Bruno den Rückspiegel. Silbern lackierte Autos gab es wie Sand am Meer. Das Taxi vor ihm bog einige Male ab. In letzter Sekunde bemerkte Bruno das Sackgassenschild und rollte geradeaus weiter. Er stoppte hinter der Kreuzung, setzte zurück und spähte hinüber.
    Aus einem Einfamilienhaus trat die Frau von gestern. Statt des Business-Kostüms trug sie Jeans und Glitzerpulli. Lauffer wendete. Sie stieg ein. Im Vorbeifahren beugte sie sich nach unten. Bruno wartete. Nach fünf Minuten lieferte Lauffer die Dame wieder ab. Bruno notierte Straße und Hausnummer.
    Er folgte dem Taxi nach Oberkassel. Der Benz überholte einen Lastzug. Das lange Monstrum bremste und bog ab. Es ließ sich Zeit und versperrte Bruno die Sicht.
    An der Luegallee holte Bruno das Taxi ein. Lauffer gurkte durch Brunos Wohngegend und klingelte an einem Haus mit Jugendstilfassade. Den Arzt im Erdgeschoss kannte Bruno.
    Über die Rheinkniebrücke ins südliche Stadtzentrum. Bruno blickte kurz in den Spiegel. Ein silberner Focus hielt sich hinter ihm.
    Friedrichstadt. Von dort Richtung Süden. Das Taxi nahm die Schnellstraße. Der Junge verlässt die Stadt, dachte Bruno und beäugte seine Tankanzeige. Die Nadel zitterte ins Rote.
    Vorbei an Himmelgeist, den Henkelwerken, dem Stadtteil Benrath. Kurz vor der Autobahn nach Leverkusen nahm Lauffer die Abfahrt. Urdenbach.
    Er besucht Max, schoss es Bruno durch den Kopf.
    Fehlanzeige. Das Taxi bog zweimal rechts ab und stoppte an einer Vorstadtdisko am Rand der Schnellstraße. Das Narbengesicht sprang mit einer Tasche aus dem Benz. Bruno stoppte die Zeit: Nach zwei Minuten kam Lauffer zurück. Beim Losfahren wirbelte der Mercedes Staub auf.
    Es ging auf die Autobahn. Nordwärts. In der engen Kurve des Dreiecks Düsseldorf-Süd quietschten die Reifen.
    Bruno rief Janssen an, dass er später zum Training kommen

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