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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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kein Laut. Die Küchentür zu seiner Linken stand auf.
    Bruno blickte in ein Chaos.
    Schubladen geöffnet, Regale leer geräumt. Die Fliesen bedeckt mit Scherben, aufgefetzten Lebensmittelpackungen, ausgeschütteten Putzmittelflaschen. Bruno packte ein Brotmesser und eine Pfanne. Er kam sich vor wie ein Gladiator.
    Zurück in den Flur. Er hielt inne und lauschte. Er hörte nur den eigenen Herzschlag – als Rauschen in seinen Ohren.
    Die Tür zum Schlafzimmer war angelehnt. Bruno trat dagegen und streckte das Messer nach vorn.
    Das gleiche Bild der Verwüstung. Schranktüren aus den Scharnieren gerissen. Die Deckenlampe zerschlagen. Matratzen hingen aus dem Bett, Schaumstoff und Drahtfedern quollen hervor.
    Das Wohnzimmer. Der Garderobenspiegel war zerschlagen. Die Polsterung der Stühle aufgeschlitzt – Karen hatte die antiken Teile auf dem Pariser Flohmarkt erstanden. Bruno fragte sich, wie es kam, dass kein Nachbar eingeschritten war. Der Eindringling musste einen Höllenlärm verursacht haben.
    Bruno wurde bewusst, dass die meisten Verwüstungen Hohlräumen gegolten hatten, in denen man Kokain und Bargeld verstecken konnte. Vom Nudelkarton über Federbett und Kopfkissen bis zum halbkugelförmigen Schirm der Deckenlampe.
    Bruno kontrollierte die CD-Schublade. Der Beutel mit Kasimirs Kokain fehlte. Die Tüte mit den Geldscheinen ebenfalls.
    Ihm war klar, wem er das Chaos zu verdanken hatte: Kasimir oder einem der Freunde des Dealers. Sie hatten nicht lange gebraucht, um herauszufinden, wo er wohnte.
    In einer Ecke des Wohnzimmers erspähte er zerbrochene Holzleisten, an denen blaue und rote Leinwand hing. Der gefallene Engel von Isle. Karens Ölgemälde. Der Einbrecher hatte es zerschnitten und aus dem Rahmen Kleinholz gemacht.
    Besagter Einbrecher hatte seinem Hass Luft verschafft.
    Bruno rief den Schlüsseldienst an und machte sich ans Aufräumen. Er füllte Müllsäcke mit zerschlagenem Porzellan, zerschnittenen Polstern und zerstochenen Kopfkissen.
    Der Monteur der Schlüsselzentrale kam und schimpfte, dass er erst nach zehnmaligem Kreisen einen Parkplatz gefunden hatte. Dann lobte der Blaukittel das Sicherheitsschild, das den Aufbohrversuchen standgehalten hatte.
    Bruno kaufte ein massiveres. Dazu einen Schließzylinder mit zwölf Stiften und ein extradickes Winkelschließblech mit Schrauben, die bis ins Mauerwerk reichten. An der Scharnierseite ließ er den Techniker ein Türband mit Hinterhaken anbringen. Wenn die Tür ins Schloss fiel, rasteten auf der Gegenseite vier Stahlbolzen in der Zarge ein.
    Nach zwei Stunden schleppte Bruno den letzten Müllbeutel in den Keller. Der Blaukittel packte sein Werkzeug ein, kassierte knapp eintausend Euro und zog ab.
    Aufgeräumt. Der Eingang verrammelt. Den Bilderrahmen des Isle setzte Bruno vorsichtig mit Spezialkleber zusammen. Die Leinwand hing schlaff in Fetzen. Vielleicht würde ein Restaurator das Gemälde flicken können.
    Seine Wohnung kam Bruno fremd vor. Wie ein Ort, an den er nicht mehr gehörte.

55.
    Bruno tobte sich an den Geräten aus. Er hatte seit dem Wochenbeginn die Gewichte um durchschnittlich ein Viertel gesteigert. Er baute Muskulatur auf. Von wegen, er würde nur eine Speckschicht zulegen.
    Dehnübungen und lockerer Trab auf der Aschenbahn, bis Janssen eintraf.
    Einzeltraining, das ganze Programm. Seilspringen, Schattenboxen, Sandsack, Maisbirne. Schnellkraft-Training an der Matte. Die Pyramide.
    Das Sparring fiel aus. Joe stand am Wochenende nicht zur Verfügung. Janssen stieg mit Bruno in den Ring und ließ ihn gegen die Pratzen boxen. Der Coach triezte ihn und feuerte ihn an. Bruno demonstrierte seine Reaktionsgeschwindigkeit. Er verausgabte sich.
    Der Trainer war zufrieden. Er schickte Bruno noch einmal auf die Aschenbahn. »Morgen legst du keinen Ruhetag ein«, wies Janssen ihn an.
    Bruno hatte das ohnehin nicht vorgehabt. Er würde mit vollem Einsatz weitertrainieren. Bis achtundvierzig Stunden vor dem Kampf.
    Er duschte und zog frische Sachen an. Saubere Jeans. Ein Sakko, damit die Knitterfalten im Hemd nicht auffielen. Es war bereits Viertel nach sieben.
    Bruno jagte den Saab nach Urdenbach. Er war spät dran. Die Straße war frei.
    Max öffnete. Er zwinkerte Bruno zu.
    »Ihr geht in den neuen Film mit Nicholson? Ich wundere mich über mein Schwesterchen. Auf Krimis steht sie sonst nicht.«
    Lara kam und stieß dem Grauschopf in die Seite. Sie hatte Lippenstift aufgelegt. Gel in den zimtfarbenen Haaren. Sie lachte und war

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