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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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würde.
    Langsam wurde es dunkel. Bruno konnte dichter auffahren. Im Rückspiegel würde der Junge nur Lichter sehen, die aussahen wie alle anderen – Observierungen bei Nacht waren ein Kinderspiel, zumindest im fließenden Verkehr.
    Zwei Adressen im Stadtteil Unterbach. Kaum Verkehr in diesem Viertel. Die Nadel in Brunos Tankanzeige stand am roten Ende und zitterte nicht mehr.
    Lichter in seinem Rückspiegel, die aussahen wie alle anderen.
    Bruno stellte fest, dass Lauffer die Gegend ansteuerte, aus der er gestartet war. Eine Tankstelle – Bruno brach die Beschattung ab.
    Dass sich Hannah den ganzen Tag nicht gemeldet hatte, beunruhigte ihn.
     
    Janssen behauptete, dass es eigentlich zu spät für das Training sei. Er beschwor Bruno, spätestens ab Mittwoch die Finger von den Geräten zu lassen und es mit dem Lauftraining nicht mehr zu übertreiben.
    »Hast du deine Tochter gesehen?«, fragte Bruno.
    »Is’ was?«
    »War sie heute zu Hause?«
    »Nein, wieso?« Janssen zeigte sich irritiert. »Sie wollte gestern bei einer Freundin übernachten. Wie ich sie kenne, kreuzt sie nicht vor dem späten Abend auf. Soll ich etwas ausrichten?«
    »Nicht nötig.«
    »Es ist doch alles in Ordnung mit Hannah?«
    »Mach dir keine Sorgen.«
    Auf dem Heimweg bemerkte Bruno kein Fahrzeug, das ihm folgte.
    Das Haar klebte im Türrahmen.
    In der Küche mixte sich Bruno seinen Iso-Drink. Er würde mit Max über den Taxifahrer reden müssen. Lauffer hatte ein Wochenende lang Privatadressen beliefert, eine Disko, ein Restaurant. Das Narbengesicht arbeitete als Kurier.
    Es ging um Drogen – Bruno hätte seinen Saab darauf verwettet. Max musste seinem seltsamen Schützling Einhalt gebieten.
    Bruno wählte Pommers Nummer. Besetzt. Er rief den Grauschopf auf dem Handy an. Die Mailbox schaltete sich ein. Bruno brach das Telefonat ab.
    Er setzte sich an den Schreibtisch und kramte seine Aufzeichnungen hervor. Er brachte sie in eine brauchbare Form und legte zwei Tabellen an: die Adressen von gestern und heute. In einem Fall vom Samstag konnte er den Namen zuordnen, ohne auf die Einwohnermeldedaten zurückzugreifen.
    Siegmar Schott, Musiker und Dealer.
    Bruno erinnerte sich: Der Pradaheini hatte auch schon zu den möglichen Zeugen gehört, die er vor gut einer Woche anhand der Kriminalakten ausgewählt hatte – seine Johnnyliste zur Sonderermittlung Hövel.
    Er musste sie noch irgendwo haben. Bruno wühlte in den Schubladen und wurde fündig: ein gefalteter Zettel, den er neben der neuen Liste ausbreitete.
    Er verglich. Eine weitere Übereinstimmung: die Grafenberger Villa. Noch eine: das erste Haus in Unterbach. Das zweite. Die Disko neben der Schnellstraße. Das Haus, in dem Brunos Arzt seine Praxis hatte. Und noch ein Treffer.
    Widersprüche und Übereinstimmungen: Drei von sieben Adressen, die Lauffer am Samstag besucht hatte, entdeckte Bruno auf seiner Johnnyliste.
    Sogar acht von neun waren es am Sonntag gewesen. Nur eine Anschrift, die das Narbengesicht heute Nachmittag angesteuert hatte, tauchte nicht auf der Liste auf: die Privatadresse der Lady, die der Junge so gern spazieren fuhr.
    Bruno übertrug die Namen der betreffenden Johnnys auf die Adressenliste der Lauffer-Kontakte. Siebzehn Personen umfasste die Aufstellung der eventuellen Hövel-Zeugen. Elf davon hatte das Narbengesicht aufgesucht oder beliefert.
    Die Übereinstimmung irritierte Bruno.
    Er hatte seine Johnnys vor neun Tagen aus einer Flut von Daten gefiltert. Alte Akten, ordentliche Leute. Mutmaßliche Liebhaber der White Lady. Auf die Vermutung hin notiert, dass sie dem Mann begegnet sein könnten, der bis zum Wochenbeginn Staatskanzleichef gewesen war. Auf die vage Chance hin, dass einer von ihnen Hövels Sucht bestätigen konnte.
    Einen von ihnen hatte er persönlich befragt. Mit Abscheu erinnerte sich Bruno an den Restaurantbesitzer, den feisten Kerl mit falschem Lächeln, der in der Vernehmung durch Richie und Max den Staatskanzleichef entlastet hatte – das Protokoll dazu hatte Kriminalrat Engel als oberflächlich beschimpft.
    Sommerfeld gehörte nicht zu Lauffers Kontakten.
    Brunos Partner hatten drei weitere Berichte angefertigt. Er holte sein Notizbuch aus der Tasche. Namen und Adressen, drei Aussagen, die in der Sache Hövel nichts gebracht hatten.
    Bruno verglich – auch diese Zeugen waren von Lauffer nicht aufgesucht worden.
    Ihm schwirrte der Kopf. Er fand keine Lösung. Bruno ertappte sich dabei, dass er Namen und Linien aufs Papier kritzelte. Jeder

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