Ausgezählt
schien mit jedem zu tun zu haben.
Er knipste das Licht aus und wartete auf Hannahs Anruf.
Gegen ein Uhr legte Bruno sich ins Bett. Sein Handy war in Ordnung.
Als ihm am nächsten Morgen die Sonne ins Gesicht strahlte, hatte sich Janssens Tochter noch immer nicht gemeldet.
58.
Bruno befestigte ein neues Haar an der Tür. In Laufklamotten verließ er das Haus. Zahlreiche Autos, die in der Straße parkten, waren silbergrau. Einige davon ähnelten einem Ford Focus.
Er trabte eine Stunde lang.
Nach dem Frühstück rief er bei Hannahs Zahnarzt an. Eine Sprechstundenhilfe meldete sich. Bruno verlangte nach Hannah.
»Sie ist nicht da. Sie hat sich den Fuß verknackst. Ihr Vater hat sie entschuldigt.«
Bruno rief bei Janssens an.
»Ist Hannah da?«
»Sie schläft noch. Ich hab in ihrer Praxis erzählt, sie hätte sich den Knöchel verstaucht. Soll ich sie wecken?«
»Nicht nötig. Sie kann mich zurückrufen. Sie hat meine Handynummer. Eine Frage, Janssen …«
»Ja?«
»Hast du ihre Pupillen gesehen?«
»Eher klein. Sie nimmt das Zeug tatsächlich nicht mehr, seit du mit ihr gesprochen hast. Ich bin dir so dankbar, Bruno.«
Die Antwort des Trainers versetzte Bruno einen Stich. Aber immerhin war das Mädchen aufgetaucht.
Als Nächstes rief er im KK 33 an. Die Sekretärin verband ihn mit Max. Der Grauschopf war bester Laune.
»Wie geht’s, altes Haus? Lara war gestern den ganzen Tag auf Wolke sieben. Was hast du meiner Schwester in den Tee getan?«
»Das lief ganz ohne Hilfsmittel. Nur der Mond, die Sterne und wir beide.«
»Hoho! Wehe, du meinst es nicht aufrichtig. Dann bekommst du’s mit dem großen Bruder zu tun. Du musst wissen, als sie geboren wurde, war ich acht. Wenn man die halbe Kindheit mit Babysitten verbracht hat, achtet man auch später auf seine Schwester. Und auf ihre Liebhaber!«
»Keine Angst, Max. Weshalb ich anrufe: Habt ihr außer den vier Johnnys noch weitere Zeugen in der Sache Hövel befragt?«
»Das Thema ist doch Schnee von gestern. Seit einer Woche schon!«
»Engel will alles komplett haben«, log Bruno. »Er muss noch den Abschlussbericht für die Landesregierung verfassen.«
»Richie müsste die Unterlagen besitzen. Zwei Befragungen gab es noch. Soll ich sie Engel mit der Hauspost schicken?«
»Ich mach das schon. Ich hol die Protokolle im Lauf des Tages bei dir ab. Wenn Engel mich fragt, muss ich wissen, was drinsteht. Wenigstens im Fall Hövel will ich eine gute Figur machen. Ich kann die Krawattenschwuchtel nicht auf ganzer Linie enttäuschen.«
Max lachte. »Wie ich schon sagte. Du wirst es noch weit bringen, Champion!«
Bruno wollte mehr über den Unfall der Lemke-Geliebten wissen. Die Umstände, unter denen die Mutter des jungen Taxifahrers vor elf Jahren ums Leben gekommen war, schienen ein Rätsel zu bergen. Immerhin hatte Heinz Klee vor seiner Ermordung mehrfach versucht, die Privatnummer des Ministers zu erhalten, mit dem er sich wegen des Unfalls zerstritten hatte.
In seinem Notizbuch fand Bruno die Adresse von Sibylle Adam, der Exfreundin Hövels. Vielleicht wusste sie doch mehr über den Unfalltod ihrer Freundin Maria, als sie ihm bis jetzt verraten hatte. Möglicherweise konnte er die Horoskop-Schwindlerin mit ihrer Drogenvergangenheit unter Druck setzen.
Eine kleine Gasse in der Altstadt. Eine malerische Fassade – das Treppenhaus dahinter war düster, die Stufen ausgetreten. Das Geländer wackelte. An einer Tür ein Schild mit Schütze-Zeichen und dem Namen Bille.
Bruno klingelte. Sie war nicht zu Hause.
Er rief sich die Aussage der ehemaligen Redenschreiberin ins Gedächtnis: die Beerdigung des Unfallopfers und ein unpassender Streit. Der Minister hatte Klee auf die Palme gebracht. Frau Lemke war auf der Beerdigung der Geliebten ihres Mannes gewesen.
Bruno steuerte den Saab über die Brücke. Er nahm die letzte Abfahrt vor dem Kaarster Kreuz. Die Bundesstraße durch das Zentrum von Meerbusch-Büderich. Das Wohngebiet am Ortsrand – die Lortzingstraße.
Hoch droben die Flieger, die in Richtung Rhein-Ruhr-Flughafen einschwebten – noch nicht so tief und laut wie drüben in Lohausen über dem Haus der Klees. Sämtliche Rollläden waren verschlossen. Bruno fielen die Buchsbäume im Vorgarten auf: akkurat gestutzt zu Kegeln und Kugeln.
Die Eingangstür war mit Blech verkleidet. Bronzelook. Eine Klingelanlage mit Video. Der Name des Ministers stand auf dem Schild.
Mehrmals drückte Bruno den Knopf. Er hörte keinen Laut, als sei die Klingel
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