Ausgezählt
Präsident der Kunstakademie qualmte Cohiba und glotzte den Hupfdohlen auf die Höschen. Seine Begleiterin turtelte mit dem Sänger der Toten Hosen.
Der Polizeipräsident führte Bruno und seinen Gegner weiteren wichtigen Leuten vor – Wirtschaft und Politik. Verstohlen beäugte Bruno seinen Gegner. Janosch überragte ihn und sein Körper sprengte fast das Sakko. Das breite Lächeln des jungen Polizeiobermeisters zeigte keinerlei Anflug von Selbstzweifel.
Bruno entdeckte Janssen. Sein Trainer hatte sich mit gebeugtem Rücken in eine Ecke verkrochen und klammerte sich an ein Glas mit Orangensaft. Er nippte und hustete. Der Coach winkte herüber, sein Lächeln misslang.
Die Pyromaniacs verteilten Autogrammkarten.
Lara erduldete einen Flirtversuch des Kunstprofessors. Der Silberknauf an seinem Gehstock stellte den eigenen Kopf dar. Lara sandte Bruno ein Zwinkern – sie war eindeutig die schönste Frau im Saal.
Ein Mann mit Hut kam mit Gefolge durch die Tür getorkelt. Ein bekannter Schauspieler, aus München eingeflogen. Ein paar Cheerleader stellten sich spontan in Pose und hopsten noch einmal. Der Fernsehstar zog seinen Hut, verbeugte sich mit unsicherem Ausfallschritt und betatschte Pyromaniac- Popos. Die Hupfdohlen kicherten unsicher.
Eine Rothaarige im Cheerleaderkostüm steckte Bruno ein Kärtchen zu. Er las: Kickhöhe 200 cm, Schreistärke 108 dB – nicht die Werte, auf die er stand.
Bruno wehrte Champagner und Häppchen ab. Lara ließ den Schauspieler abblitzen. Die Hübsche aus der Spinatwerbung schickte ihren Verlobten los, Mineralwasser einer bestimmten Marke zu besorgen. Als er weg war, glotzte sie Lara in den Ausschnitt.
Der Behördenleiter stellte Bruno und Janosch einem mittelalten Brillenträger im hellblauen Anzug vor. Bewerunge sagte: »Der Prophet des Techno. Siegmar Schott hat eure Hymnen komponiert, und zwar gratis!«
Der Polizeipräsident dankte dem Musiker. Bewerunge buckelte vor dem Kerl. Der Musiker murmelte etwas vom guten Zweck.
Bruno befühlte den hellblauen Anzugstoff. »Prada?«
Schott zeigte schlechte Zähne. »Sie kennen sich aus.«
Die Trainerin der Pyromaniacs sammelte ihre Hupfdohlen ein. Ein Klingeln ertönte. Die VIPs strömten in die Halle, um ihre Sitze einzunehmen. Die billigen Ränge waren bereits besetzt.
Tausende von Menschen im Halbdunkel der großen Halle. Der Ring strahlte im gleißenden Licht der Deckenscheinwerfer.
Lara wünschte Bruno Glück und gab ihm einen Kuss.
Klamottenständer wurden hereingerollt, ein Schwarm von Models folgte. Die Kleiderpuppen fielen dem Modezaren um den Hals. Bussi hier, Bussi da, fröhliches Gegacker. Erweiterte Pupillen ließen auf Coke schließen, stecknadelkopfkleine auf H.
Bruno schaute sich vergeblich nach Hannah um.
Ein Assistent des Modezaren scheuchte ihn aus dem Raum.
Die Waage stand im Vorraum zu den Garderoben. Die Offiziellen trudelten ein: Ringrichter, Ärztin, Zeitnehmer. Drei Punktrichter, ein Protokollführer, der Delegierte des Landesverbands. Zwei Sekundanten pro Kämpfer – als Letzter schleppte Wilfried seine Sporttasche an.
Kriminalrat Engel begrüßte die Versammelten.
Aus dem Saal brandeten Beifall und Gejohle. Der Auftritt der Pyromaniacs war die Nummer eins des Vorprogramms.
Wilfried legte Brunos Startausweis und die Boxtauglichkeitsbescheinigung vor. Die Ärztin leuchtete Bruno in die Augen und fragte ihn, ob er gesund sei.
Aus dem Saal drangen die Sprechchöre: »Ausziehen, Ausziehen!«
Die Hupfdohlen skandierten: »Puma los, Hammer groß!«
Bruno zog sich um: Tiefschutz, rote Hose, rote Stiefel. Janssen half ihm beim Bandagieren und redete ihm gut zu. Immer schnell raus, die Dinger. Immer schön zubleiben. Konzentrieren und kontern.
Als Bruno in den Vorraum zurückkehrte, nahm ihn Engel beiseite. Sie steuerten die Toilette an. Der Lange verriegelte von innen die Tür.
Klosteingeruch, summende Neonröhren, herumfliegende Papiertuchfetzen.
Bruno sagte: »Du und ich allein an einem idyllischen Ort. Was wird das geben?«
Benedikt fuhr ihn an: »Breitling weigert sich, seinen Bericht abzugeben. Dank dir haben wir immer weniger in der Hand!«
»Er wird es sich überlegen.«
»Wird er nicht. Der Kerl ist ein Opportunist. Er weiß, dass ich derzeit keinen Druck ausüben kann. Was ist mit Sonja Lemke und dieser Exfreundin von Hövel? Wie heißt die Tante noch mal?«
»Sibylle Adam.«
»Wird es wenigstens schriftliche Aussagen von den beiden geben?«
»Lass mich erst mal kämpfen.
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