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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Der Saal kochte sofort. Janosch war der Liebling der Viereinhalbtausend.
    »IN DER BLAUEN ECKEEEE …«
    Der Kommentator trug vor: Janosch war jünger, größer und schwerer. Halb so viele Siege, aber doppelt so viele Knock-outs. Das Mörderkonto eines neuen Fixsterns am Boxerhimmel.
    »THORSTEEEEEN SEIFERT, DER HAMMERRRR!«
    Janosch reckte die Faust. Das Publikum war auf den Beinen und klatschte. Auch Bruno winkte, Pfiffe mischten sich unter den Jubel. Max nickte herüber. Lara warf Bruno Kusshände zu.
    Ein Cheerleader-Mädchen stapfte durch den Ring. Die Hupfdohle trug einen roten Bikini mit Stringtanga und schwenkte eine Tafel in jede Richtung: Eins.
    Der Ringrichter überprüfte die Handschuhe. Wilfried nahm Bruno den Umhang von den Schultern. Janssen schob ihm den Mundschutz zwischen die Zähne.
    Dann stand Bruno allein in seiner Ecke.
    Die Musik klang aus. Der Zeitnehmer rief von unten: »Ring frei, erste Runde.«
    Der Ringrichter belehrte Bruno und seinen Gegner, sportlich zu bleiben. Er befahl den Handschlag. Die Fäuste von Puma und Hammer trafen sich in der Ringmitte. Stille im Saal. Auf Janoschs Gesicht glänzte eine Cremeschicht. Er bekreuzigte sich und bleckte den roten Mundschutz.
    Der Gong.
    Der Ringrichter kommandierte: »Box!«, und trat beiseite.
    Janosch nahm die Fäuste hoch. Bruno griff an.
    Er wollte es. Er versuchte, an nichts anderes zu denken.

70.
    Bruno entdeckte die Überraschung in Janoschs Augen. Er ließ dem Gegner keine Chance zu kontern. Die erste Kombination schloss Bruno mit einem Haken ab, der die Rippen des Hammers traf. Er wich zurück, erwartete den Gegenangriff, tauchte weg, tänzelte, lauerte auf eine Lücke in der Deckung des Gegners und traf mit einer Geraden. Janosch duckte sich hinter seine Fäuste. Bruno deckte ihn mit einem kurzen Trommelwirbel ein und ging wieder auf Distanz. Er war geladen.
    Das Publikum reagierte zurückhaltend. Bruno wusste, dass er es rasch auf seine Seite ziehen würde, wenn er so weitermachte. Er ließ die Fäuste hängen, um zu provozieren. Janosch stiefelte auf ihn zu. Die Hammer-Gerade ging ins Leere, Bruno tauchte einfach weg. Einige Zuschauer johlten und pfiffen.
    Er tänzelte fast auf der Stelle. Als Janosch angriff, blockte er den wuchtigen Schlag ab, parierte mit einem Konter, trat nach vorn und boxte gegen Körper und Deckung des Hammers, bis sein Gegner ihn festhielt. Der Ringrichter trennte.
    Bruno registrierte, dass Janosch seine Taktik änderte. Nicht mehr versuchte, sofort in die Halbdistanz zu kommen, um Haken zu landen, sondern seine Reichweite ausspielte, um Bruno fern zu halten. Auf dem Mundschutz kauend tanzte Bruno durch den Ring und beschäftigte Janosch, so gut er konnte.
    Gegen Ende der Runde drehte der Hammer auf. Die Menge wurde wach. Bruno ließ den Gegner kommen, hoffte auf eine erneute Blöße, die Janosch sich geben würde.
    Er tauchte vor der ersten Faust weg. Die zweite Gerade streifte schmerzhaft sein Gesicht. Bruno riss die Fäuste hoch, schaffte es, den Trommelwirbel abzublocken, schlug in die erste Lücke und traf. Spucke spritzte, Schweiß sprühte.
    Bruno ließ einen Hagel von Hieben folgen, der an der Deckung des Gegners verpuffte.
    Er trat zurück, um Luft zu holen. Janosch stand am Ring und schüttelte sich übertrieben, um Bruno zu verhöhnen. Bruno ging ran und versuchte, Haken zu landen, doch sein Gegner wich aus.
    Der Gong schepperte blechern.
    Janssen schwenkte den Sitz aus. Wilfried stellte den Eimer ab. Bruno spuckte den Mundschutz aus. Er packte mit beiden Fäusten den Becher, spülte den Mund, spie den ersten Schluck in den Eimer, trank den zweiten. Er atmete heftig.
    »Meine Runde. Den hab ich ganz schön erwischt«, keuchte Bruno.
    Wilfried presste den Eisbeutel gegen seinen Wangenknochen.
    Janssen raunzte: »Verausgab dich nicht so. Pass auf deine Deckung auf. Janoschs halber Treffer am Schluss hatte mehr Wucht als alles, was du gegen ihn aufgebracht hast.«
    Bruno erwiderte: »Der eine hat die Muskeln, der andere die Ausdauer und das Auge.«
    »Unsinn! Biet dich nicht so an!«
    Die Hände des Trainers machten sich an seinem Gesicht zu schaffen. Dehnten die Haut, klopften sie, schmierten frische Vaseline drauf.
    »Und versuch nie wieder, den Ali zu spielen!«
    Ein neues Nummerngirl wedelte mit der Tafel. Der Stringtanga-Arsch wackelte vor Brunos Nase. Der Zeitnehmer rief, der Gong tönte.
    Zweite Runde.
    Etwas brannte in Brunos Augen. Janosch stapfte in die Ringmitte. Bruno tänzelte und ließ

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