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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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sich weiter, die Mützen auf dem Kopf festhaltend, um sie im Gedränge nicht zu verlieren. An ihren Blicken erkannte Bruno, dass sie nichts von ihm wollten. Er achtete nicht auf das Protestgeschrei, das jetzt ausbrach.
    Lara starrte Bruno an – Entsetzen im Gesicht, das nicht vom Entscheid der Punktrichter herrühren konnte.
    Die Leute brüllten: »SCHIEBUNG, SCHIEBUNG!«
    Wilfried schrie Schmähworte. Janssen trat den Eimer um. Der eingeflogene Schauspieler drohte dem Ringrichter Prügel an. Die Punktezähler flohen in Richtung Garderobe. »Ein abgekartetes Spiel«, brüllte der Malerfürst und schwenkte den Gehstock mit dem eigenen Konterfei in Silber.
    Bruno kletterte vom Podest. Lara stürzte ihm entgegen.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie.
    »Was ist los?«
    »Jemand hat angerufen, er habe Cosima in seiner Gewalt. Mein Bruder möchte, dass du ihm beistehst. Bist du in Ordnung?«
    Die uniformierten Schupos stapften an Bruno vorbei das Treppchen hoch und kletterten durch die Seile. Eine Mütze verhedderte sich und kullerte durch den Ring. Beim Hinschauen wurde Bruno schwindlig.
    »Max meinte, ich soll dir das hier geben.«
    Die Witwe öffnete ihre Handtasche. Der Spalt ließ einen Revolver aufblitzen – ein kurzes, stupsnäsiges Ding mit einer Trommel für sechs Schüsse.
    »Nicht hier, Lara.«
    Bruno wühlte sich durch die Menge zum Garderobenausgang. Auf halbem Weg schaute er sich nach Lara um.
    Er sah jetzt klar. Nur das Pochen nahm bei jeder Kopfbewegung zu.
    Pommers Schwester hakte sich bei ihm unter und zog ihn weiter.

71.
    Lara fuhr einen heißen Reifen. Sie wählte die Route über die Autobahn. Während sie den Saab beschleunigte, stellte sie die Spiegel ein. Sie überholte und scherte sich nicht um einen Benz, der mit Lichthupe von hinten heranraste.
    Bruno warf den silbernen Mantel nach hinten. Er hatte seine Sachen aus der Garderobe geholt. Er verstellte den Beifahrersitz, um sich Platz zu verschaffen, und stieg in die Jeans.
    »Was hat Max genau gesagt?«
    »Dass jemand ins Haus eingedrungen ist und Cosima in seiner Gewalt hat. Max meint, erst hätten sie es auf Richie abgesehen, jetzt sei er dran.«
    »Meine Güte, wer?«
    »Ich glaube, das weiß er selbst nicht.«
    »Warum hat er die Kollegen nicht verständigt?«
    »Vielleicht haben es ihm die Gangster verboten.«
    »Für Geiselnehmer ist das SEK zuständig. Max weiß am besten, was die Jungs draufhaben.«
    »Er meint, dass er es noch besser draufhat. Du kennst Max schlecht.«
    Bruno streifte sich die Jacke über. Bis auf sein geschundenes Gesicht sah er nun wieder normal aus. Er holte das Handy hervor und schaltete es ein. Er drückte die Ziffern des PIN-Codes. Das Display signalisierte Netzempfang.
    »Tu’s nicht, Bruno. Überlass Max die Entscheidung.«
    »Was ist deine Theorie?«
    Lara zögerte: »Irgendwelche Gangster …«
    »Wer und warum?«
    »Stimmt etwas nicht mit Max?«
    Bruno schwieg. Er studierte Laras Miene. Die schöne Witwe starrte auf die Fahrbahn. Ein Blick in den Rückspiegel.
    Bruno wandte sich um. Nein, kein Verfolger. Nur ein weiterer Benz, der drängelte.
    Lara beantwortete ihre eigene Frage: »Max war seltsam in der letzten Zeit. Vor allem, seit er mit dir diese Ermittlung durchgeführt hat, über die er nicht reden durfte. Cosima ist das auch aufgefallen. Max sprach über dich, als wärst du sein Kumpel, aber ich hatte den Eindruck, da war noch was anderes.«
    »Was?«
    »Misstrauen. Angst. Das hat mich irritiert. Ich hab Max noch nie so zwiespältig erlebt.«
    »Deine Theorie«, forderte Bruno wieder.
    »Zocker, denen er im Palumbo Geld abgeknöpft hat. Schuldner, die nicht zahlen wollen. Spieler, die er mal verhaftet hat. Es muss ja nicht unbedingt mit dem Palumbo zu tun haben. Oder meinst du, Max hat immer noch die Finger im Glücksspielgeschäft?«
    Bruno beugte sich vor und angelte den kleinen Revolver aus Laras Handtasche. Eine 38 Special von Smith & Wesson mit zweizölligem Lauf. Eine Zimmerflak, die nur zur Nahverteidigung taugte. Bruno drückte die Arretierung und kippte die Trommel zur Seite. Patronen in jeder Kammer. Die Böden mit den Zündhütchen nicht eingedellt – die Waffe war immerhin geladen.
    Der Hummelflug schrillte. Bruno nahm das Handy ans Ohr. Es war die Mobilbox. Er drückte die Eins, um sie abzuhören. Der Anruf stammte vom frühen Abend.
    Karens Stimme fragte: »Was zum Teufel soll ich angestellt haben?«
    Bruno gab Irenes Nummer ein. Die Studienrätin wünschte ihn zur Hölle. Daraufhin

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