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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Ringrichters und dessen Schielen zur Ärztin. Er antwortete, indem er die Faust hochriss und in die Richtung derjenigen grüßte, die am lautesten pfiffen. Er tänzelte in seine Ecke und setzte sich nicht. Markierte winkend den tollen Hecht, den nichts umhaute.
    Wilfried urteilte: »Unentschieden bis jetzt, wenn du Glück hast.«
    Janssen mahnte: »Fang dir keine weiteren Treffer ein!«
    Bruno schrie zu Janosch hinüber: »DU WIRFST NICHT MIT STEINEN, SONDERN MIT SANDKÖRNERN!«
    Ein nasser Schwamm klatschte in sein Gesicht. Janssen kühlte Kinn und Auge mit Eis und drückte den Schwamm auf Brunos Rippen aus. Rote Flecken auf der Brust, zerplatzte Venen, geschundenes Fleisch – Bruno wünschte sich, dass sein Gegner genauso aussah.
    »WAS IST LOS MIT DIR? IST DEM HAMMER DIE POWER AUSGEGANGEN?«
    Janosch tat, als höre er ihn nicht.
    Der aufbrandende Applaus galt der Pyromaniac- Tussi mit der Nummerntafel und ihren Arschbacken.
    Janssen redete auf Bruno ein: »Pass auf deine Deckung auf! Bleib zu! Keine Fehler mehr! Täusch den anderen, bis er aufmacht!«
    Bruno reckte die Faust und schrie: »ICH LEG DICH AUF EIS! ICH VERSETZ DICH IN TIEFSCHLAF! ICH DEMOLIERE DEN HAMMER!«
    Janssen schob ihm das Gummiteil zwischen die Zähne. Das Dröhnen in Brunos Kopf war in ein Pochen übergegangen. Der Sprung im Gesichtsfeld war geblieben.
    Er war bereit. Er musste es sein.
    Runde vier.
    Bruno ließ den Gegner angreifen. Er bemühte sich, die Deckung dicht zu halten und jeden Schlag mit einem Konter zu beantworten. Er blieb in der Ringmitte stehen und tanzte nicht. Janosch attackierte immer wieder, kam aber nicht durch. Der Hammer war tatsächlich müde geworden.
    Gegen Ende der Runde drehte Bruno den Spieß um. Er trieb den Gegner in die Seile, schlug auf dessen Deckung ein, an den Armen vorbei gegen die Nieren, kam mit einem Kopftreffer durch.
    Die Stimmung in der Halle kippte. Der Favorit hatte den vorhergesagten K.o. nicht bewerkstelligt. Der Puma hielt sich und der Hammer sah allmählich alt aus.
    Ein Ruf aus der zehnten Reihe: »Du machst ihn mürbe!«
    Die Stimme seiner Mutter aus der gleichen Richtung: »Jawohl, mein Junge!«
    Der Gong schickte die Kämpfer in ihre Ecken.
    Bruno sah sich um. In der Mitte des Blickfelds sah er doppelt. Links und rechts davon war ein Flimmern. Mit Mühe konnte er seine Mutter ausmachen. Seitentribüne, zehnte Reihe. Julia Wegmann-Winterscheidt winkte ihm zu.
    Neben Mutter saß er. Albert Wegmann. Sein Vater.
    Er war gekommen, um Bruno zu sehen.
    Janssen klopfte und knetete. Eisbeutel auf die wunden Stellen. Frische Vaseline ins Gesicht. Der Trainer predigte: »Schnell raus die Dinger und wieder zu. Kinn auf die Brust! Du schaffst es!«
    Bruno musste an das Flugzeug denken. Albatros – sein Vater hatte ihm vorbehaltlos zugetraut, das Ding zu beherrschen.
    Das Klacken einer Tür riss Bruno aus seinen Gedanken. Er folgte dem Blick des Trainers. Bruno glaubte Uniformierte zu erkennen, die in die Halle stiefelten und in seine Ecke stierten. Vier Kuttenträger, nein: zwei, die sich unschlüssig im Gang beratschlagten.
    »Wollen die was von dir?«, fragte Janssen und massierte Brunos Nacken.
    »Haben sie die Mützen aufbehalten?«
    »Ja. Wieso? Ist noch was mit deinen Augen?«
    Schupos mit kompletter Kutte – keine verspäteten Zuschauer.
    Das rothaarige Mädel von der Hupfdohlentruppe wedelte mit der Nummerntafel und blinzelte Bruno zu. Er erinnerte sich: Kickhöhe und Schreistärke.
    Fünf.
    Janosch kam auf Bruno zu und tat seine Arbeit, als hätte er neue Kraft getankt. Die Schläge kamen präzise. Der Hammer traf. Bruno hoffte, dass man ihm die Wirkung nicht ansah. Er floh und versuchte, es wie Tanzen aussehen zu lassen. Das Klopfen im Schädel schmerzte. Dass er nicht richtig sehen konnte, irritierte ihn.
    Der Hammer war wütend. Bruno entdeckte keine Chance zum Kontern. Ein schwerer Haken nach dem anderen, der in Brunos Deckung krachte. Dann ließ Janosch nach. Bruno war zu angeschlagen, um es ausnützen zu können.
    Sie schoben und hielten sich aneinander fest. Der Ringrichter ermahnte und trennte. Vereinzelte Pfiffe, die beiden Kämpfern galten.
    Und wieder der Gong – die letzte Pause.
    Wilfried drückte Eisbeutel gegen Brunos Augen. Bruno wehrte ihn ab. Er ließ den Mundschutz drin und schüttete sich Wasser über den Kopf.
    Die Schmerzen drückten auf sein Hirn.
    »Du hast ihn so weit«, weissagte Janssen. »Er hat sich verausgabt und ist frustriert. Jetzt musst du Dominanz

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