Ausgezählt
ausüben.«
Keine Ermahnung mehr, auf die Deckung zu achten. Bruno wusste, was das bedeutete. Er konnte nur gewinnen, wenn er alles auf eine Karte setzte.
Er sah ins Publikum. Zwei Laras winkten ihm zu. Zwei Maxe nickten aufmunternd. Die übrigen Leute lösten sich in hellem Flirren auf.
Das sechste Nummerngirl. Die Ansage des Zeitnehmers.
Der scheppernde Gong. Janoschs aufforderndes Winken – der Hammer bleckte den roten Mundschutz.
Bruno spürte Wut auf den jungen Kerl, der nichts draufhatte als Hammerhaken, die Kopfschmerzen bereiteten.
Er startete einen Scheinangriff. Sein Gegner fiel nicht darauf herein. Janosch konterte diszipliniert. Bruno wich zurück und hielt den anderen mit der Führungshand auf Distanz.
Der Hammer kam mit einem Haken. Bruno drehte sich weg. Der Schlag wischte vorbei. Die Wucht ließ Janosch in einen Konter laufen. Brunos Gegner bückte sich zu spät weg. Im Hochkommen erwischte ihn die andere Faust. Janosch taumelte, wich aus, ließ sich in die Seile fallen. Bruno über ihm. Rechts-links-rechts an Kinn und Körper.
Der Hammer brach zusammen. Der Saal kochte.
Der Ringrichter schob Bruno zur Seite und begann laut und mit ausholenden Gesten zu zählen: Eins … zwei …
Janosch bewegte den Kopf.
Drei … vier … Bruno wartete tänzelnd ab.
Schon bei fünf stand sein Gegner wieder aufrecht. Der Zeitnehmer zeigte mit den Fingern die Sekunden an. Der Ringrichter zählte bis acht.
Es ging weiter.
Bruno bemühte sich nicht mehr um seine Beinarbeit. Er deckte den Hammer mit Schlägen ein. Sein Gegner schwankte und hängte sich an seine Arme. Der Ringrichter trennte.
Bruno schlug schnell, kräftig, präzise. Janosch stolperte mit zugeschwollenen Augen durch den Ring und hielt die Deckung oben. Bruno setzte nach und schaffte es, mit einem Aufwärtshaken durchzukommen. Janoschs Kopf knallte in den Nacken.
Doch dem Hammer gelang es, bis zum Gebimmel des Schlussgongs stehen zu bleiben.
Max und Lara sprangen als Erste auf. Bruno riss die Arme hoch. Der Polizeipräsident fiel in das rhythmische Klatschen der Viereinhalbtausend ein.
Wilfried holte den Sekt hervor. Freudentränen in Janssens Augen – Bruno hatte den Alten noch nie so glücklich gesehen.
Sprechchöre: »PUMA, PUMA!«
Bruno äugte hinüber zu seinen Eltern. Sein Vater herzte Mutter.
Janosch saß in seiner Ecke und ließ die Arme hängen. Sein Trainer trocknete den Schweiß. Die Ärztin sprach auf den Hammer ein: »Wie heißen Sie? Wo sind wir?« Sie fuchtelte mit der Hand vor Janoschs Augenschlitzen. »Wie viele Finger sehen Sie?«
Die Hymne strapazierte die Saalanlage. Die Pyromaniacs tanzten vor dem Ring. Die Models nahmen den Modezar in ihre Mitte, der mit dem Zylinder wedelte. Die Junioren des Vorprogramms gratulierten Bruno.
Die beiden Uniformierten wühlten sich durch die Menge, geradewegs auf den Ring zu. Sie hatten noch immer ihre Mützen auf. Bruno sah sie klar und deutlich. Das Flimmern war schwächer geworden. Der Riss in der Bildmitte war fast gekittet.
Janssen fiel ihm um den Hals. Bruno drückte den Alten und bedankte sich. Der Coach brachte die Lippen an Brunos Ohr und übertönte den Tumult: »Ich bring dich zur Deutschen Meisterschaft. Du bist noch lange nicht zu alt.«
Die Punktrichter verglichen ihre Tabellen. Das Palaver zog sich hin.
Bruno streifte den silbernen Mantel über. Er streckte noch einmal die Arme in die Luft und ließ sich feiern.
Der Sprecher erklomm das Treppchen und kletterte in den Ring. Der Verfolgerspot erfasste den Reporter. Der Mann mit der schwarzen Fliege tuschelte mit ihm und reichte einen Zettel weiter. Die beiden Uniformierten hielten inne.
Die Kämpfer stellten sich in der Ringmitte auf. Der Punktrichter packte ihre Hände.
Der Lärm in der Halle verebbte.
Ein Handy schrillte, vorn, zweite Reihe.
Das Ruhrpott-Organ ließ sich nicht beirren. Der Sprecher hob das Mikro. Er machte es spannend und dehnte die Worte.
»Und hier das Ergebnis des Benefizkampfes um die Meisterschaft des Polizeipräsidiums Düsseldorf …«
Janosch senkte den Kopf. Bis auf das Handyklingeln war es völlig still. Bruno registrierte, dass Max nach seinem Mobiltelefon wühlte. Die Masse starrte gespannt auf den Ring, bereit, in der nächsten Sekunde in Jubel auszubrechen.
»Das Resultat lautet …«
Der Sprecher machte eine Kunstpause. Der Handyton erstarb. Max Pommer telefonierte.
»UNENTSCHIEDEEEEEN!«
Der Grauschopf drängte sich durch die Reihen. Die beiden Kuttenträger schoben
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