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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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den Hammer kommen. Neues Spiel: ausweichen, kontern – Bruno nahm den roten Mundschutz des Gegners als Ziel und landete beim ersten Schlagabtausch einen Treffer. Schweiß spritzte. Der Hammer trat zurück, schob seinen Mundschutz zurecht, duckte sich und griff wieder an, scheinbar unbeeindruckt.
    Brunos Augenbrennen wurde schlimmer. Wie durch einen Schleier nahm er den Gegner und die schwarze Fliege des Ringrichters wahr. Die Gesichter in den ersten Reihen verschwammen zu einer Masse.
    Janoschs Schlaggewitter kam auf ihn nieder. Bruno verschanzte sich hinter seine Fäuste. Janosch landete einen Haken gegen Brunos Brustkorb. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg und er klammerte. Die Rippen brannten. Er hielt Janoschs Arme fest. Der Ringrichter zerrte und trennte.
    Bruno tänzelte, ständig die Richtung ändernd. Er sah so gut wie gar nichts mehr. Er versuchte, den wuchtigen Haken des Hammers zu entgehen. Pfiffe und Gejohle. Bruno unternahm Scheinangriffe, denen er nichts folgen ließ, außer einer Flucht in die Seile. Mit Ausweichmanövern brachte er sich über die Runde.
    Das blecherne Scheppern.
    Bruno kehrte zu zwei ernsten Gesichtern zurück.
    Er schnaufte. »Meine Augen. Irgendwas ist da reingeraten.«
    Wilfried sprühte Wasser ins Gesicht. Janssen massierte den Nacken.
    »Hast du Schweiß vom Gegner abgekriegt?«, fragte der Coach.
    »Kann sein.«
    »Wer weiß, was der Kerl für eine Creme benutzt.«
    Wilfried trocknete ihm das Gesicht ab. Bruno blinzelte. Das Brennen blieb, die Sicht wurde kaum besser. Janssen tätschelte ausgiebig Brunos Rechte.
    »Geh raus und halt sofort die Deckung hoch.«
    Der Zeitnehmer kündigte die dritte Runde an. Das Nummerngirl kicherte verlegen.
    Janosch schlug die Fäuste gegeneinander. Bruno ging auf ihn zu. Schleier und verwaschene Schemen. Er hörte die Stimme des Ringrichters.
    »Stop!«
    Der Unparteiische monierte einen klaffenden Riss in Brunos linkem Handschuh. Zurück in die Ecke. Eine Minute Zeit, den Handschuh auszutauschen – Wilfried rannte los.
    Janssen ermahnte Bruno, tief durchzuatmen. Zur Ruhe zu kommen. Der Coach walkte den Nacken und erkundigte sich nach dem Brennen in Brunos Augen.
    Es ließ nach.
    Wilfried kam zurück. Eiliger Handschuhwechsel. Die verlängerte Pause tat gut. Bruno staunte über die Tricks, die der Alte auf Lager hatte. Er fragte sich, wo Janssen die Rasierklinge versteckt hielt.
    Der Ringrichter besah sich die Verschnürung und war zufrieden.
    »Box!«
    Die Zeit lief weiter. Bruno ließ Janosch kommen. Er blockte den ersten Schlag ab, tauchte vor dem zweiten weg, tänzelte vor dem dritten zur Seite, ohne zum Gegenangriff überzugehen. Er ließ sich zum Schein in die Seile treiben. Der andere sollte sich verausgaben.
    »Go, Hammer! Schlag den Schlappschwanz tot!« Ein Zuruf aus den vorderen Reihen.
    Ein Zweiter bellte: »Bring deinen Aufwärtshaken!«
    Janosch holte aus, Bruno schoss eine Gerade an der Führungshand vorbei, wich zugleich dem Haken des Gegners aus. Bruno traf nicht richtig, Janosch kam wieder. Doch auch sein zweiter Haken ging weit daneben.
    Bruno landete mit voller Kraft einen Magentreffer, der den anderen zurücktaumeln ließ.
    Jetzt, dachte Bruno. Dominanz.
    Er marschierte, schlug eine Kombination, die nicht gut genug traf, und kassierte an der Schläfe eine schwere Rechte.
    Bruno sah flirrende Flecken, sein Schädel dröhnte. Er schwang die Fäuste wie ein Jahrmarktschläger, um Janosch auf Distanz zu halten. Sein Gegner schob ihn weg. Bruno sah einen Haken kommen, tauchte zur Seite, der Schlag ging ins Leere. Die eigene Wucht riss Janosch fast um.
    Zu Brunos Überraschung schwankte der Hammer. Sie waren beide angeschlagen.
    Es war jetzt fast still im Publikum. Bruno griff an. Janosch kam mit einem linken Haken an sein Kinn durch. Bruno antwortete mit einer Serie von Treffern. Auch der andere traf, ungleich wuchtiger. Trotzdem ging Bruno nach vorn, um den Gegner mit neuen Kombinationen einzudecken.
    »Bravo! Krieg ihn mürbe, mein Junge!« Ein älterer Mann aus einer der vorderen Reihen. Bruno kannte die Stimme und überlegte, woher.
    Krieg ihn mürbe.
    Janosch nutzte Brunos Ablenkung und trieb ihn in die Ecke. Zeitgleich mit dem Gong ein furchtbarer Haken.
    Bruno fiel nicht. Er hatte den Schlag kommen sehen.
    Er blieb stehen und holte Luft. Er fühlte nur noch das Dröhnen im Kopf. Ein Riss ging durch sein Gesichtsfeld – als wäre eine Spiegelscheibe zersprungen.
    Bruno registrierte den besorgten Blick des

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