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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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besitzt das Vertrauen des Ministers. Das ist alles.«
    »Sind Sie sicher? Für mich riecht das nach Seilschaft. Da soll etwas an den offiziellen Kanälen vorbeilaufen.«
    »Gilt das nicht für die gesamte Sonderermittlung? Für die Arbeit des Inneren Dienstes, die Sie so geschätzt haben?«
    »Wussten Sie, dass Pommer Kommissariatsleiter wurde, ohne jemals die Fachhochschule besucht zu haben?«
    »Worauf wollen Sie hinaus? Ich war bei ihm zu Hause.
    Ein bescheidenes, kleines Haus. Keinerlei Luxus. Er fährt einen altersschwachen Mazda. Pommer ist ein Familienmensch. Er unterstützt seine Schwester Lara Eberhard. Er ist nicht korrupt.«
    »Was wissen Sie schon! Bleiben Sie an ihm dran. Nehmen Sie ab jetzt an den Befragungen teil, Wegmann! Diesen Restaurantchef knöpfen Sie sich noch einmal vor. Und bekommen Sie alles über Hövel heraus, wo er seine Anzüge kauft, wo er sich die Haare schneiden lässt, wer ihm die Nägel manikürt. Quetschen Sie die Leute aus, die ihn kennen. Enttäuschen Sie mich nicht, Wegmann. Strengen Sie sich an, verstanden?«
    Bruno nickte.
    Der Kriminalrat pustete in seine Tasse und schlürfte. »Sie werden Hauptkommissar und bekommen die nächste frei werdende Stelle in der Kriminalgruppe eins oder zwei. Aber nur unter drei Prämissen. Kommen Sie voran in Sachen Hövel und fühlen Sie Ihrem neuen Partner Pommer gründlich auf den Zahn. Kommen Sie endlich zu Potte!«
    »Und drittens?«
    »Bringen Sie sich im Mordfall Klee aus der Schusslinie. Sonst kann ich gar nichts für Sie tun.« Engel süffelte Espresso und schmatzte wie ein Feinschmecker.
    Drei Prämissen – die Krawattenschwuchtel zog die Schrauben an.

35.
    Die Fischerstube lag im Erdgeschoss eines Hotels, das in einer der alten Villen des Stadtteils Golzheim untergebracht war. Ein gediegenes Haus aus den zwanziger Jahren, umgeben von einem kleinen Park. Das Lokal machte erst am Mittag auf. Bruno erkundigte sich an der Hotelrezeption. Die Empfangsfrau zeigte ihm den Verbindungsgang. An den Toiletten vorbei erreichte Bruno den Fresstempel.
    Ein Lehrling deckte die Tische ein. Stoffservietten und pro Platz mehr Besteckteile, als Bruno in den letzten Tagen in die Hand genommen hatte. Altes Mobiliar, viel dunkles Holz. Was die Menüpreise vermutlich am stärksten in die Höhe trieb, war die Aussicht auf den Rhein.
    Die Tür zur Küche stand offen, dahinter bellten sich zwei Männer an. Ein korpulenter schwarz gelockter Kerl stürmte heraus und entdeckte Bruno.
    »Ich kaufe nichts! Wie bist du hier reingekommen?«
    Mit Hilfe seines Dienstausweises zauberte Bruno ein verlegenes Lächeln in das Gesicht des feisten Kerls. Es war Sommerfeld, der Wirt.
    Er entschuldigte sich. Sein Koch sei krank. Die Aushilfe habe falsch eingekauft. Als Wirt habe man nichts als Ärger.
    Dass in seinem Lokal gekokst werde, sei nichts als Geschwätz. Ein Kellner habe mal gedealt. Ein Konkurrent habe Sommerfeld verleumdet. Der Kellner flog raus und der Konkurrent kassierte eine Anzeige wegen übler Nachrede. Sommerfeld hatte seine Lizenz behalten.
    Der Gastronom versicherte: Stammkunde Hövel sei rein wie ein getauftes Baby.
    Bruno konnte den Wirt auf Anhieb nicht leiden. Sein Lächeln war so falsch wie seine schwarzen Locken. Bruno überlegte, ob es an der Beleuchtung lag, dass ihm die Pupillen des Kerls unnatürlich geweitet vorkamen.
    Ohne Telefonüberwachung kam er an den Wirt nicht ran. Doch eine richterliche Genehmigung konnte Bruno sich abschminken.
    Mit dem Gefühl, etwas verpatzt zu haben, stieg er in den Saab.
    Wenn es so weiterging, würde Engel ihm die Versetzung verweigern. In Sachen Hövel musste Bruno Ergebnisse liefern. In Sachen Pommer musste er so tun als ob – am besten in Absprache mit Max.
    Bruno ließ die Ventile rasseln und brachte die Zylinder auf Touren. Er schlängelte sich durch Einbahnstraßen. Kein Villenbesitzer ließ sich blicken. Nur Kleinwagen parkten vor den Hecken – Gärtner und Putzfrauen waren am Werk.
    Sein Handy gab Laut.
    »Ich bin’s, Thilo Becker.«
    »Du kannst mich mal«, sagte Bruno. »Ich war’s nicht.«
    »Ich weiß. Kollege Kästner rief eben an. Er ist zur ersten Version seiner Aussage zurückgekehrt. Er behauptet, er hätte da etwas durcheinander gebracht. Jedenfalls hast du dein Alibi wieder.«
    »Und wen habt ihr jetzt im Visier? Bambi? Lurchi? Den Oberbürgermeister?«
    »An deiner Stelle würde ich gegen Kästner Beschwerde einlegen. Der Kerl hat versucht, dich in die Kacke zu reiten. So übel kannst nicht

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