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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Kissen für Bruno mitgebracht. Er zwinkerte. »Ich hoffe, das alte Sofa ist okay für dich, mein Junge.«
    »Ich … muss dir was sagen, Max.« Bruno hoffte, dass er nicht zu sehr lallte.
    »Ja?«
    »Alle denken, ich hätte Ebi im Stich gelassen.«
    »Schon gut, Bruno. Beruhig dich.«
    »Deine Schwester hat gesagt, ich sei nicht besser als ein Mörder.«
    »Vergiss diesen Unsinn. Ich werde mit ihr reden. Ich versprech’s dir, Bruno.«
    »Es geht ihr gut, finanziell, meine ich?«
    »Ja, Champ Mach dir keine Sorgen.«
    Bruno hielt sich am Kühlschrank fest. Das Gerät wackelte. »War ’n schöner Abend mit euch beiden. Die Musik hab ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gehört.«
    Pommer legte Kissen und Decke aufs Sofa. Er sah auf die Flasche, als überlege er, sie aus Brunos Reichweite zu entfernen.
    »Max …« Bruno musste es loswerden.
    »Ja?«
    »Der Lange denkt, wenn er mir die Beförderung verspricht, tu ich, was er von mir erwartet.«
    »Und?«
    »Er verlangt, dass ich dich überwache. Er hält dich für korrupt.«
    Der Grauschopf lachte.
    Der Krampf in Brunos Magengegend löste sich. Bruno fiel in Pommers Lachen ein. Sie steigerten sich in hysterisches Gekicher.
    Als Bruno wieder Luft bekam, sagte er: »Das arrogante Arschloch glaubt, ich hätte kein Rückgrat. Der Scheißkerl täuscht sich.«
    »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Die Krawattenschwuchtel hat mich schon lang auf dem Kieker. Der Kriminalrat ist krank. Ein fanatischer Karrierist, dem einer abgeht, wenn er andere in die Pfanne hauen kann. Tu einfach so, als ob du mitspielst, und ruf mich an, wenn er wieder was von dir will.«
    Die Nadel blieb am Ende der Rille hängen. Knacken und Knistern. Der Grauschopf hielt den Plattenteller an und packte die Woodstockscheibe weg.
    »Ich weiß nicht, ob du …«
    »Was denn, Champ?«
    »Ob du Helmer erschossen hast. Wenn ja, dann hast du es auch für mich getan. Eins ist klar: Gegen dich und Richie ermittle ich nicht.«
    Max umarmte ihn. »Du bist in Ordnung, Bruno.«
    Der Grauschopf wünschte gute Nacht. Die Stahltür fiel hinter Pommer ins Schloss.
    Die halb volle Wodkaflasche blinzelte Bruno zu.
    Sein Schädel dröhnte. Es war stockdunkel. Die Leuchtziffern an Brunos Armbanduhr glommen zu schwach, um die Zeit erkennen zu lassen. Er stolperte über ein Hindernis. Bierflaschen klirrten. Endlich fand Bruno den Lichtschalter.
    Er sah doppelt. Madonna und die Mannschaft des FC Bayern an der Wand schwankten auf ihn zu. Die Eierkartons an der Decke bewegten sich in Wellen. Bruno trat auf Papphüllen für Vinylplatten, die über den Fußboden verstreut lagen. Er hatte Durst, seine Zunge klebte am Gaumen. Im Kühlschrank lag nichts als Bier.
    Bruno faltete die Decke zusammen. Er schüttelte seine Schuppen aus dem Kissen, packte die Plattenhüllen ins Regal und stellte Flaschen in die Bierkiste zurück. Er fand seine Jacke und die richtige Tür.
    Die anderen schienen noch zu schlafen. Bruno schlich die Treppe hoch und war froh, niemandem zu begegnen. Er schämte sich für seinen Kater.
    Minutenlang irrte er durch Urdenbach, bis er eine Bushaltestelle entdeckte.
    Für die Rückkehr nach Oberkassel benötigte er über eine Stunde. Sonntagmorgen: Öffentliche Verkehrsmittel fuhren in großen Zeitabständen, beim Umsteigen musste Bruno lange warten. Die Melodie von Child in Time ging ihm durch den Kopf. Er hatte Freunde gefunden.
    Als er die Achillesstraße entlangstiefelte, erkannte er schon von weitem Ela Bach und ihren blonden Kollegen. Sie lehnten an seinem Saab, als hätten sie auf ihn gewartet. Fasziniert verfolgte Bruno, wie das doppelte Bild der beiden Kollegen im Näherkommen zu jeweils einem verschmolz. Scheißwodka.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte die Chefin des KK 11.
    »Was ’n los?«
    »Wir haben Silberkuhl gefunden.«

33.
    Sie füllten ihn mit abgestandenem Mineralwasser ab, hörten ihm zu, ließen ihn warten, kamen mit weiteren Fragen wieder. Sie hatten ihn nicht in den Raum mit dem venezianischen Spiegel verfrachtet, sondern in ein normales Büro. Bruno bildete sich ein, dass das ein gutes Zeichen war.
    Silberkuhls Leiche war gestern Abend bei Emmerich aus dem Rhein gefischt worden, kurz vor der holländischen Grenze. Nach geschätzten drei Tagen im Wasser sah Klees einstiger Einkäufer übel aus – die Mordermittler hatten Bruno Polaroidfotos gezeigt: Kopf und Hände aufgeschrammt von Flusskieseln, der Rücken zerschnitten von Schiffsschrauben. Anhand der Fingerabdrücke hatten ihn die

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