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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Kollegen der Klever Kripo identifiziert. Seit dem frühen Morgen lag Silberkuhl in der Düsseldorfer Rechtsmedizin.
    Die Fragen der Mordermittler drehten sich im Kreis. Becker kritzelte Notizen, obwohl ein Bandgerät mitlief. Schmallippen-Fischer nervte mit seinem Gesieze. Ela Bach blickte Bruno finster an. Pickelkinn Wiesinger trommelte mit den Knöcheln auf den Tisch, bis Ela ihn deshalb anschnauzte. Nach einer Stunde zogen alle vier wieder ab, zu einer Besprechung oder um Bruno ganz einfach schmoren zu lassen.
    An einer Pinnwand hingen Ansichtskarten. Nichts als nackte Frauen am Strand. Pralle Brüste, sandige Hintern. Bruno fragte sich, wer so ein Zeug verschickte und welcher Idiot das aufhing.
    Allmählich konnte er wieder klarer denken. Es hatte mit Kästner zu tun. Der Kahle hatte plötzlich Brunos Angaben widersprochen. Nicht um zehn hätten er und sein Partner in der Mordnacht die Kriminalwache verlassen, sondern mindestens zwanzig Minuten eher. Und Kästner hatte noch eins draufgesetzt: Sein Partner habe ihn zur Falschaussage gedrängt. Um ein Alibi gefleht. Doch Kästners Gewissen lasse nicht locker.
    Der Kahle war ein Scheißkerl, wie er im Buche stand.
    Zwanzig Minuten machten den entscheidenden Unterschied. Die Mordermittler hielten es offenbar für möglich, dass Bruno sowohl die Klees als auch Silberkuhl getötet hatte. Dass er die Fingerabdrücke des Exknackis auf die Gartenschere gedrückt hatte, um eine falsche Spur zu legen. Die Kollegen tappten seit Mittwochabend im Dunkeln. Jede neue Entwicklung musste ihnen als Silberstreif am Horizont erscheinen.
    Bruno wartete. Er fror. Das Mobiltelefon schrillte.
    Es war Ritter. »Wie geht’s deinem Magen?«
    »Besser«, antwortete Bruno. »Besser, du fragst nicht.«
    »Ich wollte nur hören, ob du heute Nacht wieder fit bist.«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Stimmt es, dass die Mordkollegen dich verdächtigen?«
    »Sieht fast so aus. Das hab ich Kästner zu verdanken. Er hat ihnen eingeredet, ich hätte die Klees auf dem Gewissen.«
    »Werden sie dich suspendieren?«
    »Dir geht’s nur um den Dienstplan, was? Dass mein eigener Partner mir einen Mord anhängen will, kümmert dich nicht?«
    »Ich weiß, du siehst das anders, aber ich hab die ganzen letzten Monate zu dir gehalten. Es war nicht einfach, die anderen dazu zu bewegen, mit dir auf Tour zu gehen. Das kann ich dir flüstern. Kästners Hin und Her gefällt mir auch nicht. Aber es steht Aussage gegen Aussage und da misch ich mich nicht ein. Verlang bitte nicht von mir, dass ich dir aus Gefälligkeit ein Alibi gebe!«
    »Ich verlange nur, dass ihr ehrlich seid!«
    Stille im Äther. Ritter hatte aufgelegt.
    Bruno knallte sein Handy auf den Tisch. Er fegte Formulare von der Platte und trat den Papierkorb um. Er harrte weiter aus. Immer wieder traf sein Blick die Urlaubsgrüße an der Wand – Titten und sandige Weiberärsche.
    Die Tür wurde aufgestoßen, Ela Bach rauschte in das Büro, Becker und Fischer im Schlepptau. Der Kaffeebecher in ihrer Hand dampfte. Ela stutzte, als sie Bruno sah.
    »Was macht der noch hier?«, fragte sie ihre Begleiter.
    Fischer kniff die schmalen Lippen zusammen. Becker sagte nichts. Ela starrte auf den Papierkorb, der gegen eine Hydropflanze gerollt war.
    Becker stellte ihn auf. Der Blondschopf bückte sich nach der Unordnung auf dem Boden und sammelte den Müll ein.
    »Dein Büro ist das also?«, fragte Bruno. »Hübsche Ansichtskarten hast du da.«
    Ela sagte: »Mach, dass du nach Hause kommst, Wegmann! Halt dich zu unserer Verfügung. Wir sind noch längst nicht fertig mit dir.«
    »Was soll das heißen? Beschuldigt ihr mich des Mordes? Wollt ihr mich observieren? Mein Telefon anzapfen?«
    Die Mordermittler ignorierten ihn. Sie blätterten in Unterlagen.
    »Ich werde mir einen Anwalt nehmen, wenn ihr mir nicht sofort sagt, was los ist!«
    Ela drehte ihm den Rücken zu und nippte von ihrem Kaffee.
    Bruno rannte hinaus. Er kannte keinen Anwalt, zumindest keinen guten.
     
    Er fuhr in die Achillesstraße und kreuzte zehn Minuten, bis er eine Parklücke im Halteverbot fand. Im Briefkasten lag ein brauner Umschlag.
    Im Flur blinkte der Anrufbeantworter. Bruno drückte die Wiedergabetaste. Gruppenleiter Geißler fragte: »Na, Puma, haben Sie es sich überlegt?«
    Bruno riss die Fenster auf. Er hatte keine Lust wegzuziehen. Sollte Karen sich was Neues suchen. Bruno würde die Miete für drei Zimmer in Oberkassel auch allein berappen können. Er hatte keine hohen Kosten für

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